SEC will massive Kursausschläge von Meme-Aktien wie AMC und GameStop noch genauer untersuchen
Verlust fast vorprogrammiert
Bei vielen Börsenneulingen sind aktuell die Meme-Aktien äußerst beliebt. Allerdings drohen bei diesen Papieren sogar kurzfristig riesige Verluste, weshalb es absolut richtig ist, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC jetzt den Handel solcher Papiere noch genauer untersucht.
In den vergangenen Monaten haben Meme-Aktien wie AMC Entertainment (US00165C1045) und GameStop (US36467W1099) mit massiven Kursbewegungen innerhalb der globalen Anlegergemeinde immer wieder für Furore gesorgt. Da die massiven Kurssprünge von nicht selten mehreren hundert Prozent aber kaum in einem realistischen Zusammenhang mit der fundamentalen Entwicklung standen und die Papiere zu unvorstellbar hohen Bewertungsniveaus gehandelt wurden, ist es jetzt absolut nachvollziehbar, dass die Wertpapieraufsichtsbehörde SEC jetzt diesen überaus volatilen Markt genauer unter die Lupe nehmen möchte. Demnach kündigte SEC-Chairman Gary Gensler nun eine Überprüfung der Handelsstrukturen an, wobei solche Aktien oftmals gar nicht über offizielle Börsenplätze, sondern über „Wholesaler“ und andere außerbörsliche Plattformen abgewickelt werden.
Insgesamt halten wir die Entscheidung der US-Aufseher, die Vorgänge rund um den Handel der Meme-Aktien auch an nicht offiziellen Börsenplätzen genauer zu untersuchen, für durchaus sinnvoll. Denn insgesamt bieten soziale Medien wie Reddit für viele Aktienpromotoren derzeit umfangreiche Möglichkeiten, um einen erheblichen Einfluss auf den Kursverlauf von bestimmten Aktien zu nehmen und davon selbst zu profitieren, insbesondere wenn die entsprechenden Papiere ein vergleichsweise geringes Handelsvolumen aufweisen. Jüngstes Beispiel war unter anderem der massive Kurssauschlag der windeln.de-Aktie (DE000WNDL201), über welchen wir in einem Artikel am Montag bereits berichteten. So erinnerte der Anstieg der bislang hoch defizitären Firma, die sich aus fundamentaler Sicht katastrophal entwickelte, an die wildesten Zeiten des Neuen Marktes, wobei damals Firmen mit niemals funktionierenden Geschäftsmodellen absurde Kursniveaus erreichten.
Finger weg von der AMC Entertainment- und GameStop-Aktie
Auf operativer Ebene stand AMC Entertainment, der Betreiber einer Kinokette, schon vor dem Ausbruch der Corona-Krise vergleichsweise schlecht dar. So arbeitete die Firma bereits im Jahr 2019 gemessen am Nettoergebnis deutlich defizitär, wobei die 2020er-Zahlen mit einem Umsatz von 1.24 Milliarden US-Dollar bei einem Nettoverlust von 4.59 Milliarden US-Dollar, wie recht leicht zu erahnen war, noch weitaus katastrophaler ausfielen. Auch wenn sich jetzt die Kinos wieder füllen und AMC nach und nach zurück in den alten Modus finden sollte, so rechnen die Analysten, dass der Konzern zumindest bis zum Jahr 2023 weiterhin vergleichsweise hohe Verluste schreibt. Da der Kino-Markt mit dem Siegeszug von Streaming-Diensten ohnehin kaum Wachstumschancen bietet, ist die aktuelle Marktkapitalisierung von rund 23 Milliarden US-Dollar kaum nachzuvollziehen, wobei die Firma unserer Einschätzung nach vielmehr nur grob geschätzt ein Zehntel wert sein dürfte.
Ähnlich angeschlagen ist auch der Computerspiele-Händler GameStop, wobei die Firma durch ihre zahlreichen Ladenlokale, die sich auch zahlreich in Deutschland befinden, einem breiten Publikum bekannt ist. So können Spiele und Zubehör direkt über das Internet oder bei leistungsfähigen E-Commerce-Anbietern wie Amazon.com (US0231351067) teilweise weitaus schneller oder zu günstigeren Konditionen erworben werden, was die Perspektiven der Firma langfristig ebenfalls infrage stellt. Entsprechend raten wir dringend, beide Titel strikt zu meiden.
10.06.2021 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch
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