BÖRSE TO GO - mit TUI, Deutsche Post und Infineon
Technische Gegenbewegung nach dem Sell-off
Guten Tag,
am Tag nach dem großen Corona-Crash läuft es genauso, wie an vielen ähnlichen Tagen in den letzten Jahrzehnten, wenn die Börsen geradezu irrational nach unten krachten. Heute schlägt erst einmal die Stunde der Schnäppchenjäger. Denn natürlich liefern viele Indices und auch einzelne Titel gute Einstiegskurse. Allerdings sei hier auch eine ganz klare Warnung formuliert: Denn auch, wenn beispielsweise der DAX heute (zur Stunde) rund 2 % zulegen kann, ist noch längst nicht raus, ob wir am gestrigen Montag das tatsächliche Tief gesehen haben.
Das kann man schon daran ablesen, dass wir derzeit inzwischen deutlicher unter dem Tageshoch notieren. Nach Abstürzen wie dem gestrigen braucht der Markt schlichtweg mindestens einige Tage, um sich zu sammeln und die Ausgangslage neu zu sortieren und zu bewerten. Schnellschüsse können zwar Glückstreffer werden. Wer allerdings eine nachhaltige Investmentstrategie verfolgt, der sollte hier tatsächlich Geduld zeigen, bis eine Bodenbildung belastbarer ausschaut. Was nicht heißt, dass man sich nicht trotzdem die eine oder andere Aktie bereits parat legen sollte.
Ein Blick auf den Öl-Markt
Bildnachweis: © Fotograf - Waldemar Brandt
Ein großes Fragezeichen muss man derweil noch hinter das (neben Corona) zweite große Gesprächsthema setzen, den frisch entfachten „Öl-Krieg“ zwischen Russland und Saudi-Arabien. Dem Vernehmen nach hat Saudi-Arabien seine Produktion massiv hochgefahren. Das Öl soll dabei insbesondere nach Asien fließen, wo man seinen Kunden gleich mehrere Dollar Rabatt gewährt. Die Saudis spielen damit ein gefährliches Spiel, denn eigentlich brauchen sie rund 80 Dollar pro Barrel, um in ihrem Staatshaushalt nicht ins Schlingern zu geraten. Ob die eingeschlagene Strategie mit Blick auch auf die Konkurrenz in Amerika am Ende aufgeht, bleibt abzuwarten. Hier kommt es wohl darauf an, wer den längeren Atem hat. 2014 hatten sich die Saudis ja bei einem ähnlichen Versuch schon einmal ein blaues Auge geholt.
Immerhin: Wenn wir jetzt nach Corona eine breit angelegte Rezessions-Diskussion in den Märkten bekommen, könnte ein weiterhin extrem niedriger Ölpreis natürlich den Zeitrahmen für eine erneute Konjunkturerholung deutlich verkürzen. Denn billige Energie ist nun mal ein wichtiger Pfeiler in den Wachstumsaussichten der Unternehmen.
TUI verbreitet Zuversicht
Auf Unternehmensebene gibt es heute gleich eine ganze Reihe von erfreulichen Meldungen bzw. Einschätzungen. So hat der Chef des Reiseveranstalters TUI erklärt, dass die aktuelle Krise TUI nicht nachhaltig schädigen wird. Zwar habe man erhebliche Herausforderungen zu schultern. Neben den vielen abgesagten Reisen belastet weiterhin auch das Flugverbot für die Boeing 737 Max. Deshalb werde man auch weiterhin Sparmaßnahmen durchsetzen. Aber grundsätzlich sei man eher zuversichtlich.
Das stößt an der Börse auf sehr viel positive Resonanz. Die Aktie kann heute sich deutlich um mehr als 8 % verbessern. Allerdings hat sie natürlich auch einen erheblichen Weg nach unten vollbringen müssen, sich faktisch seit Ende November halbiert. Insofern ist hier sicherlich keine Eile mit einem Einstieg angesagt. Wir zählen TUI aber genauso wie die LUFTHANSA zum möglichen Favoriten einer Erholung.
DEUTSCHE POST bestätigt Prognose
Zu den großen DAX-Gewinnern heute gehört die DEUTSCHE POST. Diese präsentierte die Zahlen zum Abschlussquartal 2019 sowie zum Gesamtjahr. 2019 konnte das operative Ergebnis auf Basis EBIT um 31 % auf 4,128 Milliarden Euro gesteigert werden. Der Umsatz legte um 3 % auf 63,34 Milliarden Euro zu. Damit blieb die DEUTSCHE POST im Rahmen der schon bekannt gegebenen vorläufigen Zahlen. Deswegen was im Markt heute auch interessanter zu hören, ob es etwas Neues hinsichtlich der schon Ende Februar formulierten Gewinnwarnung für 2020 gibt.
Das Positive: Die DEUTSCHE POST, die damals aufgrund der Coronavirus-Epidemie das diesjährige Ziel von 5 Milliarden Euro EBIT unter Vorbehalt stellte, bestätigte diese Prognose erneut. Also keine weitere Verschlechterung, was heute entsprechend geradezu gefeiert wurde. Außerdem hat die POST angekündigt, ihre Dividende für das letzte Jahr um zehn Cent auf 1,25 Euro je Aktie zu erhöhen. Das entspricht einer Dividendenrendite von immerhin derzeit über 5 %.
INFINEON darf übernehmen
INFINEON sorgt ebenfalls für positive Schlagzeilen. In der Vorwoche hatte es noch Gerüchte gegeben, wonach die amerikanische Behörde für ausländische Direktinvestitionen in den Vereinigten Staaten (CFIUS) die Übernahme des amerikanischen Halbleiterherstellers CYPRESS SEMICONDUCTOR verbieten könnte. Hintergrund war, dass CYPRESS nicht nur Halbleiter insbesondere für Anwendungen des autonomen Fahrens entwickelt, sondern auch für militärische Anwendungen. Nun scheinen diese Sorgen vom Tisch. Da auch angenommen werden kann, dass die verantwortlichen Behörden in China die Übernahme bestätigen, käme INFINEON nach der gescheiterten Übernahme von WOLFSPEED vor zwei Jahren endlich auch in Amerika zum Zuge und könnte damit in die Top 10 der globalen Halbleiterhersteller aufsteigen.
Fazit: Natürlich bleiben Risiken. Denn ein tatsächlicher geschäftlicher Erfolg durch die Übernahme ist noch längst nicht garantiert. Deshalb waren und sind auch viele Aktionäre von INFINEON sehr skeptisch gegenüber der Übernahme. Immerhin: Nach Vollzug würde INFINEON dem Markt durchaus neue Wachstumsperspektiven liefern können, die sich dann auch in den entsprechenden Kursen widerspiegeln sollten. Insofern ist der jüngste Absturz eigentlich gerade für Neueinsteiger ein Segen, um hier noch einmal preiswerter zum Zuge zu kommen. Aktuell warten wir natürlich noch auf Bestätigung, ob die Unterstützungszone im Bereich von 16/17 Euro hält. Aber INFINEON gehört für uns ganz klar auf die potentielle Kaufliste.
10.03.2020 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
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