Um die KI-Erfolge von DeepSeek macht sich ASML wenig Sorgen und es werden darin sogar Chancen für das eigene Geschäft erkannt
Die Bullen kehren bei ASML zurück
Nicht nur die Aktie von Nvidia geriet zu Wochenbeginn schwer unter Druck, nachdem das Startup DeepSeek für viel Aufregung an den Märkten sorgte. Entwickelt hat der chinesische Anbieter ein KI-Modell, das eigenen Angaben zufolge mit einem Bruchteil von Kosten und Energiebedarf von ChatGPT auskommt, aber dennoch vergleichbare Ergebnisse liefert. Zumindest einige Beobachter sprechen gar von einer noch besseren Performance. Damit einher ging die Sorge, dass der Bedarf für neue und schnellere Hardware schwer nachlassen könnte.
Mit eben diesem Thema beschäftigte sich der Lithographiespezialist ASML (NL0010273215) nun auch bei der Vorlage der Quartalszahlen. Die Niederländer zeigten sich dabei ausgesprochen entspannt und wollen von großen Risiken nichts wissen. Stattdessen wird in den Erfolgen von DeepSeek sogar eine Chance erkannt. Vorstandsvorsitzender Christophe Fouquet verwies darauf, dass Kosten und Energieverbrauch derzeit noch die größten Herausforderungen für Künstliche Intelligenz seien.
Gelingt es nun, bei diesen Faktoren für Besserung zu sorgen, indem effizientere Berechnungsmodelle genutzt werden, so sei dies eine gute Nachricht für ASML. Denn niedrigere Kosten würden dazu führen, dass KI-Anwendungen in immer mehr Bereiche vordringen könnte. Fouquet sprach von einer „Demokratisierung der KI“ und zeigte sich sicher, dass auch sämtliche führenden Köpfe aus der Branche die Lage ähnlich einschätzen würden.
Weniger Aufwand, mehr Nachfrage?
In abgewandelter Form beschreibt ASML damit etwas, was unter Ökonomen auch als das Jevons-Paradoxon bekannt ist. Jenes geht auf den Ökonom und Philosophen William Stanley Jevons zurück, der im 19. Jahrhundert beobachtete, dass durch eine effizientere Nutzung eines Rohstoffes letztlich zu einer höheren Nutzung eben diesen führt. Dies zeigte sich bei der Einführung einer neuen, sehr viel effizienteren Dampfmaschine in England, nach deren Einführung der Kohleverbrauch deutliche Anstiege erfuhr.
Es braucht mit Blick auf derartige Beispiele also gar nicht allzu viel Fantasie, um sich eine hübsche Zukunft für ASML auszumalen. Bei den aktuellen Geschäften gibt es derweil kaum etwas zu meckern. Trotz der immer schärferen Sanktionen für den Export von Anlagen nach China, punktete ASML mit einem deutlichen Plus von 7,1 Milliarden Euro beim Auftragseingang. Die Erwartungen der Analysten konnten damit übertroffen werden. Beim Umsatz meldete der niederländische Konzern für das vergangene Jahr 28,3 Milliarden Euro und damit immerhin etwas mehr als die 27,6 Milliarden Euro aus dem Vorjahr.
Die Anleger konnten entspannt darüber hinwegsehen, dass das Nettoergebnis von 7,8 auf 7,6 Milliarden Euro nachgab. Denn ASML bestätigte sowohl die Prognose für das laufende Jahr als auch für das Jahr 2030. Zwischen 44 und 60 Milliarden Euro sollen die Umsätze zum Ende des Jahrzehnts liegen. Angefacht dadurch konnte die ASML-Aktie gestern zeitweise um rund zehn Prozent zulegen und damit die Verluste vom Wochenbeginn schon wieder ausgleichen. Im späteren Handel wurden allerdings Gewinne mitgenommen. Es ging letztlich mit 682,90 Euro und „nur“ 5,6 Prozent höher als tags zuvor aus dem Handel.
Wachstumschancen bei ASML
Es ist verständlich, dass die Anleger von ASML nervös auf alles reagieren, was mit dem Thema KI zu tun hat. Denn genau dieser Sektor sorgt momentan dafür, dass die Umsätze bei dem Konzern überhaupt noch zulegen können. Bei klassischen Chips, wie sie in Notebooks und Desktop-PCs zum Einsatz kommen, herrscht derzeit eine mittelschwere Flaute. Angetrieben wird das Wachstum von ASML daher einzig und allein von der unstillbaren Nachfrage großer Unternehmen nach KI-Hardware.
Die große Sorge, dass DeepSeek dieses Segment abwürgen könnte, scheint erst einmal beruhigt worden zu sein. Denn selbst wenn KI-Berechnungen nun generell weniger Leistung bräuchten, was nicht einmal in Stein gemeißelt ist, so würde sich an der Nachfrage nach Chips wohl kaum etwas ändern. Im Zweifel würde sich voraussichtlich schlicht der Pool an Abnehmern erhöhen. Damit im Hinterkopf scheint die ASML-Aktie wieder Kurs in Richtung Norden setzen zu können, so die Käufer denn mitspielen.
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30.01.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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