Polnischer Zloty mit erwartetem Abwertungsschub – KGHM interessant
Polens Währung bläst der kalte Wind ins Gesicht
Der polnische Zloty zeigte in den vergangenen Tagen eine auffällige Schwäche gegen den Euro, den Schweizer Franken und den US-Dollar. Im Zuge der zunehmenden Spannungen am Devisenmarkt hat der Zloty nun die wichtige Unterstützungsmarke von 4,6444 Zloty je Euro gebrochen. Langfristige Muster deuten nun auf einen neuen bevorstehenden Abwertungsschub hin. Ein mittelfristiger Profiteur könnte der weltweit zweitgrößte Silberproduzent KGHM sein.
Die Ereignisdichte steigt, und mit ihr die Turbulenzen. Zumindest erhält man diesen Eindruck bei einem Blick auf die Entwicklung des polnischen Zloty zum Euro. Im Zuge der deutlich steigenden hat die Risikoaversion globaler Anleger in den vergangenen Tagen nun wieder deutlich zugenommen. Neue administrative Lockdowns im Zuge der staatlichen Corona-Maßnahmen lasten auf den Stabilitäts-Projektionen der Investoren. Hinzu kommen die Spannungen an seiner Grenze zu Belarus, aber auch die Spannungen innerhalb und mit der EU über die polnische Justizpolitik.
Hinzu kommt eine hohe relative Stärke des US-Dollars, für den nicht weniger Marktteilnehmer steigende Zinsen erwarten, was den Risikoappetit nicht nur für die Emerging Markets, sondern auch für die Region Osteuropa senken könnte.
Jedoch wiesen wir bisher bereits mehrfach, zuletzt in unserem Beitrag ,,Charttechnische Situation des polnischen Zloty spitzt sich zu‘‘ vom 20.09.2021, darauf hin, dass das seit der Finanzkrise 2008/2009 gebildeten Muster klar andeutet, dass ein Ausbruch über die Marke von 4,6444 Zloty je Euro zu einer Abwertung weit über 5 Zloty führen könnte. Damit wird die aktuelle neue Schwäche des Zloty nicht nur von den neuen Ereignissen getrieben, sondern auch von seinem langfristigen Chartmuster!
Im Zuge dessen hat der polnische Zloty in dieser Woche auf Schlusskurs-Basis die Marke von 4,6444 Zloty je Euro überschritten, die bislang strukturell einer beschleunigten Abwertung noch entgegenstand.
Chart 1 zeigt, dass der Zloty seit der starken Abwertung im Zuge der Finanzkrise 2008/2009 eine Seitwärtsbewegung mit abnehmender Schwankungsbreite aufwies. Dabei lagen die folgenden Zwischenerholungen immer höher als die vorangegangenen. Gleichzeitig drückte der Wechselkurs seit dem Corona-Schock im März 2020 auf höhere Kursspitzen. Inzwischen wurde heute mit 4,68865 Zloty je Euro auch die in Chart 1 blau markierte Widerstandsmarke des Monatshochs vom April 2009 bei 4,68 Zloty je Euro überschritten.
Auf Wochencandle-Basis hat der Zloty in dieser Woche nun seine seit dem Corona-Crash im März 2020 laufende Seitwärtsbewegung abgeschlossen und könnte nun vor einem neuen Abwertungsschub stehen.
Relevant ist die jüngste Wechselkurs-Entwicklung auch für den in Polen beheimateten weltweit zweitgrößten Silberproduzenten KGHM Polska Miedz (PLKGHM000017). Das Unternehmen förderte 2020 43,4 Mio. Unzen Silber und profitiert von einer Abwertung des Zloty, da die Kosten im Inland in Zloty anfallen, die Umsätze aus dem Verkauf von Silber (und Kupfer) aber in US-Dollar.
Gegen den Schweizer Franken ist der polnische Zloty in dieser Woche unter den Tiefstkurs vom Januar 2015 und damit auf ein Allzeit-Tief gefallen. Im Januar 2015 hatte die Schweizer Notenbank die Kontrolle im Mindestkurs-Regime des Franken gegen den Euro zu einem Mindestpreis des Euro zum Franken von 1,20 Franken verloren und hatte damit einen Aufwertungsschock des Schweizer Franken ausgelöst.
Die nun mehr als 6-jährige Erholung des Zloty gegen den Franken ist nun zu Ende gegangen und könnte eine neue deutliche Abwertung des Zloty gegen den Schweizer Franken zur Folge haben. Dies dürfte vor allem jene polnischen Bürger interessieren, deren vermeintlich billigen Hypothekendarlehen auf Schweizer Franken lauten.
Und was ist das Fazit?
Der polnische Zloty steht von mehreren Seiten unter Druck. Ein stärkerer US-Dollar und ein größeres Zinsdifferenzial des Dollars zum Euro erhöhen die Risikoaversion der Anleger. Gleichzeitig ist der Zloty auf ein Allzeittief gegenüber der wichtigen früheren Refinanzierungswährung Schweizer Franken gefallen, was den finanziellen Stress vieler Polen erhöht. Die politischen Spannungen kommen hinzu und erhöhen zudem das ,,Event-Risiko‘‘ für den Zloty.
Sollte sich das strukturelle Signal in diesem Monat auch in einem Wechselkurs widerspiegeln, der aus diesem Muster ausbricht, so ist mit einem ersten Abwertungsschub in Richtung 4,80 Zloty je Euro zu rechnen.
Sollte die polnische Notenbank mit einer Zinsanhebung reagieren, könnte sich die Lage kurzfristig entspannen. Gleichwohl sind die strukturellen Spannungen nicht gelöst. Aus diesem Grund ist mittelfristig weiterhin mit einem Test der Marke von 5 Zloty je Euro und neuen Allzeittiefst-Kursen des Zloty zum Schweizer Franken zu rechnen.
19.11.2021 - Arndt Kümpel
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