Es hagelt derzeit Kaufempfehlungen für Bayer und auch im Konzern selbst lässt man sich von den vielen Krisen nicht unterkriegen
Vorsichtig optimistisch
Für Bayer lief es in den letzten Monaten an der Börse wenig erfreulich. Verglichen mit den Höchstständen aus den Sommermonaten notiert das Papier derzeit gute 20 Prozent tiefer und auch zu Beginn der aktuellen Woche mussten wieder einmal rote Vorzeichen verzeichnet werden. Davon lassen sich aber zumindest die Analysten derzeit so gar nicht aus der Ruhe bringen und es gibt weiterhin Kaufempfehlungen en masse.
In den letzten Tagen äußerten sich gleich drei Analysehäuser positiv zur Aktie von Bayer (DE000BAY0017). Jene bekam etwa von Bernstein Research die Einstufung „Outperform“, was in der Praxis einer Kaufempfehlung gleicht. Positive Signale werden hier vor allem mit Blick auf das wichtige Maisgeschäft vernommen. Das Kursziel wird bei 96 Euro und damit deutlich über dem letzten Schlusskurs in Höhe von 52,32 Euro angesetzt.
Dass Bayer jenen in den nächsten Monaten hinter sich lassen wird, davon geht auch Jefferies fest aus. Die Erwartungen sind hier mit 70 Euro zwar ein gutes Stückchen geringer. Es ergibt sich aber auch hier ein nettes Aufwärtspotenzial. Folgerichtig gibt es auch hier eine Kaufempfehlung für Bayer, trotz der bekannten Risiken für europäische Agrar- und Chemieunternehmen.
Zu einem ähnlichen Urteil kam vor rund einer Woche die Berenberg Bank, welche nach Gesprächen mit Finanzvorstand Wolfgang Nickl ihre Kaufempfehlung für Bayer bekräftigte und das Kursziel unverändert bei 70 Euro beließ. Man gibt sich hier zuversichtlich, dass die angepeilten Ergebnisse für das laufende Jahr erreicht werden können und das ist in diesen schweren Zeiten leider längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
Glyphosat im Fokus
Nicht nur an der Börse bleibt derweil Glyphosat ein wichtiges Thema, welches teils leidenschaftlich diskutiert wird. Bayer erzielte vor Gericht hier zuletzt den einen oder anderen Erfolg. Ganz vom Tisch ist das Thema aber noch nicht. Viele Anleger blicken vor allem besorgt auf die Tatsache, dass der Unkrautvernichter per Ende 2023 in der EU verboten werden soll. In einem Interview mit „RiffReporter“ wollte Konzernstratege Klaus Kunz davon aber wenig wissen. Er gibt sich zuversichtlich, dass mit Blick auf wissenschaftliche Daten die Zulassung für Glyphosat in der EU regulär verlängert wird.
Gleichwohl ist Kunz auch sehr bemüht darum, Bemühungen von Bayer zum Klima- und Umweltschutz in den Vordergrund zu stellen. Anders als in früheren Jahren wird nicht mehr schlicht geleugnet, dass Pflanzenschutzmittel einen Einfluss auf die Umwelt hätten. Statt diese nun aber einfach abzuschaffen, soll der richtige Einsatz dafür sorgen, dass in Zukunft Glyphosat und Co. umweltverträglich und sicher eingesetzt werden können.
Die Anleger bleiben skeptisch
Zumindest aktuell scheint all das die Anteilseigner noch nicht so recht überzeugen zu können. Die Bayer-Aktie setzte am gestrigen Montag ihre Korrekturbewegung fort und gab um 1,06 Prozent auf 52,32 Euro nach. Zwar notiert das Papier noch ein Stückchen höher als beim 52-Wochen-Tief bei 44,60 Euro. Von Euphorie kann bisher aber noch keine Rede sein. Das dürfte auch daran liegen, dass nach dem Wintereinbruch in Europa mal wieder intensiv über eine mögliche Gasmangellage diskutiert wird.
Vor allem im Winter 2023 könnte es eng werden, wenn sich die EU nicht schnell neue Lösungen überlegt. Die gut gefüllten Gasspeicher leeren sich bereits wieder und noch konnten Lieferausfälle aus Russland nicht im vollen Ausmaß kompensiert werden. Zugegeben, es sind eher vage Ängste und Befürchtungen, die sich daraus derzeit für Bayer ergeben und noch kam es bei der Produktion zu keinerlei Einschränkungen. Doch wie so oft reichen schon unschöne Befürchtungen an der Börse aus, um die Kurse wieder ins Wanken zu bringen. Gleichwohl sei an dieser Stelle nicht unerwähnt, dass die Bayer-Aktie im laufenden Jahr noch immer zu den besseren Vertretern des DAX zählt.
13.12.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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