BÖRSE TO GO - mit Wirecard, Aurubis und Thyssenkrupp
Die Börse hat Stimmungsschwankungen
Guten Morgen,
auch an der Börse dreht die Stimmung gern wie das Fähnchen im Wind. Das zeigt der aktuelle ZEW-Indikator recht eindrucksvoll und lässt die Schlagzeilen und Stimmungstiefs des Jahres geradezu lächerlich wirken. Es darf die Frage gestellt werden, ob die technologische Entwicklung der Medienlandschaft, in der wirklich jeder seinen Blickwinkel zum Besten geben darf und kann, nicht lieber stummgeschaltet werden sollte. Einmal zeigt es sich, wie klug es sein kann, sich von den Tagesmeldungen nicht zu sehr beeindrucken zu lassen.
Auf der Agenda stehen zum Wochenausklang eine neue EZB –Chefin, von der gegenwärtig noch nicht viel Neues erwartet werden darf, ein weiterer Stepstone in der Brexitfrage, Ungereimtheiten im Weißen Haus zum Thema Amtsenthebung sowie das tägliche Auf und Ab im Handelskonflikt. Keine dieser Themen dürfte den Verlauf im Index nachhaltig prägen, denn am Ende bleiben offene Fragen und wenig konkrete Ergebnisse.
Bildnachweis: © Fotograf - Chris Liverani
Der Markt wird dennoch versucht sein, aus jeder Meldung so etwas wie Momentum zu gestalten, doch dafür fehlt es derzeit an Substanz. Ohnehin zeigen die Tagesumsätze, dass an schwachen Tagen eher mehr Stück verkauft als an festen Tagen gekauft wird. Das bedeutet: Auch wenn der Verlauf des Index es nicht 1:1 zeigt, baut sich die überkaufte Lage langsam ab. Allerdings reicht es u.E. nicht, um bereits in Position zu gehen. Wir raten also unverändert dazu, die Tagesbewegungen nicht zu hoch zu hängen und eher passiv zu bleiben.
WIRECARD wieder in der Ecke
Die neuen Short-Spekulationen bei WIRECARD werden wohl die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ein kritischer Artikel in der aktuellen Ausgabe des „SPIEGEL“ heizte die Stimmung in dieser Woche zusätzlich an und wir hatten schon vor Wochen anhand eines Charts unsere Vermutung geäußert, dass der Wert wohl zumindest einmal die 100-Euro-Linie antesten wird.
Danach sieht es derzeit erneut aus, und wir raten dringend dazu, solange nicht in Position zu gehen, bis das Management überzeugende Argumente liefert, wie sich die finanzielle Lage glaubhaft darstellt. Selbst die eher zurückhaltende „FAZ“ kommentierte die Entwicklung bei DAX-Mitglied jüngst mit den Worten „…eine Schande für den DAX“. Ihr Geld ist in anderen Werten derzeit besser aufgehoben.
AURUBIS will sparen
Gewinner des Tages dürfte heute an der deutschen Börse AURUBIS werden. Zwar hatte der Kupferkonzern mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr hauptsächlich pessimistisches zu bieten. So rechnet das Unternehmen für 2019/2020 mit einem operativen Vorsteuerergebnis zwischen 185 und 250 Millionen Euro. Die dazugehörige Wortwahl „auf ähnlichem Niveau“ wie im Vorjahr, das mit einem Gewinneinbruch um 42% auf 192 Millionen Euro abschloss.
Dennoch: Per Redaktionsschluss legte die Aktie bislang rund 8% zu, weil die Anleger etwas ganz anderes feiern. Denn AURUBIS will auf die anhaltende Ertragsschwäche dadurch reagieren, dass man sich zukünftig verstärkt auf Kostensenkungen fokussiert. Außerdem: Bei der vorgeschlagenen Dividende macht AURUBIS mit 1,25 Euro je Aktie zwar einen deutlichen Rückschritt (Vorjahr 1,55 Euro), erhöht aber gleichzeitig die Ausschüttungsquote von zuvor 26% auf über 40%. Es hätte also alles noch schlimmer kommen können.
THYSSENKRUPP will Aufzugssparte aufhübschen
Nahezu unverändert präsentiert sich heute THYSSENKRUPP. Und das, obwohl der Industriekonzern durchaus interessante Nachrichten liefert. Denn vor dem immer wahrscheinlicher werdenden Verkauf der Aufzugssparte (ein ebenfalls optionaler Börsengang dürfte zusehends vom Tisch sein, weil er zu wenig einbringen würde) soll die Braut aufgehübscht werden.
So will THYSSENKRUPP die Sparte von den operativen Leistungsdaten her noch attraktiver machen. Die Kosten sollen gesenkt und das margenstarke Servicegeschäft ausgebaut werden. Insgesamt will man die Sparte auf mehr Profitabilität trimmen. Für die bereinigte EBIT-Marge wird im Geschäftsjahr 2020/21 ein Wert zwischen 11,5 und 13% angepeilt. Letztes Jahr waren es 11,4%. Also durchaus ambitionierte Ziele. Dennoch hält sich die Börse vorerst zurück, weil es hier noch viele andere Baustellen gibt. Das sollten Sie auch.
11.12.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)