Bei BioNTech brennt es - Stimmungsschub durch Logistik-Verbesserungen und Corona-Zenitüberschreitung?
BioNTech-Aktie bleibt aussichtsreich
Im Zusammenhang mit den weiteren Corona-Entwicklungs- und Impfstofflieferungs-Perspektiven in Deutschland ist unseres Erachtens aktuell besonders auf folgende 2 Fakten zu verweisen.
Erstens deutet die jüngst veröffentlichte Statistik von worldometers.info, einer von Entwicklern, Forschern und Freiwilligen betriebenen Website, die täglich neue Erhebungen sowie wissenschaftlich gestützte Prognosen zu den aktuellen und künftigen weltweiten Corona-Fallzahlen publiziert, nunmehr darauf hin, dass der Zenit täglicher Corona-Neuinfektionen in Deutschland möglicherweise bereits überschritten wurde.
Die aktuellen Infektionszahlen lassen somit Zweifel gegenüber der Corona-Politik der Bundesregierung aufkommen, die sich nicht nur hinsichtlich des Timings der erst ab dem 16.12. vollzogenen, zweiten Lockdown-Maßnahmen, sondern auch der nun noch weiter geplanten Verschärfung am kommenden Dienstag zeitlich ordentlich verschätzt haben könnte.
So geht auch aus der Entwicklung der täglichen Corona-Neuinfektionen und deren entsprechender fortlaufender Chartabbildung untrüglich hervor, dass der Startschuss für den zweiten Lockdown nicht erst am 16.12.2020 und damit im Zuge der Impfstoffzulassungen von BioNTech (ISIN: US09075V1026; WKN: A2PSR2) und Pfizer (ISIN: US7170811035; WKN: 852009) hätte fallen müssen, sondern dass diese erneute bundeseinheitliche Lockdown-Einführung im Zuge der zurückliegend ungebremst hochschießenden Infektionszahlen wohl bereits spätestens ab der 1. November-Woche zwingend angezeigt gewesen wäre.
Chart: BIONTECH SE (ADR in Euro)
Hiernach ist die Frage der zurückliegenden Professionalität der Bundesregierung in der Timing-Festlegung ihrer Lockdown-Beschlüsse, anders als deren grundsätzliches Ausmaß, insgesamt kritisch zu bewerten.
Zweitens besteht derzeit offenkundig ein klarer Außenkommunikations-Dissens zwischen den führenden Impfstoff-Entwicklungspartnern Pfizer / BioNTech über angebliche künftige Produktions- und Lieferengpässe des Impfstoffs speziell in der EU.
Am 14.01. kündigte Pfizer eine voraussichtlich 3-4 Wochen anhaltende Produktions- und Auslieferungsminderung ihres Impfstoffs für die EU an. Diese Entscheidung sei vor dem Hintergrund einer Werks- und Produktionsanpassung im Pfizer-EU-Hauptwerk in Puurs/Belgien zwecks der Steigerung des jährlichen Produktionspotenzials des Impfstoffs von 1,3 auf 2,0 Mrd. Dosen getroffen worden.
Dieser Kommunikation, die Pfizer mit ihrem federführenden Entwicklungs-, aber "Junior"- Logistikpartner BioNTech offensichtlich nur begrenzt abgestimmt hatte, steht die am 15.01. klar positivere Aussage von BioNTech entgegen, dass dank ihrer Produktions- und Vertriebskapazitäten bereits ab dem 25.01. wieder vollständig zur zugesagten Produktions- und Liefermenge innerhalb der EU zurückgekehrt werden könnte.
Zudem ließ BioNTech verlauten, dass ab ca. Mitte Februar die Produktion und Auslieferung innerhalb der EU und wohl erst recht auch Deutschlands durch Inbetriebnahme eines neuen Werks im hessischen Marburg noch weiter gesteigert werden kann, indem im 1. Halbjahr dort insgesamt rd. 250 Mio. Vakzin-Dosen hergestellt werden sollen. Pfizer hingegen behielt diese Information im Rahmen ihrer Produktionssenkungs-Ankündigung vom 14.01., warum auch immer, zunächst für sich.
FAZIT
Nicht nur dürfte Deutschland hinsichtlich täglicher Corona-Neuinfektionen bereits seinen Zenit überschritten haben, was den Zeitpunkt der Lockdown-Beschlüsse der Bundesregierung rückblickend insgesamt als fragwürdig und suboptimal erscheinen lässt. Auch die künftige Impfstoff-Versorgungslage innerhalb der EU und vor allem Deutschlands dürfte sich künftig als günstiger erweisen als von Pfizer ursprünglich angenommen.
Es läuft derzeit also vieles auf eine künftig deutlichere Entschärfung der Corona-Gefährdungs- und Impfstofflage in Deutschland hinaus als dies offenbar gerade die politische Führung in Deutschland und damit wohl auch die Mehrheit der Bürger in einem vielleicht etwas übertriebenen Maß an Pessimismus wahrhaben will.
Auch die jüngst angekündigten technologischen Fortschritte in der Impfstoff-Kühlung (verdünnte Dosen in bereits befüllten Spritzen bei + 2 bis + 30 Grad Celsius bis zu 6 Stunden haltbar, d.h. bei Transport in Kühlboxen mit maximaler Temperatur von bis zu + 8 Grad ggfs. auch länger) lassen künftig eine weitere Verbesserung der Versorgungslogistik mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer erwarten.
Diese künftig voraussichtlich zunehmend positiven Technologie- und Logistik-Entwicklungen rund um den Impfstoff von Pfizer/BioNTech lassen vermuten, dass der Aktienkurs mit seinem zurückliegenden Tief von 65,40 EUR nun ggfs. doch erst einmal einen Boden erreicht haben könnte. Für spekulativ orientierte Anleger könnte sich ein Wiedereinstieg in den Titel nach dem erneuten Rücksetzer von -4% am 15.01. auf dem aktuellen KGV-Bewertungsniveau (2022e) von nur rd. 6 auf längere Sicht lohnen, selbst wenn ein kurzfristiges erneutes Korrekturpotenzial bis auf rd. 65 Euro grundsätzlich auch weiterhin fortbesteht.
Gegenüber dem mit einem KGV (2022e) von rd. 14 wesentlich höher bewerteten und vom nächsten Aktienunterstützungsniveau von rd. 80 USD auch charttechnisch wieder wesentlich deutlicher entfernten Titel von MODERNA (ISIN: US60770K1079; WKN: A2N9D9) geben wir der Aktie von BIONTECH auch weiterhin grundsätzlich den Anlagevorzug.
18.01.2021 - Marlen Böttcher - mb@ntg24.de & Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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