Apple kommt nach München, Leoni jagt Anleger in die Flucht, TUI auf Messers Schneide und bei Varta sind die Börsenprofis sich uneins
Trotz einiger Lichtblicke bleibt die Situation an den Märkten angespannt
Im noch jungen Jahr gab es bereits so einige erfreuliche Entwicklungen zu sehen. Bisher ist es den Börsianern recht erfolgreich gelungen, die geradezu depressiven Verstimmungen aus 2022 weitgehend abzustreifen und wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft zu blicken. Doch die letzten Tage brachten auch manches neue Warnsignal mit sich.
Apple (US0378331005) etwas musste sich das Ende einer langen Siegesserie eingestehen. Wirklich schlecht ist es dem Unternehmen im vierten Quartal nicht entgangen. In Sachen Wachstum schwächelt der iPhone-Hersteller aber, was spürbar auf der Laune der Bullen lastet. Immerhin wird aber wohl noch immer an der Expansion gearbeitet, wobei es Apple nun nach München verschlägt.
Dort hat der Tech-Gigant sich ein Grundstück für über 200 Millionen Euro geleistet, wie Medienberichten zu entnehmen ist. Entstehen soll dort wohl eine Art europäisches Zentrum. Sehr viel mehr Details sind noch nicht bekannt. Die Politik betont aber auffällig explizit, dass Apple auch Steuern zahlen soll. Die Anleger sind dem Ganzen nicht abgeneigt. Große Auswirkungen auf den Kurs ergeben sich zwar nicht unbedingt. Zumindest stand das Ganze aber auch einer Erholung am Freitag nicht im Weg und trotz kleinerer Enttäuschungen bliebt die Apple-Aktie mit einem Wochenschlusskurs von knapp 145 Euro letztlich auf einem noch ansehnlichen Niveau.
Leoni schockt die Märkte
Davon kann Leoni (DE0005408884) derweil nur träumen. Hier sackten die Kurse am Freitag um schwindelerregende 44 Prozent in die Tiefe, und schon zurvor ist es der Aktie nicht unbedingt gut ergangen. Hintergrund des jüngsten Crashs waren Ankündigungen für einen Kapitalschnitt, der anstatt eines Verkaufs des Kabelgeschäfts den kriselnden Konzern wieder auf Vordermann bringen soll.
Die Leidtragenden sind hier zweifellos die Aktionäre, welche mit einer Verwässerung rechnen müssen. Auf die wollen viele aber gar nicht erst warten. Stattdessen verabschieden sich die Anteilseigner schon frühzeitig und die Leoni-Aktie stürzt in Untiefen herab, die es so bisher noch nicht zu sehen gab. Zumindest kurzfrisitg bietet sich kein Ausweg aus diesem tiefen Loch an.
Bei TUI steigt die Spannung
Mehr Zuversicht machte sich bei den Anlegern von TUI (DE000TUAG000) breit, welche sich zum Wochenende noch einmal an der Rettung des Aufwärtstrends versuchten. Die gedrückte Stimmung an den Märkten zusammen mit anhaltenden Sorgen um die Reiselaune der Menschen in diesem Jahr ließ die Aktie des Reiseveranstalters vor wenigen Tagen unter die Marke von 2 Euro stürzen.
Jene konnte nun aber erst einmal wieder zurückerobert werden, wenn auch nur knapp Am Wochenende standen stolze 2,02 Euro auf dem Ticker. Auch wenn es sich dabei zunächst um einen rein charttechnischen Sieg aus Sicht der Bullen handeln mag, so bringt das Ganze doch noch etwas Schwung in die Aktie. Es wartet aber noch Arbeit auf die Käufer, um die negative Tendenz der letzten drei Wochen vollständig umzukehren.
Welche Chancen bietet Varta?
Varta (DE000A0TGJ55) hat bereits so manchen Absturz hinter sich und am Wochenende bleibt das Papier mit 29,10 Euro auf einem bedenklich niedrigen Niveau. Vor etwas mehr als einem Jahr gehörten noch dreistellige Kurse zur Tagesordnung. Der Ansicht einiger sehr optimistischer Naturen zufolge wird es solche auch irgendwann wieder zu sehen geben, und vielleicht sogar noch viel mehr. Zumindest machte Alfred Maydorn von „Der Aktionär“ mit einer gewagten Prognose von sich reden. Vorstellen kann der Experte sich, dass die Varta-Aktie eines Tages sogar die Linie bei 1.000 Euro passieren könnte.
Es dauerte nicht lange, bis es darauf Reaktionen von weniger zuversichtlichen Naturen zu sehen gab. Jene sehen zwar ebenfalls Chancen für den Batteriesektor an sich, blicken aber mit großen Zweifeln auf das hochverschuldete Varta. Entsprechend werden die geradezu sensationellen Aussichten als Träumerei abgetan. Etwas hochgegriffen mögen die auf kurze Sicht tatsächlich sein. Doch wer weiß schon, was die nächsten Jahre noch für Überraschungen mit sich bringen mögen. Mit dem steilen Aufstieg im Jahr 2019 hatte auch niemand gerechnet und schon ein großer Deal kann bei der Varta-Aktie über alles entscheiden. Persönlich würde ich mich aber nicht darauf verlassen, dass es einen solchen auch zu sehen geben wird.
Durchhalten!
Die vielen Krisen sind noch lange nicht durchgestanden, weder an der Börse noch anderswo. Mittlerweile hat sich aber bei den Börsianern die Erkenntnis durchgesetzt, dass es auch wieder bessere Zeiten zu sehen geben wird. Dass die Märkte sich auch nach einigen Enttäuschungen weiterhin einigermaßen stabil zeigen, spricht umso mehr dafür, dass der Tiefpunkt endgültig überschritten wurde. Ob es von hier aus noch Aufwärtspotenzial gibt, ist aber dennoch ein Thema für sich. Sowohl bei den hier genannten Titeln als auch bei DAX und Co. dürfte es zunächst bei einer hohen Volatilität bleiben.
05.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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