Diversität tritt bei Walmart in den Hintergrund und entsprechende Förderprogramme will der Handelsgigant nicht weiter fortführen
Konservative Strömungen frohlocken und verbuchen den Kurswechsel bei Walmart für sich
In den USA steht in vielerlei Hinsicht ein Wandel an. Das betrifft nicht nur die Regierung, welche ab dem 20. Januar wieder von Donald Trump geleitet wird. Auch bei vielen Unternehmen scheint ein Umdenken stattzufinden. Die anhaltende Kritik an Diversitätsprogrammen zeigte bereits bei Firmen wie Harley-Davidson Wirkung. Nun beendet mit Walmart ein wahrer Gigant entsprechende Maßnahmen.
In den letzten Jahren war Walmart (US9311421039) noch sehr bemüht darum, sich für Themen wie Gleichberechtigung und Diversität am Arbeitsplatz einzusetzen. Als Reaktion auf den Tod von George Floyd bei einem unnötig brutalen Polizeieinsatz gründete der Konzern im Jahr 2020 das Center for Racial Equity. 100 Millionen US-Dollar wurden in die Hand genommen und Vorstandschef Doug McMillon wollte die Marktmacht von Walmart explizit nutzen, um Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen. Ausgelegt war das Programm auf fünf Jahre. Eine Fortsetzung soll es nun nicht geben.
Walmart bestätigte kürzlich, dieses und weitere Anstrengungen zur Förderung von Diversität aufgeben zu wollen. Damit folgt der Konzern dem Beispiel von Unternehmen wie Ford oder Boeing. Aufgrund der schieren Größe von Walmart und der Vielzahl an Mitarbeitern hat die Entscheidung aber nochmal ein ganz anderes Gewicht. Als Erfolg wird das Ganze von Gruppen gewertet, die schon seit Längerem gegen „Wokeness“ protestieren. Dazu zählt auch der Aktivist Robby Starbuck, dessen Name in diesem Zusammengang auffällig häufig fällt. Auch bei Walmart will er eine entscheidende Rolle gespielt haben, wie die „FAZ“ berichtet.
Knickt Walmart ein?
Nach eigener Aussage habe Starbuck in der vergangenen Woche mit Managern von Walmart gesprochen und sie über eine Story über die „Wokeness“ des Konzerns informiert, an der er gerade arbeite. Daraufhin sei es zu „produktiven“ Gesprächen gekommen, mit denen Lösungen gefunden werden sollten. Das klingt fast nach einer schönen Umschreibung für eine latente Erpressung. Walmart selbst äußerte sich zu diesen Aussagen nicht.
Starbuck sieht derweil das Momentum auf seiner Seite und spricht schon davon, dass nun auch noch deutlich größere Konzerne wie Amazon „nervös“ werden sollten. Die extremen Kräfte, die bald in der US-Regierung walten werden, dürften ihm sehr wahrscheinlich keine Steine in den Weg legen. Mit oder ohne Robby Starbuck ist klar zu erkennen, dass Themen wie Diversität in den USA klar auf dem Rückzug sind.
Aus rein geschäftlicher Sicht ist es für Walmart verschmerzbar. Zu beachten ist allerdings die tiefe Spaltung, die noch immer durch die USA geht. Die eine Seite mag schon Partys feiern, womit die Widersacher aber nur weiter aufgewiegelt werden. Wahrscheinlich wird es deshalb nicht direkt zu Boykottaufrufen oder dergleichen kommen. Ob das Image von Walmart von dem nun angekündigten Rückzug profitieren kann, darf aber zumindest bezweifelt werden.
Die störende Politik
Dass die Kampagnen für mehr Gleichberechtigung und Diversität Walmart nicht geschadet haben, zeigt der Blick auf die Geschäftszahlen. Jene entwickelten sich im vergangenen Quartal besser als erhofft, was der Aktie neuerliche Kurssprünge bescherte. Auszugehen ist wahrscheinlich davon, dass das Unternehmen sich in den nächsten Jahren aus allem, was mit Politik zu tun hat, möglichst heraushalten möchte. Zu aufgeheizt ist die Stimmung und damit auch zu groß das Risiko dafür, zwischen den Stühlen zerrieben zu werden.
Ein neutraler Standpunkt wäre da auch aus Anlegersicht zu bevorzugen. Am Dienstag kletterte die Walmart-Aktie um weitere zwei Prozent bis auf 91,31 US-Dollar in Richtung Norden. Ob diese Zugewinne trotz oder wegen des angekündigten Endes von Diversitätsprogrammen zustande kamen hängt wahrscheinlich davon ab, wen man fragt.
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27.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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