Tesla erneut mit Problemen, Volkswagen ringt sich zu (vorübergehenden) Rabatten durch, Mercedes-Benz punktet bei der Dekarbonisierung und BYD bleibt bei Analysten gefragt
Die Autobranche rund um Tesla, Volkswagen und Co. hat schon bessere Zeiten erlebt
Seit einer Weile schon werden Aktien aus der Auto-Branche an den Märkten eher kritisch beäugt. Vor allem die E-Mobilität sorgt im laufenden Jahr für teils große Ernüchterung. Mit dem Auslaufen diverser staatlicher Förderungen, nicht nur in Deutschland, scheint die Nachfrage deutlich nachzulassen. Noch dazu machen sich Inflation und Konsumschwäche bemerkbar.
Als wäre die Lage nicht ohnehin schon schwierig genug, muss Tesla (US88160R1014) nun auch noch einen neuerlichen Rückruf in den USA ankündigen. Wie die „WirtschaftsWoche“ berichtet, müssen 125.000 Autos aller vier Baureihen überarbeitet werden. Grund dafür ist der Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften. Ein Warnsystem wird wohl nicht wie vorgesehen aktiviert, wenn der Fahrer sich abschnalle, heißt es bei der US-Aufsichtsbehörde NHTSA.
Ungewöhnlich sind solche Meldungen bei Tesla nicht. Doch es fällt aktuell sehr viel schwieriger als in der Vergangenheit, darüber großzügig hinwegzusehen. Das Wachstum bei Tesla hat schwer nachgelassen und die Auslieferungen können die Anleger nicht mehr überzeugen. Schon seit über einem Jahr gewährt Tesla immer neue Rabatte, um die Nachfrage möglichst hoch zu halten. Zum Teil gelingt dies zwar, doch die Margen rauschten als Folge in die Tiefe. An der Börse wertete die Aktie seit Jahresbeginn um knapp 30 Prozent bis auf 161,52 Euro ab.
Volkswagen dreht zur EM an der Preisschraube
Im Vergleich dazu hinterlässt Volkswagen (DE0007664039) eine erstaunlich gute Figur. Von einem Aufwärtstrend ist bei der Aktie des Wolfsburger zwar nichts zu sehen. Immerhin hält der Kurs sich aber seit Jahresbeginn stabil. Mit 115 Euro zum Wochenende ist sogar ein Plus von 1,9 Prozent zu verzeichnen. Partystimmung herrscht bei den Anteilseignern aber keineswegs. Gerade in China hat Volkswagen zu kämpfen. Auf eine Rabattschlacht will man sich jedoch nicht einlassen.
Zumindest während der Fußball-EM in Deutschland gibt es nun aber einige Preisnachlässe, wie „Motor1“ berichtet. Bei den sogenannten GOAL-Sondermodellen soll es Preisvorteile von bis zu 3.700 Euro gegenüber vergleichbar ausgestatteten Modellen geben. Zur Wahl steht eine breite Auswahl an VW-Modellen mit sämtlichen Antriebsarten. Ob mit diesem Rabatt über Umwege neue Erfolge gefeiert werden können, bleibt abzuwarten. Eine ähnliche Aktion während der WM 2006 in Deutschland soll aber wohl auf viel Gegenliebe gestoßen sein.
Mercedes-Benz auf dem richtigen Weg?
Die verhaltene Nachfrage nach E-Autos hat Mercedes-Benz (DE0007100000) unlängst zum Umdenken bewogen. Auch nach 2030 wollen die Stuttgarter Verbrenner im Programm behalten und kündigten damit faktisch eine Abkehr der vorherigen „Electric-only-Strategie“ an. Kritiker sehen darin einen Schritt in die falsche Richtung und die Opferung des Klimaschutzes zugunsten schneller Gewinne.
Mercedes-Benz selbst dürfte dies ein wenig anders einschätzen und bekommt dafür nun auch ein schlagkräftiges Argument an die Hand. Laut des Umweltforschungsverbunds ICCT werden dem Autobauer große Fortschritte bei der Dekarbonisierung bescheinigt. Darüber berichtete „Der Aktionär“. Im „Global Automaker Rating 2023“ steigt Mercedes-Menz im vergleich zum Vorjahr um drei Plätze auf den nun vierten Rang. Auch in den Augen der Anleger geht Mercedes-Benz in die richtige Richtung. Zuletzt musste die Aktie durchaus Korrekturen verkraften, blickt aber dennoch auf ein Plus von fast fünf Prozent seit Jahresbeginn.
BYD versetzt Analysten ins Staunen
Noch etwas besser schneidet BYD (CNE100000296) mit einem Plus von rund 5,5 Prozent im laufenden Jahr ab. Der chinesische Autobauer hat große Expansionspläne, stößt dabei allerdings vermehrt auf Widerstand. Bereits eingeführte oder angedrohte Einfuhrzölle drohen die Expansion gen Westen zu torpedieren. Entmutigen lässt sich BYD allerdings nicht und wenig zu meckern gibt es bisher auf dem gigantischen Heimatmarkt.
Dort soll in Zukunft ein neues Hybrid-Fahrzeug mit einer Reichweite von bis zu 2.100 Kilometern die Herzen der Verbraucher erobern. Die Analysten von Morgan Stanley erkennen dafür gute Chancen und haben für die Technologie nur lobende Worte übrig. Allerdings bleibt es bei einer neutralen Einschätzung und einem Kursziel von umgerechnet rund 27 Euro. Am Wochenende brachte die BYD-Aktie es auf 25,98 Euro.
Chancen und Risiken
Abschütteln konnten die Autobauer die großen Herausforderungen unserer Zeit bisher noch nicht. Es scheint aber, als wären Konsumschwäche sowie die Flaute bei E-Autos mittlerweile weitgehend eingepreist. Daraus ergibt sich die Chancen, dass mancher angeschlagene Titel im Laufe des zweiten Halbjahres zu ansehnlichen Erholungen ausholen könnte. Hoffnung machen diesbezüglich auch weiterhin mögliche Zinssenkungen. Dem gegenüber steht jedoch das Risiko, dass es weitere Enttäuschungen zu sehen geben wird. Stand heute sind Investments im Sektor ein Stück eine Wette darauf, ob die Talsohle bereits durchschritten wurde.
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02.06.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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