SVB Financial im Visier der Fed, die Commerzbank schafft es wieder in den grünen Beriech, auch die Deutsche Bank kann zulegen, derweil bleibt Credit Suisse dem Abwärtstrend treu
Schreck lass nach!
Nach einem desaströsen Start in die neue Woche brachte der Dienstag an den Börsen wieder etwas Erleichterung mit sich. Die Börsianer haben die Pleite von SVB Financial für den Moment verdaut und zudem gab es erneut niedrigere, aber noch immer hohe, Inflationszahlen aus den USA zu sehen. Das nimmt zumindest den Zinssorgen etwas Wind aus den Segeln.
Das Thema SVB Financial (US78486Q1013) ist dabei noch lange nicht durch. Die US-Notenbank Fed kündigte in der Sache eine umfassende Überprüfung an. Damit soll festgestellt werden, wie die auf die Finanzierung von Startups spezialisierte Bank reguliert und beaufsichtig wurde. Daraus sollen dann auch entsprechende Schlüsse gezogen werden. Wie genau jene aussehen könnten, bleibt für den Moment offen.
Das Ergebnis der Untersuchung soll bereits am 1. Mai vorgestellt werden. Bis dahin werden die Diskussionen kaum verstummen und auch nach einem wieder etwas freundlicheren Handelstag bleibt die latente Sorge, dass es in naher Zukunft den einen oder anderen Nachahmer von SVB Financial zu sehen geben könnte. Die Aktie des Geldhauses selbst bleibt dem Handel weiterhin fern, was wohl auch erst einmal so bleiben dürfte.
Die Commerzbank schnauft durch
So richtig erholen konnte die Commerzbank (DE000CBK1001) sich von Verlusten im zweistelligen Prozentbereich am Montag noch nicht. Immerhin ging es gestern aber in die richtige Richtung und immerhin um 2,9 Prozent auf 10,33 Euro aufwärts. Die Bullen verteidigen damit erfolgreich die wichtige 10-Euro-Linie und legen damit auch den Grundstein dafür, den jüngsten Aufwärtstrend weiter am Leben zu erhalten.
Einfacher wird es für die Commerzbank allerdings nicht. Dass sich in den USA Aussichten auf eine etwas gemäßigtere Gangart bei Zinserhöhungen ergeben, ist für das Frankfurter Geldhaus nicht unbedingt ein gute Nachricht. Dass dort die Gewinne wieder sprudeln, ist schließlich zu weiten Teilen gestiegenen Zinsen zu verdanken und eigentlich war schon ein Stück weit eingepreist, dass jene im laufenden Jahr weiter anziehen werden. Sollte dem nicht der Fall sein, könnten der Commerzbank-Aktie noch weitere Gewinnmitnahmen bevorstehen.
Auch die Deutsche Bank ringt um Fassung
Die Zinsen sind für die Deutsche Bank (DE0005140008) nach der Ansicht der meisten Beobachter ein weniger akutes Thema als bei der Commerzbank. Entsprechend nahmen die Anleger hier die Inflationsdaten aus den USA etwas gelassener zur Kenntnis und es ging am Dienstag um 4,28 Prozent auf 10,58 Euro aufwärts. Auch hier kann aber von einer Erholung nur mit viel Wohlwollen die Rede sein.
Auf 5-Tages-Sicht notiert die Deutsche Bank noch immer etwas mehr als acht Prozent tiefer und die weiteren Aussichten bleiben eher nebulös. Freuen können die Anteilseigner sich für den Moment allenfalls darüber, dass die Deutsche Bank-Aktie sich charttechnisch einigermaßen stabil präsentiert. Es gibt aber noch keinerlei Grund, um sich darauf schon auszuruhen und die jüngste Krise abzuhaken.
Credit Suisse enttäuscht auf ganzer Linie
Überhaupt nicht profitieren von der besseren Marktsimmung konnte Credit Suisse (CH0012138530). Die allgemeine Erholung hat hier einzig dafür gesorgt, dass die weiteren Verluste sich einigermaßen in Grenzen hielten. Nachdem das Institut verspätete Zahlen vorlegte und recht offen über bestehende Probleme sprach, trieb es aber letztlich noch mehr Anleger in die Flucht. Der Kurs gab um 1,67 Prozent auf nur noch 2,36 Euro nach.
Die Baustellen bei Credit Suisse sind zu zahlreich, als dass sie sich an dieser Stelle auflisten ließen, ohne den Rahmen zu sprengen. Klar ist aber, dass der Ruf der Schweizer Großbank schwer gelitten hat und in den letzten Jahren so einiges falsch gelaufen ist. Es dürfte eine ganze Weile dauern, um bei den Aktionären wieder für Vertrauen zu sorgen – so dies denn überhaupt geschehen mag.
Nur nicht zu früh freuen
Eine (technische) Gegenbewegung war nach den schweren Verwerfungen der letzten Tage wohl nur zu erwarten. Jene fiel gestern aber, vor allem im Bankensektor, eher überschaubar aus. Von einer endgültigen Trendwende lässt sich da kaum sprechen und die großen Sorgen und Nöte nach der SVB-Pleite sind längst nicht aus der Welt geschafft. Auch wenn die Reaktionen darauf etwas übertrieben ausgefallen sein mögen, so ist das noch lange kein Garant dafür, dass wir nun eine langanhaltende Erholung zu sehen bekommen. Anleger tun da gut daran, weiterhin vorsichtig zu bleiben und das Marktgeschehen genau im Auge zu behalten.
15.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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