Allem Anschein nach war ASML zu optimistisch und eine verringerte Prognose sorgte branchenweit für Unruhe
Schwache Auftragseingänge bei ASML verhageln den Anlegern die Stimmung
Die Halbleiterbranche befand sich zuletzt wieder im Aufwind und an den Märkten war viel Optimismus zu spüren. Damit hatte es sich am Dienstag aber erst einmal erledigt. ASML als weltweit größter Anbieter von Lithographiesystemen blickte auf ein sehr schwaches drittes Quartal zurück und schraubte aufgrund enttäuschender Auftragseingänge die Prognose für das Gesamtjahr zurück.
Lediglich Auftragseingänge im Wert von 2,6 Milliarden Euro verbuchte ASML (NL0010273215) im vergangenen Quartal. Zuvor ging der Konzern von 5,4 Milliarden und damit etwas mehr als dem Doppelten aus. Diese sehr deutliche Verfehlung hat Auswirkungen auf die Jahresprognose. Es werden nun lediglich noch Nettoumsätze in Höhe von 30 bis 35 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Zuvor stellten die Niederländer noch 30 bis 40 Milliarden Euro in Aussicht.
Frohnaturen fällt auf, dass lediglich am oberen Ende der Prognose die Schere angesetzt wurde. Allerdings passierte dies in einem solchen Ausmaß, dass die Erwartungen der Analysten nun nicht mehr erfüllt werden dürften. Jene rechneten für das laufende Geschäftsjahr mit Umsätzen in Höhe von 36 Milliarden Euro, wie „Der Aktionär“ zu berichten weiß. Auch mit einer guten Portion Wohlwollen sorgt AMSL also letztlich für eine Enttäuschung.
ASML ohne positive Impulse
Es hilft auch nicht eben weiter, dass ASML gleichzeitig über bröckelnde Margen berichtete. Die Bruttomarge soll nur noch bei 51 bis 53 Prozent liegen. Auch hier werden vorherige Erwartungen der Märkte von 54 Prozent klar verfehlt. Das Unternehmen selbst stellte zuvor noch 54 bis 56 Prozent in Aussicht. Unter dem Strich sprach ASML bei allen wichtigen Fundamentalindikatoren von einem negativen Trend. Es war nur zu erwarten, dass die Anteilseigner darauf nicht mit spontaner Kauflaune reagieren würden.
Tatsächlich erlebte die ASML-Aktie am Dienstag ihren schlechtesten Handelstag seit mehr als zehn Jahren. Es ging um über 15 Prozent bis auf 671,60 Euro per Handelsschluss in die Tiefe. Damit nehmen die Bären nach dem Sturz unter 700 Euro direkt die nächste Unterstützung ins Visier und der schon im Sommer gestartete Abwärtstrend scheint sich weiter zu verfestigen. Doch nicht nur die ASML-Aktie hatte unter den gesenkten Prognosen zu leiden.
Mit den schwachen Aussichten verunsicherte das Unternehmen mehr oder weniger die gesamte Branche. Die TSMC-Aktie gab am Dienstag um 2,6 Prozent nach. Bei AMD befürchten die Anleger offenbar weitere Rückgänge bei den Absatzzahlen und der Kurs purzelte um 5,2 Prozent bis auf 156,64 US-Dollar in die Tiefe. Die Intel-Aktie gab „nur“ um 3,3 Prozent nach, ist aber bekanntlich auch bereits schwer angeschlagen und noch dazu ging es nachbörslich noch einmal um knapp 1,5 Prozent in Richtung Süden.
Katerstimmung
In Existenznot kommt ASML durch die nun vorgelegte Prognose noch lange nicht. Doch die schwachen Prognosen sind ein klarer Beleg dafür, dass die Erholung im Segment nur sehr schleppend verläuft und dementsprechend wohl erst einmal nicht mit sprunghaften Anstiegen bei Unternehmen aus dem Segment zu rechnen ist. Anzukreiden ist dies vermutlich nicht einmal nur ASML selbst und den konjunkturellen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit. Auch die Politik hat dem Konzern das Leben nicht einfach gemacht. Exporte der modernsten Anlagen nach China wurden auf Drängen der USA schwer eingeschränkt.
Trotz des deutlichen Dämpfers im gestrigen Handel befindet die ASML-Aktie sich noch nicht auf einem katastrophal schlechten Niveau. Die Bullen haben aber Rekordstände längst aus den Augen verloren, und dabei dürfte es auf absehbare Zeit erst einmal bleiben. Gleichwohl verhält sich das Halbleiter-Geschäft aber klassischerweise zyklisch. Wenn die Vergangenheit ein Indikator für künftige Entwicklungen darstellen mag, so wäre fest mit besseren Zeiten in der Zukunft zu rechnen. Ob diese Rechnung tatsächlich aufgehen wird, mag aber jeder für sich selbst entscheiden.
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16.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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