Bayer versucht zu beruhigen, Morphosys kann Anleger nicht überzeugen, Moderna unterliegt vor Gericht, doch BioNTech kann davon an der Börse nicht profitieren
Von Euphorie ist bei Biotech-Aktien nicht mehr viel zu sehen
Nicht erst seit Corona sind Biotech-Aktien schwer gefragt. Die Titel kommen zwar in der Regel mit eklatanten Risiken daher, bieten aber immer auch große Chancen im Erfolgsfall. Dieser Tage herrscht im Sektor allerdings wenig Euphorie. Gezeichnet sind die jüngsten Entwicklungen vor allem von Enttäuschungen und dem einen oder anderen Kurscrash.
Für das meiste Aufsehen sorgte Bayer (DE000BAY0017) bereits zu Wochenbeginn, als das Unternehmen beim Hoffnungsträger Asundexian über eine abgebrochene Studie berichtete. Das Präparat hat sich zumindest in diesem bestimmten Fall als nicht wirksam genug erwiesen. Das führte zu einem historischen Kurseinbruch, von dem die Bayer-Aktie sich noch nicht ansatzweise erholen konnte. Auch am Dienstag ging es mit den Kursen nicht wieder aufwärts.
Die Anteilseigner befürchten in erster Linie, dass die einst in Aussicht gestellten bis zu fünf Milliarden Euro an Umsatz mit Asundexian einfach wegfallen werden. Bayer bemühte sich nun darum, die Gemüter etwas zu beruhigen. Der Konzern musste zwar einräumen, dass ein bedeutender Anteil der Umsatzerwartungen nicht erzielt werden können wird. Konkrete Zahlen wollte man allerdings nicht nennen und es wurde zudem bekräftigt, die zweite Oceanic-Studie erfolgreich zu Ende führen zu können. Der Konzern rechnet damit, mit Asundexian noch immer Umsätze erzielen zu können, wenn auch in geringerem Umfang als bisher angepeilt. Die Anleger lassen sich davon aber nicht überzeugen.
Morphosys: Der Optimismus ist nicht ansteckend
Studien standen auch bei Morphosys (DE0006632003) gestern im Vordergrund und zumindest das Management sprach bei den jüngsten Ergebnissen rund um den Hoffnungsträger Pelabresib über erfreuliche Entwicklungen. Es war bei einer Behandlung in Kombination mit Ruxolitinib gar die Rede von den „bisher eindrucksvollsten Verbesserungen in klinischen Studien“ bei Patienten mit Myelofibrose.
Die Analysten schätzen das Ganze aber etwas anders ein und sprechen von einer veritablen Enttäuschung. Manche Experten zweifeln sogar offen an, ob Pelabresib überhaupt noch Aussichten auf eine Zulassung hat. Andere befürchten, dass die Umsätze selbst mit Zulassung eher schmal ausfallen könnten. Ich persönlich verfüge ehrlicherweise nicht über die medizinischen Kenntnisse, um das Ganze adäquat einschätzen zu können. Kaum zu übersehen waren gestern aber Kursverluste von 21,3 Prozent. Die Anteilseigner scheinen von den Studien deutlich mehr erwartet zu haben.
Moderna verliert sein Patent in der EU
Mit Studiendaten konnte Moderna (US60770K1079) schon seit einer ganzen Weile nicht mehr punkten. Das Unternehmen machte sich aber noch Hoffnungen, die eigenen Kassen mit einer Patentklage gegen BioNTech etwas aufzubessern. Nach Ansicht des US-Konzerns wurde in Mainz etwas zu viel abgeschaut. In der EU musste nun aber eine herbe Schlappe hingenommen werden.
Das Europäische Patentamt hat laut Angaben von BioNTech ein Patent von Moderna für nichtig erklärt. Die entsprechende Klage dürfte sich damit in Luft auflösen und Moderna muss manche Hoffnung auf einen wie auch immer gearteten Geldsegen wohl erst einmal zu Grabe tragen. Für die Anleger ist das noch lange kein Weltuntergang. Etwas enttäuscht zeigte man sich aber doch und die Moderna-Aktie verlor am Dienstag um 1,5 Prozent an Wert.
Keine gute Laune bei BioNTech-Anlegern
Im Prinzip klingt das Ganze nach einer guten Neuigkeit für BioNTech (US09075V1026) und das Management zeigte sich auch sichtlich zufrieden mit der Entscheidung der EU-Behörden. An der Börse herrschte aber keinerlei Euphorie. Im Gegenteil, die Kursverluste fielen mit 2,45 Prozent am Dienstag sogar noch höher aus als bei der US-Konkurrenz und zum ersten Mal seit Anfang des Monats rutschte die Aktie auf Schlusskursbasis wieder unter die Linie bei 90 Euro. Lediglich 88,50 Euro standen letzten noch auf der Anzeigetafel.
Darin zeigt sich recht eindrucksvoll, dass laufende Rechtsstreitigkeiten bei den Aktionären eher auf einem Nebenschauplatz stattfinden. Den größten Einfluss auf die Kurse nehmen immer noch eigene Entwicklungen, spezielle mit Blick auf Krebsmedikamente. Dort gab es zwar in den letzten Wochen durchaus das eine oder andere Update, aber eben keinen Durchbruch. Gleichzeitig bröckeln die Umsätze mit Corona-Impfstoffen immer mehr dahin und für Begeisterung kann BioNTech da schlicht nicht mehr sorgen.
Auf und ab
Die Stimmung bei Biotech-Aktien könnte derzeit wahrlich besser ausfallen und nicht wenige Titel flirten derzeit mit ihren Jahrestiefs. Das sieht erstmal schwer enttäuschend aus, ist aber im Prinzip nichts Neues. Das Risiko einer solchen Phase schwingt stets mit und den Anlegern bietet sich nun ein anschauliches Beispiel dafür, was bei entsprechenden Investments schiefgehen kann. Es wird aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch wieder bessere Tage zu sehen geben. Wer wann und mit welcher Studie wieder Euphorie entfachen können wird, das steht freilich in den Sternen. Umso mehr ist gerade in diesem Segment das Prinzip der Diversifizierung zu beherzigen.
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22.11.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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