Der Angriff von BYD und Konsorten auf den europäischen Markt wird nicht nur von Euphorie begleitet
Worauf Anleger in Zukunft achten sollten
Von einem geschäftlichen Standpunkt aus könnte es für BYD derzeit kaum besser laufen. Nicht nur überzeugte der chinesische Autobauer vor gar nicht langer Zeit mit sehr guten Absatzzahlen auf dem wichtigen Heimatmarkt und durch die Bank gesunden Zahlen. Darüber hinaus macht das Unternehmen auch immer mehr Druck beim Erobern der europäischen Märkte.
Nur kurz bevor es offiziell auch in Deutschland losgeht, konnte BYD (CNE100000296) einen echten Coup landen. Bis zu 100.000 E-Autos sollen die Chinesen im Laufe der nächsten Jahre an den Autovermietet Sixt (DE0007231326) liefern. Der Grund dafür ist ebenso banal wie einleuchtend. BYD ist schlicht in der Lage, Elektroautos zu liefern, während bei den meisten anderen Anbietern enorm lange Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen.
Das kam auch bei den Aktionären gut an, die sich jetzt sehr für die Zukunftsaussichten von BYD in Europa interessieren. Wie sich der Hersteller hier schlagen wird, lässt sich aber freilich nicht mit Sicherheit vorhersehen. Der Deal mit Sixt ist aber ein hervorragender Ausgangspunkt. Auf diese Weise werden viele erste Kontakte mit der Marke haben, welche vorher noch nie etwas von BYD gehört haben.
In der Vergangenheit hatten chinesische Automarken es nie besonders leicht in Deutschland und Europa. Im Allgemeinen machte man sich über die mangelnde Qualität lustig und kaufen wollte nie so recht jemand die Karossen aus dem Reich der Mitte. Es hat sich seit den letzten traurigen Versuchen aber viel geändert und gerade in der Elektromobilität sind BYD und Co. weltweit führen. Sowohl technologisch als auch in Sachen Verkaufszahlen, wo lediglich Tesla (US88160R1014) BYD noch übertreffen kann. Der Konzern ist also definitiv eine Größe, mit der Anleger rechnen sollten.
Europa im Fokus
Es hat auch einen Grund, dass BYD sich gerade für den hiesigen Kontinent derart stark interessiert. Der eigentlich lukrativere Markt in den USA bleibt dem Unternehmen im Prinzip versperrt. Ein Markteintritt wäre zwar grundsätzlich jenseits des Atlantiks möglich. Allerdings müssten dafür hohe Strafzölle in Kauf genommen werden, welche bereits die Regierung unter Donald Trump vor einigen Jahren einführte. Der Inflation Reduction Act von Joe Biden verschärfte dieses Ausgangslage zusätzlich, indem künftig großzügige Vorteile für Autos mit Batterien aus amerikanischer Fertigung gewährt werden sollen.
Für BYD ist da schlicht nichts zu holen und in Europa stehen die Türen bisher noch weit offen. Daran regt sich allerdings auch bereits Kritik. Einige Experten hielten es für sinnvoll, wenn auch die EU den freien Marktzugang für chinesische E-Autobauer einschränken würde. Argumentiert wird dabei damit, dass jene nur durch massive Subventionen der chinesischen Regierung großgemacht würden, woraus sich marktverzerrende Effekte ableiten ließen. Zudem gibt es die obligatorischen Sicherheitsbedenken mit Blick auf Unternehmen aus dem autoritären und mit dem Westen schwer fremdelnde China.
Die BYD-Aktie ist keine einfache Sache
All diese Faktoren machen es schwierig, die BYD-Aktie derzeit gezielt einzuschätzen und Dinge wie die immer neuen Lockdowns in China samt Produktionsausfällen sind da noch gar nicht berücksichtigt. Auch bei den Anlegern ist eine gewisse Ziellosigkeit zu beobachten. In den vergangenen vier Wochen ging es mit den Kursen hin und her, und das manches Mal auch im zweistelligen Prozentbereich.
Zu etablieren scheint sich aber immer mehr eine Tendenz in Richtung Süden, welche sich am Montagmorgen mit einem Minus von etwa 3,8 Prozent bemerkbar machte. Damit rutschte BYD bis auf 24,79 Euro ab und notierte damit bereits ein kleines Stückchen unter der psychologisch nicht unwichtigen Linie bei 25 Euro. Für den Moment haben Anleger also wenig Freude mit dem Titel. Langfristig winkt zwar unverändert ein ansehnliches Wachstum. Jenes wird aber durch diverse Faktoren bedroht und Investoren müssen hier schlicht auch mittelschwere Risiken eingehen.
10.10.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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