BMW unter den DAX-Gewinnern, auch Porsche AG legt kräftig zu, Mercedes-Benz versucht sich an Durchbrüchen und auch Volkswagen muss sich nicht verstecken
Die Börsianer scheinen jegliche Zweifel wieder fallen zu lassen.
Noch immer befinden sich die deutschen Autobauer im Krisenmodus. Frische Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes für das vergangenen Jahr zeichneten einmal mehr ein trauriges Bild. Der Absatz von E-Autos ist um rund ein Viertel eingebrochen, was sich bei allen Herstellern bemerkbar macht. Hersteller und Politik wirken angesichts dessen weiterhin etwas ratlos.
Doch die Märkte entschieden sich dazu, dies gekonnt zu ignorieren. Auch die höher als erwartete Inflation in Deutschland schien keine große Rolle zu spielen. Zu groß war die Freude über jüngste Aussagen von Donald Trump, der wohl doch nicht unbedingt flächendeckende Zölle verhängen will. Nun schert Trump sich nicht unbedingt um sein Gewäsch von gestern. Dennoch profitierten davon vor allem die hiesigen Autobauer, wie das „Handelsblatt“ in seinem Marktbericht vom Montag erkennt.
Größter Gewinner im Segment war die Aktie von BMW (DE0005190003) mit Aufschlägen in Höhe von 4,4 Prozent, was den Kurs bis auf 79,80 Euro trieb. Im DAX reichte es damit für den fünften Platz. So weit oben fand sich schon seit einer ganzen Weile kein Autohersteller mehr und es weht fast ein Lüftchen von Comeback durch die Märkte. Fundamentale Gründe für den Aufstieg gibt es jedoch nicht.
Porsche macht Tempo
Das gilt auch für die Aktie der Porsche AG (DE000PAG9113), die um 4,15 Prozent bis auf 59,68 Euro zulegen konnte. Der US-Markt ist für den Sportwagenkonzern von besonders hoher Wichtigkeit. Entsprechend ist es nachvollziehbar, dass (vage) Aussichten auf möglicherweise entspanntere politische Bedingungen als befürchtet die Bullen aus der Deckung lockt.
Es ist jedoch auch hier ein riskantes Spiel, schon auf eine grundsätzliche Trendwende zu spekulieren. Denn noch ist Donald Trump nicht im Amt und was er sich in den nächsten vier Jahren noch alles überlegen könnte, steht in den Sternen. Mit Elon Musk als Sonderberater an seiner Seite flüstert ihm aber jemand zu, der am Erfolg deutscher Konkurrenten wahrscheinlich nicht das allergrößte Interesse hat. Ohne die Party sprengen zu wollen, sei vor allzu überschwänglichem Optimismus noch gewarnt.
Mercedes-Benz auf dem Vormarsch
Bei Mercedes-Benz (DE0007100000) reichte es gestern für Zugewinne von 3,6 Prozent und zeitweise konnte die Aktie sogar noch ein gutes Stück mehr zulegen. 55,56 Euro standen im Hoch auf dem Ticker, wodurch die Charttechnik in den Fokus rückte. Die Bullen stellten die höchsten Kurse seit dem Knick im Dezember auf die Beine. Leider traute man sich aber nicht, den Widerstand zu überwinden und so den nächsten Schritt zu gehen.
Stattdessen ging es am Nachmittag wieder dezent in die Tiefe und der Kurs pendelte sich letztlich bei 54,34 Euro per Handelsschluss ein. Dort angekommen lässt die Mercedes-Benz-Aktie weiterhin vorsichtige Signale einer Bodenbildung erkennen. Solange es auf fundamentaler Seite aber nicht deutlich besser läuft, sind auch hier spontane Kursgewinne mit einer gesunden Portion Skepsis zu betrachten.
Volkswagen reiht sich ein
Das wohl größte Sorgenkind unter den Autoherstellern ist hierzulande Volkswagen (DE0007664039). Vielleicht auch deshalb konnte die Aktie gestern weniger stark als die Konkurrenz zulegen. Zufriedengeben mussten die Anleger sich mit einem Plus von 3,1 Prozent, was die Käufer aus eigener Kraft aber ebenfalls eher nicht hinbekommen hätten. Der Kurs verabschiedete sich mit 89,48 Euro in den Feierabend und am Nachmittag standen sogar schon mehr als 90 Euro auf der Anzeigetafel.
Bei Volkswagen entsteht auch unabhängig von Trump der Eindruck, als könnte das Gröbste überstanden sein. Arbeitskämpfe konnten noch vor Weihnachten befriedet werden und das Management kann sich nun darauf konzentrieren, Kosten einzusparen und die Margen auf Vordermann zu bringen. 2025 wird aber wahrscheinlich eher im Zeichen des Übergangs statt der fulminanten Wende stehen. Denn ausstehend sind weiterhin günstige Elektroautos, welche nach aktuellen Planungen erst 2026 anstehen. Volkswagen braucht in dieser Kategorie Erfolge, um wieder Anschluss an die chinesische Konkurrenz finden zu können.
Wenn das mal gutgeht
Vielleicht bin ich etwas zu kritisch und die kommenden Monate werden für Volkswagen und Co. tatsächlich glimpflicher als gedacht verlaufen. Das sei an dieser Stelle gar nicht ausgeschlossen. Nur ignorierten die Märkte für meinen Geschmack am Montag etwas zu sehr, dass der hiesige Autosektor es noch immer mit viel Gegenwind zu tun hat. Sobald die Freude über die Entwicklungen in Übersee nachlässt, lassen sich Gewinnmitnahmen wohl kaum ausschließen. Die Sektkorken knallen lassen könnten die Anleger eher noch nicht. Das gilt insbesondere für langjährige Anleger, für welche die gestrigen Aufschläge ohnehin nur ein sehr kleines Trostpflaster darstellen.
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07.01.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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