Valnevas Impfstoff kommt in Deutschland an, die Freude darüber fällt überschaubar aus
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Nachdem Valneva endlich die Zulassung in der EU erhalten hat und kürzlich immerhin ein paar Impfdosen an selbige verkaufen konnte, steht der Corono-Totimpfstoff der Franzosen nun kurz vor der Markteinführung. In Deutschland wird die bisher einzige zugelassense Totimpfung gegen das Coronavirus wohl ab September erhältlich sein. Mit einem großen Run darauf rechnet aber kaum jemand.
Schließlich war schon bei Novavax die Enttäuschung groß darüber, dass kaum jemand den alternativen Impfstoff haben wollte. Zwar handelte es sich dabei um keinen klassischen Totimpfstoff. Es kam aber auch keine mRNA zum Einsatz, sodass Skeptiker dieser Technik durchaus eine Alternative erhielten. Von Beginn an zweifelten einige Experten aber daran, dass es wirklich viele Menschen gibt, die sich an der Technik bei den Impfstoffen stören. Als wahrscheinlicher gilt, dass die meisten Skeptiker mit Impfungen im Allgemeinen ein Problem haben.
Sollten solche Vermutungen zutreffen, dürfte auch der Impfstoff von Valneva (FR0004056851) wie Blei in den Regalen liegen. Wenig beliebt dürfte der auch als Auffrischungsimpfung sein, denn die Wirkung gegenüber Omikron sowie den Subtypen BA.4 und BA.5 ist derzeit noch vollkommen ungewiss. Angepasste Vakzine von BioNTech (US09075V1026) und Moderna (US60770K1079) gelten aber als sehr viel aussichtsreicher.
Unter diesen Voraussetzungen ist nicht auszuschließen, dass es bei Valneva schon bald die nächste Enttäuschung geben wird und es bei den 1,25 Millionen georderten Impfdosen an die EU bleibt. Die hat theoretisch noch die Option, noch einmal so viele Impfdosen nachzubestellen. Es ist aber eher fraglich, ob das nötig sein wird. Zum Vergleich: ursprünglich sah der nachverhandelte Liefervertrag die Lieferung von bis zu 60 Millionen Impfdosen vor.
Letzte Chance für Valneva
Über die vielen Herausforderungen für Valneva wurden schon endlos viele Worte verloren. Jetzt hat das Unternehmen wohl ein letztes Mal die Gelegenheit, sich mit seinem Corona-Totimpfstoff bei den Anlegern zu beweisen. Wer weiß, vielleicht fällt die Nachfrage doch höher aus als erwartet, laufende Studien belegen einen guten Schutz vor Omikron und die EU ordert felißig Vakzine nach. Eine solches Szenario ist nicht vollkommen unmöglich. Fest ausgehen können die Börsianer davon aber natürlich auch nicht.
Nicht einmal Valneva selbst scheint sich diesbezüglich noch allzu große Hoffnungen zu machen. Zumindest wurde die Produktion des Corona-Impfstoffs bereits vollständig gestoppt und diese wieder hochzufahren, ist nicht mal eben per Fingerschnipp erledigt. Die Skepsis ist aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar und auch wenn es schmerzt, so wird das Thema Coronaimpfung bei dem französischen Unternehemn erst einmal aufs Abstellgleis gelegt werden müssen. Wer hier noch über eine Investition nachdenkt, sollte an Corona schlicht gar nicht mehr denken.
Eine riskante Angelegenheit
Selbstredend hat Valneva noch einges mehr in der Pipeline als nur Corona-Impfstoffe. Für die größte Aufmerksamkeit sorgte zuletzt ein Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus, welcher auch aus Anlegersicht durchaus aussichtsreich ist. Solche und andere Projekte haben aber selbstredend eine deutlich kleinere Zielgruppe als Corona-Impfstoffe, zudem lässt sich ein Erfolg und eine Zulassung nicht garantieren. Es gibt also weiterhin Grund für Optimismus, aber eben auch für Vorsicht auf Anlegerseite.
Unter dem Strich gilt es für die Aktionäre da vor allem, kleinere Brötchen zu backen. Genau das wird an der Börse auch getan. Nachdem die Valneva-Aktie von ihrem 52-Wochen-Hoch bei 30,50 Euro bis unter die Marke von 10 Euro gefallen ist, scheint sie sich knapp darunter derzeit etwas zu stabilisieren. Verglichen mit den Kursen aus dem vergangenen Jahr und den großen Hoffnungen, die viele auf Valneva setzten, kann das nur als Enttäuschung bezeichnet werden. Von hier aus gibt es aber auch das Potenzial für künftige Angriffe nach oben, sollte Valneva noch den einen oder anderen Durchbruch vermelden können. Wer noch nicht weitergezogen ist, braucht jetzt vor allem viel Geduld. Große Erfolge könnten schlimmstenfalls mehrere Jahre auf sich warten lassen, was im Biotech-Sektor vor Corona aber vollkommen normal war.
08.08.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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09.08.2022 14:25:51 Uhr
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