Mit seinem Lebensmittellieferdienst war Amazon nie wirklich erfolgreich und nun wird die Konkurrenz auf die eigene Plattform geholt
Profitieren lassen will Amazon vor allem Prime-Kunden
Längst nicht alles, was Amazon anfasst, wird auch zu einem durchschlagenden Erfolg. So musste der Konzern beispielsweise zahlreiche seiner kontaktlosen Amazon-Go-Geschäfte in den letzten Jahren wieder schließen. Hierzulande beißt man sich bislang beim Geschäft mit Lebensmittellieferdiensten die Zähne aus. Der einst angepeilte Wachstumstrend lässt auf sich warten und nun scheint der Internet-Gigant seine Strategie grundlegend zu ändern.
Wie das „Handelsblatt“ berichtet, verbündet sich Amazon (US0231351067) auf dem deutschen Markt mit dem Lieferdienst Knuspr, dessen Dienste zunächst für Prime-Kunden in Berlin zur Verfügung stehen sollen. Amazon-Deutschland-Chef Rocco Bräuninger ließ jedoch mitteilen, dass das Angebot schon bald auch auf München und das Rhein-Main-Gebiet ausgeweitet werde. Bestellungen sind direkt über Amazon möglich. Amazon Fresh soll damit allem Anschein nach nicht ersetzt werden. Allerdings sind die Argumente, darauf als Alternative zu setzen, erschreckend gering.
Knuspr bietet eine größere Auswahl und tendenziell geringere Lieferkosten. Zudem lassen sich Zeitfenster für die Auslieferung flexibler planen. Der einzige Grund, dennoch Amazon Fresh zu nutzen, scheint da die Verfügbarkeit zu sein. Sollte jene wie angekündigt weiter ausgebaut werden, würde Amazon sein eigenes Angebot mehr oder minder überflüssig machen. Gedeutet wird dies von manchem Beobachter als Eingeständnis dafür, mit Amazon Fresh in Deutschland schlicht gescheitert zu sein. Um den Markt dennoch nicht gänzlich aufzugeben, scheint eine Kooperation mit Knuspr das Mittel der Wahl zu sein.
Amazon sorgt für Freude bei Knuspr
Der große Gewinner der Partnerschaft scheint also Knuspr zu sein, dessen Angebot schon jetzt direkt mit Amazon Fresh konkurriert und eher weniger als eine Ergänzung verstanden werden kann. Das Unternehmen rechnet mit einem deutlichen Zuwachs an Bestellungen, was auch bei der Kostenoptimierung helfen könnte. Das ist auch bitter nötig, da bislang noch keine schwarzen Zahlen mit dem eigenen Lieferdienst geschrieben werden können.
Das ist eine Herausforderung, die sich die gesamte Branche teilt. Die Deutschen kaufen ihre Lebensmittel noch immer bevorzugt im lokalen Einzelhandel. Offizielle Statistiken liegen zwar nicht vor und die Lieferdienste veröffentlichen keine genauen Zahlen. Das Handelsblatt nennt jedoch Schätzungen, laut denen bislang unter vier Prozent des Lebensmittelgeschäfts online abgewickelt wird. Um diese Nische streitet sich auch noch eine ganze Reihe an Anbietern.
Nach eigener Aussage konnte Rewe mit seinem Abholservice einige Erfolge feiern. Bei dieser Option stellen sich Kunden online einen Warenkorb zusammen, den sie bei einer zuvor festgelegten Filiale abholen können. Da Amazon jedoch nicht über den Luxus eines flächendeckenden Netzes an Supermärkten verfügt, kann der Online-Gigant in dieser Kategorie schlicht nicht konkurrieren.
Nebenschauplätze bei Amazon
Es ist nichts Ungewöhnliches, dass bei Amazon manches Vorhaben im Sande verläuft und in einen Strategiewechsel mündet. Insofern ist die Kooperation mit Knuspr aus Anlegersicht nicht weiter schlimm, auch wenn man sich dadurch selbst Marktanteile von Amazon Fresh abgräbt. Der eigene Lebensmittellieferdienst ist hierzulande aber ohnehin seit Jahren auf Schrumpfkurs. An der Börse spielt das Ganze schon längst keine Rolle mehr. Dort freut sich Amazon vor allem dank seines rasanten Wachstums bei Cloud und KI über viel Rückenwind.
Zuletzt wurde der Wahlerfolg von Donald Trump in den USA als positiver Impuls interpretiert. An der Börse erhofft man sich sinkende Unternehmenssteuern und weniger Regulierung für heimische Konzerne. Die Amazon-Aktie kletterte bis zum Handelsschluss am Donnerstag auf 210,05 US-Dollar. Auf 5-Tages-Sicht konnte das Papier um 12,7 Prozent zulegen und zeitweise bei 212,25 Dollar ein neues Allzeit-Hoch auf die Beine stellen. Auch wenn manche Nische bei Amazon schwächeln mag, so liegt der Fokus der Anleger klar auf den erfolgreicheren Sparten.
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08.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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