Evergrande spekulativ, Valneva mit Lebenszeichen, Gazprom taktisch, Shell strategisch
Relative Stärke als Suchraster in der Korrektur
Während die großen Aktienindizes den Gummiball-Effekt nach dem gestrigen Kursrutsch proben, sieht die Lage auf Einzeltitelebene etwas anders aus. Während die Entwicklung um die Aktie der chinesischen Evergrande zur Szenarioanalyse einlädt, kann sich die Aktie von Valneva wieder erholen. Die Aktie von Royal Dutch Shell profitiert von der strategischen ,,Säuberung‘‘ des Portfolios, und Gazprom lädt zu einem Blick auf den langfristigen Chart ein.
Die Börsen befürchten bei Evergrande (KYG2119W1069) das Schlimmste, was auch die weiter hohen Umsätze an der Börse Hongkong zeigen. Doch man fragt sich, wer diese vielen Evergrande-Stimmrechte zu etwas mehr als 2 HKD pro Stück kauft? Sind es reine Spekulanten, die den schnellen Gewinn wollen? In China mit seinem allumfassenden Kontrollanspruch der KP Chinas ist das ein wenig wahrscheinliches Szenario. Auch in Peking dürfte man Churchill und sein ,,Never let a good crisis go to waste‘‘ gelesen haben. Dazu passt jedenfalls die heute Aussage des OECD-Chefvolkswirts Laurence Boon, dass die chinesischen Behörden die fiskalischen und monetären Kapazitäten hätten, den Schaden der Krise um Evergrande zu begrenzen.
In die andere Richtung unterwegs ist heute dagegen die Aktie von Valneva (FR0004056851). Sie gewinnt aktuell in Paris 7,03 5 auf 11,72 Euro. Zwar sind die Umsätze niedrig, aber immerhin hat die Unterstützung vom 11.08.2021 bei 10,46 Euro gehalten. Nun könnten zumindest aus charttechnischer Sicht bereits kleinere positive Nachrichten zu einem deutlichen Kursanstieg führen, welche bis zur Widerstandszone um 14 Euro führen können. Für das Schließen des darüber liegenden großen Kurs-Gaps braucht es dann aber etwas mehr fundamentalen ,,Drive‘‘. Schaut man im Valneva-Chart zudem einmal etwas zurück, lassen sich auch Konsolidierungsmuster finden, welche dem Absturz nach der Vertragsstornierung Großbritanniens durchaus ähnlichsehen. Sollte sich diese Vermutung verdichten, hat die Aktie ihren höchsten Kurs noch nicht gesehen.
Dies ist auch bei den großen Öl- und Gaskonzernen zu vermuten. Die Aktie von Shell (GB00B03MLX29) kann heute bislang 4,39 % auf 17,636 Euro auf Xetra zulegen, nachdem der Konzern in der Nacht gemeldet hatte, dass man seine Anteile am größten Ölfeld der USA für 9,5 Mrd. US-Dollar an den Mitbewerber ConcoPhillips verkauft hat. Die Ölschiefer-Förderung im Perm-Becken im US-Bundesstaat Texas passte nicht zur neuen Strategie des Umstieges auf ,,clean energy‘‘. Nun soll stattdessen der Bereich sauberer Energiequellen wie Solar- oder Windkraft ausgebaut werden.
Ebenfalls Rückenwind hat heute die Aktie von Gazprom (US3682872078). Der gestrige Rückgang auf 7,535 Euro dürfte Öl- und Gasoptimisten zu Nachkäufen inspiriert haben. Denn aus langfristiger Perspektive hat die Aktie nach dem Break des Widerstandes vom November 2019 bei 7,665 Euro mittelfristig einen vollen Tank! Nur ein abstürzender Gaspreis könnte diesem Szenario einen Strich durch die Rechnung machen, aber danach sieht es im Moment nicht aus.
Und was ist das Fazit?
Einzeltitel-Impulse prägen heute auch in der Erholung nach dem Evergrande-Schwächeanfall die Börsen. Das Such-Raster, in Schwächephasen nach Werten mit hoher relativer Stärke Ausschau zu halten, könnte sich dabei noch als profitabler Ansatz herausstellen.
21.09.2021 - Arndt Kümpel
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