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Wirecard stellt Insolvenzantrag

Aktienhandel ist ausgesetzt

NTG24 - Wirecard stellt Insolvenzantrag

 

Wirecard stellte heute Antrag auf Insolvenz. Die Insolvenz ist keine Überraschung. Das Unternehmen hat einen grossen Teil ihres Geschäftes in den vergangenen Jahren scheinbar frei erfunden und die Anleger vorsätzlich getäuscht. Am Montag hatte die erste Bank ihre Kreditlinie zurückgefordert, was die Unterstützung des Syndikats zum Einsturz brachte. Denn die Ersten, die ihr Geld zurückfordern, sind diejenigen, die noch am meisten bekommen. 

 

Versagen der Aufsichtsorgane

 

Der Anlegerschutz in Deutschland weist offensichtlich grosse Lücken auf. Wenn es einem betrügerischen Unternehmen gelingt, Geschäfte in Milliardenhöhe vorzutäuschen und damit sogar in den DAX aufzusteigen, stellt sich die Frage, warum die Aufsichtsorgane dies nicht verhindert haben. 

Der Aufsichtsrat trägt die grösste Schuld. Das Organ ist die erste Verteidigungslinie für Aktionäre und auch Mitarbeiter. Ein Platz im Aufsichtsrat bringt die Pflicht mit sich, den Vorstand zu überwachen. Das ist ohne Zweifel nicht in ausreichender Form passiert. Anderenfalls wäre Wirecard nie so weit gekommen. 

Der Wirtschaftsprüfer hat ebenfalls versagt. Was nützt den Aktionären ein uneingeschränktes Testat, wenn die testierte Arbeit überhaupt nicht überprüft wurde. Wenn in der Bilanz Guthaben in Milliardenhöhe ausgewiesen werden und der Wirtschaftsprüfer dies bestätigt, dann muss auch eine Bestätigung der Bank vorliegen, dass das Geld vorhanden ist. Das ist keine Zauberei, sondern das Minimum, was die Aktionäre vom Wirtschaftsprüfer erwarten können. 

Die staatliche Finanzaufsicht muss neutral und streng die Einhaltung der Gesetze prüfen. Ein Finanzdienstleistungsunternehmen, das es schafft, Geschäfte in Milliardenhöhe vorzutäuschen, ist nie gründlich überwacht worden. Da kann man argumentieren, wie man will: Das Ergebnis spricht Bände und legt das Versagen der Aufsicht offen. 

 

Aktionäre und Gläubiger tragen den Schaden

 

Die Aktionäre und Gläubiger sind hier die Geschädigten. Es liegt an ihnen, zu klagen und solche Betrügereien in Zukunft zu verhindern. Niemand wird freiwillig etwas ändern, ausser die Geschädigten sorgen dafür, dass die Wegbereiter dieses Skandals zur Verantwortung gezogen werden.

 

25.06.2020 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Mikey Fritz - 25.06.2020 19:01:13 Uhr

    Sehr geehrter Herr Albrecht,

    vielen Dank für Ihre Bewertung.

    Der Begriff „frühzeitig“ ist natürlich relativ. Ein Minuten-Scalper im DAX-Future empfindet eine Warnung mit einer halben Stunde Vorlauf als „frühzeitig“. Ein Swing-Trader ist froh, wenn er eine Woche vorher gewarnt wird.

    Die Leser des Zürcher Finanzbrief sind mittel- bis langfristige Anleger, die Qualitätsunternehmen suchen. Ich bin mir sicher, dass sie eine Vorwarnzeit von 1 1/2 Monaten als „frühzeitig“ einstufen. Noch dazu stach die Verkaufsempfehlung hervor, da die Börsenbriefe und Bank-Analysten, deren Arbeit ich verfolge, alle zum Kauf von Wirecard geraten hatten.

    Wer aber ohne Zweifel „frühzeitig“ auf die Probleme bei Wirecard hingewiesen hat, war die „Financial Times“. Die FT-Journalisten haben eine hervorragende Arbeit geleistet und bekommen in meinen Augen zu wenig Lob dafür.

    Gerne überzeuge ich sie von der Qualität des Zürcher Finanzbrief und biete ihnen an, den Börsenbrief einen Monat kostenlos und unverbindlich zu lesen. Bitte fordern sie das Probeabonnement unter info@zuercher-boersenbriefe.ch an und geben den Code „Wirecard“ an.

    Mit freundlichen Grüssen

    Mikey Fritz


  • Jens Albrecht - 25.06.2020 13:12:38 Uhr

    "Wir hatten frühzeitig Anfang Mai gewarnt, dass die Aktie fallen wird."
    Also, frühzeitig wäre im letzten Jahr oder viel eher gewesen. Mehr Ehrlichkeit gegenüber den Lesern wäre gut. Sie sind etwas spät auf den fahrenden Zug aufgesprungen.

    Viele Grüße

    Jens Albrecht


 

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