Zusammen mit der Anwaltsfirma Morgan & Morgan legt sich der 18-jährige Bryce Martinez mit Lebensmittelgiganten wie Coca Cola, PepsiCo, Kraft Heinz und Nestlé an
Sollen ungesunde Lebensmittel bewusst in eine Abhängigkeit treiben?
Die großen Lebensmittelkonzerne genießen nicht unbedingt den besten Ruf. Gekauft werden die teils hochverarbeiteten Produkte zwar noch immer munter. Doch hagelt es gerne Kritik aufgrund geringer Nährwerte und hohem Zuckergehalt. Der 18-jährige Bryce Martinez geht nun sogar vor Gericht und wirft den Konzernen vor, ihn bewusst krank gemacht zu haben.
Ins Visier nimmt Martinez zusammen mit der Anwaltsfirma Morgan & Morgan mehr oder minder die gesamte Branche. Unter anderem werden die Produkte von Coca-Cola (US1912161007) als problematisch angesehen. Im Raum steht allerdings nicht nur der Vorwurf, dass die Nährwerte suboptimal ausfallen würden. Viel mehr beharrt die Klägerseite darauf, dass der hohe Zuckergehalt bewusst eine Abhängigkeit herbeiführe und die Entwicklung gefährlicher Krankheiten vorantreibe.
Martinez selbst leidet seit er 16 ist an Typ-2-Diabetes und führt dies direkt auf die Lebensmittel der großen Konzerne zurück. Seine Anwälte argumentieren damit, dass es Diabetes unter Jugendlichen vor 40 Jahren noch nicht gegeben habe. Dass es heute „Tausende“ Fälle gebe, wird wohl als Nachweis dafür angesehen, dass die Unternehmen aus der Branche eine große Schuld an der negativen Entwicklung tragen. Ob die Richter dies ähnlich einschätzen werden, bleibt abzuwarten. Die Coca-Cola-Aktie reagierte nicht weiter und legte am Donnerstag um 0,5 Prozent auf 60,74 Euro zu.
PepsiCo hat nichts zu lachen
Die Aktie von PepsiCo (US7134481081) trat derweil auf der Stelle und machte es sich bei 151,26 Euro bequem. Über die Vorwürfe gegen die Konkurrenz wird man eher nicht lachen können, da man selbst auch ins Visier der Anwälte von Martinez gekommen ist. Ob dabei einzelne Produkte besonders in der Kritik stehen, ist nicht überliefert. Zumindest hierzulande hat Pepsi seine Rezepturen bereits überarbeitet und mischt seiner namensgebenden Brause Süßstoffe bei, um den Zuckergehalt zu reduzieren.
Allerdings stehen auch diverse Süßstoffe unter dem Verdacht, suchterregend zu wirken, sodass allein damit die Vorwürfe wohl eher nicht entkräftet werden können. Die beschuldigten Unternehmen äußerten sich bisher zu dem Fall nicht weiter. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass dort die Verantwortung für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung eher beim Verbraucher gesehen wird.
Kraft Heinz und der Blick ins Ungewisse
In den USA sorgt das Thema für besonders viel Aufsehen, da dort der höchst umstrittene Robert F. Kennedy von Donald Trump als nächster Gesundheitsminister nominiert wurde. Kennedy äußerte sich vermehrt abfällig gegenüber Lebensmittelkonzernen und es gilt als nicht unwahrscheinlich, dass er diesen einige Steine in den Weg legen könnte. Das muss keine Auswirkungen auf den hier genannten Prozess haben. Es sorgt aber schon dafür, dass die Angelegenheit recht ernst genommen wird.
US-Aktien aus dem Segment erhalten damit weiteren Gegenwind. Dabei haben die Titel ohnehin schon mit Herausforderungen zu kämpfen. Kraft Heinz (US5007541064) etwa bekommt die Zurückhaltung der Verbraucher und den verstärkten Fokus auf günstige Produkte aufgrund der hohen Inflation zu spüren. So mancher Verbraucher lässt Heinz-Ketchup lieber im Regal stehen und greift stattdessen zu Alternativen, die gut und gerne weniger als die Hälfte kosten können. Ein Stück weit zeigte sich diesbezüglich zwar zuletzt Entspannung. Maue Absatzzahlen machen sich an der Börse aber weiterhin bemerkbar. Dort verlor die Kraft Heinz-Aktie seit Jahresbeginn um gut 13 Prozent an Wert und landete gestern bei nur noch 30,12 Euro.
Nestlé wird nicht verschont
Allerdings beschränkt sich die Klage nicht nur gegen US-Konzerne. Auch der größte Lebensmittelkonzern in Form von Nestlé (CH0038863350) findet sich auf der Liste der Beschuldigten. Das Sortiment umfass alle nur vorstellbaren Lebensmittel, darunter durchaus auch Dinge, die weitgehend einhellig als gesund angesehen werden. Es gibt aber eben auch stark zucker- und kalorienhaltige Produkte wie Nesquik-Kakao, Tiefkühl-Pizza, Chips und Frühstücksflocken, die problemlos als Süßigkeit durchgehen würden.
Der neue Chef Laurent Freixe arbeitet aktuell daran, Nestlé wieder einigermaßen auf Kurs zu bringen. Eine großangelegte Klage hilft ihm dabei wenig weiter. Für Anleger besteht allerdings noch kein Grund zur Panik. Der Ruf des Schweizer Konzerns ist ohnehin schwer angeknackst und dass manches Produkt der Gesundheit eher nicht zuträglich ist, dürfte wohlbekannt sein. Gefährlich könnte es aus ökonomischer Sicht werden, sollte die Klage zum Politikum werden und weitreichende Änderungen an Rezepturen erzwungen werden. Darauf gibt es aber momentan keinerlei Hinweise.
Das ist nichts Neues
Die Vorwürfe der Kläger wiegen schwer und berufen können die Anwälte sich teils auf schwer zu widerlegende wissenschaftliche Daten. Doch im Kern handelt es sich um keine neue Entwicklung. Die großen Konzerne müssen sich seit Jahrzehnten Kritik gefallen lassen. Dass Verbraucher heute bewusst in eine Abhängigkeit getrieben werden sollen, ist erst einmal nur eine bloße Unterstellung. Nestlé und Co. werden sich dagegen zur Wehr setzen und die Anwälte der Konzerne sind nicht zu unterschätzen.
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13.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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