Imagewandel bei Tesla, Volkswagen geht in die heiße Phase, Stellantis setzt auf China-Autos und BYD bleibt begehrt bei Analysten
Die Autoindustrie wird immer mehr zum Politikum
Nicht nur in Deutschland gilt die Autobranche als Schlüsselindustrie. Rund um den Globus finden sich hier unzählige Arbeitsplätze und ein bedeutender Anteil an Wertschöpfung. Da ist es nur nachvollziehbar, dass Politik bei den Herstellern stets auch eine Rolle spielt. Das trifft auf den einen mehr und auf den anderen weniger zu.
Bei Tesla hat der Chef höchstselbst dafür gesorgt, dass ein Tesla (US88160R1014) mittlerweile stets und immer mit einem politischen Statement verbunden wird. Der Wandel von Elon Musk lässt viele ehemalige Kunden enttäuscht zurück. Die machen ihrem Unmut Luft, indem sie ihre Teslas mit kleinen und großen Stickern versehen. Die Verkaufszahlen davon schossen nach der US-Wahl laut Medienberichten auf Rekordwerte. Zu lesen sind vermehrt Slogans wie „I bought this car before Elon went crazy“. Zu Deutsch bedeutet dies sinngemäß, das Auto sei gekauft worden, bevor Elon verrückt wurde.
Angehörig fühlen sich die Nutzer solcher Sticker dem „Anti Elon Tesla Club“. Wie groß dessen Ausmaße sein mögen, ist nicht überliefert. Klar ist aber, dass derartige Naturen sich bei ihrem nächsten Fahrzeug nach Alternativen umsehen dürften. Es bleibt unklar, wie sich die politischen Avancen und das Anbandeln mit rechtsextremen Positionen von Elon Musk langfristig auf die Verkaufszahlen auswirken mag. Der Aktie hat es bisher nicht geschadet. Jene fand sich am Wochenende bei 345,16 US-Dollar und damit gut 30 Prozent höher als noch vor der US-Wahl.
Bei Volkswagen endet die Friedenspflicht
Volkswagen (DE0007664039) befindet sich auch ein wenig auf Konfrontationskurs mit der Politik. Nachdem der Konzern das jüngste Angebot zu Einsparungen der Arbeitnehmervertreter abgelehnt hat, sind jene natürlich wenig begeistert. Zum heutigen Tage endete die Friedenspflicht. Die erste Amtshandlung zum 1. Dezember war bei der IG Metall nicht das Öffnen des Türchens im Adventskalender, sondern ein symbolisches Glockenschwingen. Der Gewerkschaft zufolge beteiligten sich etwa 300 Menschen an der Aktion am Freitagabend.
Die Politik wird hier zum Thema, da das Land Niedersachsen mit rund 20 Prozent an Volkswagen beteiligt ist und entsprechend ein großes Gewicht bei anstehenden Entscheidungen haben wird. Bisher zeigte man sich gegenüber Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen eher ablehnend. Experten gehen allerdings davon aus, dass die aus sinkenden Absatzzahlen und anderen Widerständen bestehende Realität von der Politik letztlich doch anerkannt werden wird. Für den Moment wissen wir aber erstmal nur, dass es bei Volkswagen im neuen Monat sehr ungemütlich werden dürfte.
Stellantis macht sich selbst Konkurrenz
Zur Politik in Europa gehört auch, dass chinesischen Anbietern das Leben schwergemacht werden soll. Die Sorge ist groß, dass billige E-Autos aus Fernost den hiesigen Herstellern das Wasser abgraben könnten. Stellantis (NL00150001Q9) stellt sich diesbezüglich nicht unbedingt schützend vor die eigenen Marken. Wie in der „FAZ“ zu lesen ist, bringt der Konzern zwei Modelle von Leapmotor selbst nach Europa. Bestellen lassen sie sich bereits seit September. Hintergrund ist auch eine Beteiligung am Unternehmen, welche Stellantis im vergangenen Jahr auf den Weg brachte.
Der Kleinwagen T03 ist ab 18.900 Euro zu haben und wird als Konkurrent zum Opel Corsa angesehen. Der deutlich größere C10 wechselt ab 37.600 Euro den Besitzer und könnte dem Opel Grandland Konkurrenz machen, der erst ab 46.750 Euro zu haben ist. Dank der Fertigung in Polen umgeht Stellantis Einfuhrzölle und noch dazu stehen die chinesischen Fabrikate ihren Gegenspielern aus Europa in kaum etwas nach. In einigen Aspekten, beispielsweise der Software, sollen sie sogar besser abschneiden. Stellantis versteht den Vorstoß auch als Ansporn für europäische Marken. Die Aktie blieb derweil mit 12,50 Euro zum Wochenende in ausgesprochen niedrigen Gefilden.
BYD: Der Liebling der Analysten
Nur wenige Auto-Aktien konnten sich in diesem Jahr positiv entwickeln. Eine davon ist BYD (CNE100000296) mit einem Plus von gut 26 Prozent seit Jahresbeginn. Trotz der zunehmend unfreundlichen Politik gegenüber chinesischen Herstellern im Westen und der schleppenden Expansion in Europa läuft bei dem Unternehmen wenig verkehrt. Anders als bei VW und Co. gingen die Absatzzahlen auf dem gigantischen Heimatmarkt verlässlich in die Höhe.
Die meisten Analysten rechnen damit, dass dieser Trend sich fortsetzen wird und so hagelt es unverändert Kaufempfehlungen für BYD. Optimistisch stimmte zuletzt viele Anleger die nächte Generation von Blade-Batterien, die für das kommende Jahr erwartet werden. Damit könnte BYD nicht nur bei den eigenen Fahrzeugen neue Standards setzen, sondern auch enorme Erfolge durch den Vertrieb an andere Autobauer einfahren.
Es ist noch nicht vorbei
Trotz mancher Ausnahme befindet sich die Automobilindustrie weiterhin in der Krise, was in der Politik auch im nächsten Jahr ein heißes Thema sein wird. Damit verbunden sind zwar durchaus Chancen, sollte es Entlastung für die Konzerne geben. Wann immer Politik im Spiel ist, haben Anleger es aber auch mit einer gehörigen Portion Ungewissheit zu tun. Mancher Einstiegskurs mag mittlerweile verführerisch wirken, was aber weiterhin mit einer großen Portion Skepsis zu behandeln ist.
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01.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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