BioNTech weiter auf Erfolgskurs, für Amazon geht es in die heiße Phase, BYD will Deutschland erobern und bei Volkswagen steht das Trinity-Werk auf der Kippe
Die Börsianer bleiben vorsichtig
Auch wenn die Erholung an den Märkten sich gestern wieder fortsetzen konnte, so bleiben doch Inflation und die drohende Rezession mit die heißesten Themen an der Börse. Die drohende Flaute sorgt dabei bei einigen Titeln für mehr Sorgen als bei anderen.
Sehr negativ blicken die Anleger derzeit etwa auf die Aktie von Amazon (US0231351067), welche sich am Freitag mal wieder ganz in Rot präsentierte. Um 2,16 Prozent ging es hier auf nur noch 90,88 Euro abwärts. Dabei geht für den E-Commerce-Giganten gerade die heiße Phase im laufenden Quartal los. In ziemlich genau einer Woche wird mit der Rabattschlacht rund um den Black Friday das Weihnachtsgeschäft eingeläutet.
Es ist mit die wichtigste und umsatzträchtigste Zeit für Amazon. Doch viele Beobachter befürchten, dass in diesem Jahr eher kleinere Brötchen gebacken werden müssen. Amazon-Gründer Jeff Bezos warnte Verbraucher in einem Interview sogar vor größeren Anschaffungen und empfahl, für den Moment das eigene Geld beisammenzuhalten. Ob diesem Aufruf auch im größeren Maßstab Folge geleistet wird, lässt sich kaum feststellen. Dass die Konsumlaune schon mal ausgeprägter war, liegt aber auf der Hand.
BioNTech startet in Hongkong durch
In China wartet BioNTech (US09075V1026) noch immer darauf, seinen Corona-Impfstoff vertreiben zu dürfen. Zuletzt gab es hier nur kleine Teilerfolge, indem das Impfen immerhin bei in China lebenden Ausländern erlaubt wurde. Jetzt folgte darauf Medienberichten zufolge eine Notfallzulassung in Hongkong. Zwar ist jene an einige Bedingungen geknüpft wie der fortlaufenden Versorgung mit klinischen Daten. Das stört aber weder BioNTech noch die Anleger.
Letztere scheinen auf eine solche Meldung nur gewartet zu haben, um den Aktienkurs endlich wieder über die Linie von 160 Euro zu schieben. Bis auf 161,10 Euro ging es am Freitag aufwärts, womit die BioNTech-Aktie ihren höchsten Stand seit über drei Monaten erreicht. Im Westen sind die Impfkampagnen weitgehend eingeschlafen, doch der Blick nach Fernost scheint für neuen Mut unter den Aktionären zu sorgen.
BYD strebt nach Deutschland
Zurückhaltung auf Verbraucherseite belastete auch die Aktie von BYD (CNE100000296) in jüngerer Vergangenheit stark. In China droht sich momentan ein regelrechter Einbruch bei den Absatzzahlen von Elektroautos abzuzeichnen, was die Anleger schon seit einem Weilchen in die Flucht schlägt. Auf Monatssicht notiert die BYD-Aktie momentan mit 22,70 Euro per Wochenschluss rund 10,5 Prozent tiefer.
Den Kopf in den Sand will das Unternehmen aber nicht stecken. Es wird weiterhin eine aggressive Expansion verfolgt, welche schon sehr bald auch hierzulande endgültig ankommen soll. Dass BYD auch in Deutschland an den Start gehen möchte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Jetzt wurde aber auch bekannt, welche Ziele genau verfolgt werden, und da bleibt manch einem die Spucke weg. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen demnach sechststellige Absatzzahlen in Deutschland erreicht werden, und das ausschließlich mit Elektroautos. Sollte dieser kühne Plan gelingen, wäre es wohl der schnellste Aufstieg eines ausländischen Autobauers, den es hierzulande je zu sehen gegeben hat.
Volkswagen: kann das weg?
Auf die Bremse tritt derweil Volkswagen (DE0007664039), wo der neue Chef Oliver Blume so manches Zukunftsprojekt noch einmal zu überdenken scheint. Das „manager magazin“ berichtete unlängst, dass der von Blumes Vorgänger Herbert Diess geplante Elektrowagen Trinity wohl von 2026 ins Jahr 2030 verschoben werden könnte. Daraus könnte sich auch ergeben, dass ein neues Werk für eben dieses Fahrzeug gar nicht erst entstehen wird.
Offiziell bestätigt ist das Ganze noch nicht, es klingt in den Ohren der Anleger aber plausibel, und die sind darüber nicht unerfreut. Das Zurückfahren von Investitionen wird derzeit dankend zur Kenntnis genommen und die Volkswagen-Aktie konnte sich im gestrigen Handel um ansehnliche 2,35 Prozent verbessern. Sollten die Gerüchte sich bewahrheiten, dürfte VW rund zwei Milliarden Euro einsparen, welche der Bau des neuen Standorts verschlungen hätte.
Es bleibt dabei
Die Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung ist an den Märkten unverändert spürbar und sie steht bei nicht wenigen Aktien sogar weiterhin im Vordergrund. Dass es dennoch vielerorts in Richtung Norden geht, ist hauptsächlich der Hoffnung zu verdanken, dass am Ende alles nicht ganz so schlimm kommt wie noch vor einigen Wochen befürchtet. Echter Optimismus bleibt aber weiterhin rar gesät. Da bleibt noch abzuwarten, wie lange die Erholungsrallye nur von guten Hoffnungen getragen werden kann.
19.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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