Nach schweren Korruptionsvorwürfen gegenüber dem indischen Milliardär Gautam Adani friert TotalEnergies die Beziehungen zu dessen Konzernen bis auf Weiteres ein
Die Bären erhalten frisches Futter und die TotalEnergies-Aktie gibt nach
Vollkommen neu sind Vorwürfe gegenüber dem indischen Milliardär Gautam Adani nicht. Vor zwei Jahren schon hagelte es Kritik vom Shortseller Hindenburg Research, was aber weitgehend im Sand verlief. Nun erhält die Kritik eine neue Dimension, nachdem in den USA gleich zwei bedeutende Entwicklungen ins Rollen geraten sind. Das hat auch Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen zu TotalEnergies.
Der französische Energiekonzern TotalEnergies (FR0000120271) kündigte kürzlich an, bis zu einer Klärung aktueller Vorwürfe keine neuen finanziellen Beiträge an die Adani-Gruppe leisten zu wollen. Beteiligt ist man zu rund 20 Prozent an Adani Green Energy und zu 37,4 Prozent an Adani Total Gas. Hintergrund sind Ermittlungen gegen Adani in den USA, über die TotalEnergies nach eigener Aussage im Vorfeld nicht informiert gewesen sei.
TotalEnergies liegt damit auf der gleichen Linie wie viele andere Unternehmen und selbst ganze Staaten distanzieren sich vom zweitreichsten Mann Indiens nach Mukesh Ambani. Für Aufruhr sorgt das Thema auch in der indischen Regierung. Die Opposition übt schon seit Längerem Kritik an Adani. Nachdem eine Diskussion zu dem Thema gefordert wurde, musste eine Sitzung der Volksvertreter zeitweise unterbrochen werden. Die Emotionen kochen allem Anschein nach immer weiter hoch.
TotalEnergies: Die Anleger verhalten sich vorsichtig
Letzte Woche brachten die USA eine Klage gegen Gautam Adani und sieben weitere Personen auf den Weg, welche sich mit einem mutmaßlichen Betrugs- und Schmiergeldsystem beschäftigt. Konkret vorgeworfen wir dem Unternehme unter anderem, etwa 265 Millionen US-Dollar an Regierungsbeamte in Indien gezahlt zu haben, um sich damit Zugriff auf Großaufträge sichern zu können. Zudem hat die Börsenaufsicht Adani im Visier und wirft ihm irreführende Aussagen in einem Verkaufsprospekt für eine Anleihe vor. Begründet wird dies vordergründig mit dem Verhalten von Gautam Adani und seinem Neffen Sagar Adani.
Selbstredend sieht der beschuldigte Konzern die Angelegenheit vollkommen anders und kündigte bereits Rechtsmittel an. Offen bleibt, wie sich der Skandal auf Partner wie TotalEnergies auswirken mag. Die Anteilseigner gingen hier aber schon mal auf Abstand. Am Montag verlor die TotalEnergies-Aktie um nicht ganz zwei Prozent an Wert und landete per Handelsschluss bei 55,97 Euro. Von hier aus ist der Abstand zum 52-Wochen-Tief bei 55,23 Euro mehr als überschaubar.
Einen weiteren Rückschlag kann TotalEnergies momentan nicht gebrauchen. An der Börse steht der Konzern ob niedriger Ölpreise schon seit einer ganzen Weile unter Druck. Der aktuelle Abwärtstrend ist schon seit über einem halben Jahr aktiv und seit den Höchstständen aus dem Frühjahr sind Kursverluste von fast 20 Prozent zu beklagen. Es ist absolut im Bereich des Möglichen, dass die Franzosen mit den mutmaßlichen Betrügereien und Korruptionsaktivitäten von Adani nichts am Hut haben. Dennoch gibt es für den Moment Zweifel und damit auch Futter für die Bären.
Es fehlt an Lichtblicken
Dem gegenüber stehen auch nur wenige Anzeichen auf schnelle Besserung. Die Konjunktur in China kommt noch immer nicht recht aus dem Quark und die Nachfrage nach Öl fällt entsprechend eher mau aus. Dazu gesellt sich der Wahlerfolg von Donald Trump, der bei der Ölförderung sehr wahrscheinlich überhaupt keine Hemmungen kennen wird. Solche und weitere Entwicklungen sprechen dafür, dass Öl- und Energiepreise in den kommenden Jahren auf einem eher niedrigen Niveau liegen dürften.
Die Märkte stellen sich auf ein solches Szenario ein und verlieren zunehmend das Interesse an Aktien wie TotalEnergies. Zwar verdient der Konzern weiterhin gutes Geld und muss nicht einmal ansatzweise um seine Existenz bangen. Das allein reicht aber nicht aus, um die Börsianer in Kauflaune zu versetzen. Es fehlt an neuen Wachstumsaussichten und so finden die Märkte derzeit schlicht attraktivere Optionen für Investments.
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26.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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