SVB Financial reißt die Märkte in die Tiefe, First Republic Bank gerät ins Schleudern, auch die Credit Suisse treibt Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn und die Commerzbank wird mit in die Tiefe gerissen
Die Angst beherrscht die Märkte
Eine Woche wie die gerade ausgelaufene haben die Anlegerinnen und Anleger schon lange nicht mehr erlebt. Eine bisher noch überschaubare Bankenkrise hat dafür gesorgt, dass die kleine Rallye vom Jahresbeginn sich vollständig in Luft aufgelöst hat. Wenig überraschend hat es dabei die Aktien der (großen) Banken besonders schwer erwischt.
Seinen Anfang nahm das Drama schon Ende der vorherigen Woche, als SVB Financial (US78486Q1013) einigermaßen überraschend eine Notfall-Kapitalerhöhung verkündete. Zu jener sollte es aber nicht kommen. Stattdessen versuchten die Kunden panisch, ihre Einlagen abzuholen und sorgten so letztlich für einen Zusammenbruch der Silicon Valley Bank. Das Unternehemn wurde mittlerweile unter die Fittiche der Finanzhüter genommen; die Aktie bleibt dem Handel fern.
Es handelt sich bei der Silicon Valley Bank um ein eher kleines und spezielles Institut und die Politik hat bei dem Thema schnell und beherzt durchgegriffen, um so möglichst für Stabilität zu sorgen. Dummerweise ist das aber nicht so recht gelungen. Den Anlegern steht die Furcht vor einer neuen Finanzkrise ins Gesicht geschrieben. Dass dann auch noch weitere Pleiten folgten, macht die Angelegenheit nicht besser.
Rettung für First Republic Bank
Damit die US-Regionalbank First Republic Bank (US33616C1009) sich noch über Wasser halten kann, wurde für das Institut von gleich elf Banken eine Rettung in die Wege geleitet. Mit 30 Milliarden USD an zusätzlicher Liquidität soll hier ein Scheitern vermieden und das Vertrauen in die Finfanzmärkte gestärt werden. Auch das hat offensichtlich aber bisher nicht den erwünschten Effekt gehabt.
Der Aktienkurs von First Republic reagierte schwer negativ und bei Verlusten von rund 75 Prozent in nur einer Woche kann von Beruhigung wahrlich nicht die Rede sein. Zu groß ist die Sorge an den Märkten, dass das dicke Ende durch die jetzogen Maßnahmen lediglich verschleppt werden könnte. Auch wenn bisher noch kein angesehener Ökonom von der nächsten großen Krise ausgeht, so schwebt diese doch wie ein Damoklesschwert über den Märkten und treibt die Investoren in die Flucht.
Credit Suisse heizt Europa ein
Ferngehalten haben sich solche Bedenken auch nicht aus Europa. Hier war es die Credit Suisse (CH0012138530), welche die Finanzmärkte in Atem gehalten hat. Für reichlich Skandale und andere Problemchen sorgte das Schweizer Finanzinstitut freilich schon seit einer kleinen Ewigkeit. In der aktuellen Stimmung wiegt all das aber gleich doppelt so schwer. Mittlerweile musste hier die angesehene Schweizer Nationalbank eingreifen. Die Erfolge waren leider ähnlich überschaubar wie jenseits des Atlantiks.
Die Credit Suisse-Aktie schmierte weiter ab, nachdem die sich ohnehin schon seit Jahren in einem kontinuierlichen Abwärtstrend befand. Zum Wochenende schlug das Papier bei mageren 1,87 Euro auf. Im Laufe der Woche wurde bei 1,68 Euro ein neues Allzeit-Tief markiert. Der Weg nach Norden scheint momentan vollkommen versperrt zu sein und mehr noch als die meisten anderen Banken wird hier viel passieren müssen, um wieder neues Vertrauen zu gewinnen.
Ausverkauf bei der Commerzbank
Bei der Commerzbank (DE000CBK1001) traten in dieser Woche eigentlich keine großen Skandale oder Hiobsbotschaften auf. Dennoch wurde die Aktie des Geldhauses in Sippenhaft genommen und stürzte um fast 20 Prozent auf nur noch 9,19 Euro per Handelsschluss am Freitag in die Tiefe. Zuvor galt das Papier noch als recht aussichtsreich, nachdem die Commerzbank nach schweren Jahren den Sprung zurück in die schwarzen Zahlen und in den DAX geschafft hatte.
All das tritt nun aber in den Hintergrund. Sollte tatsächlich die nächste Bankenkrise bevorstehen, würde es auch nicht viel helfen. Die Sorgen der Aktionäre mögen derzeit zuweilen irrational erscheinen. Da viele die letzte Finanzkrise noch selbst miterlebt haben, will sich aber schlicht niemand die Finger verbrennen. Die Stimmung bleibt im Keller und die Aussichten auf eine schnelle Erholung sind minimal.
Wie geht es weiter?
Die aktuelle Situation lässt sich mit jener der Bankenkrise 2008 nicht exakt vergleichen. Damals kam mit Lehman Brothers eine große Bank zu Fall und die Behörden reagierten nur sehr träge, sodass schnell Chaos ausgebrochen ist. Aktuell sind bisher nur kleinere Banken unter die Räder gekommen und die Markthüter scheinen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben. Ein handfestes Einbrechen der Märkte ist da noch lange nicht in Stein gemeißelt. Ausschließen lässt es sich aber leider auch nicht, denn gerade bei Banken hängt vieles, wenn nicht alles, vom Vertrauen ab. Wird dieses zerstört, kann es trotz aller Sicherheitsmechanismen zum Kollaps kommen. Ruhe bewahren ist auch für Börsianer stets eine gute Herangehensweise, doch kann und sollte sich eben auch niemand darauf verlassen, dass es nicht noch schlimmer kommen könnte.
18.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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