Die Commerzbank schießt in die Höhe, die Deutsche Bank nutzt den Windschatten, Software-Probleme bei Tesla und Amazon weiterhin auf Sparkurs
Es war an den Märkten am Donnerstag nicht nur Sonnenschein angesagt, doch einige Titel trotzten der verhaltenen Stimmung.
So richtig konnten die Börsianer sich im gestrigen Handel nicht entscheiden, in welche Richtung es denn nun gehen soll. Neuerliche Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten aus den USA hinterließen ein gemischtes Bild. Zwar kam es nicht zu einem plötzlichen Crash, so richtig Erholugnsstimmung wollte aber ebenfalls nicht aufkommen. Widersetzen konnten sich den eher schwachen Vorgaben nur Titel, die aus eigener Kraft für Antrieb sorgten.
Dazu zählte hierzulande vor allem die Commerzbank (DE000CBK1001), welche mit den besten Zahlen seit Jahren punktete und erstmals seit Langem wieder einen Milliardengewinn verbuchen konnte. Die Anleger dankten es mit Kursgewinnen in Höhe von 11,3 Prozent, was die Commerzbank-Aktie bis auf 11,46 Euro in die Höhe beförderte. Solche Kurse gab es schon seit 2018 nicht mehr zu sehen und von einem neuen 5-Jahres-Hoch ist das Papier nicht allzu weit entfernt.
Steigende Zinsen erweisen sich als echter Wachstumsmotor für die Commerzbank. Umso mehr freuen die Aktionäre sich darüber, dass die Leitzinsen wohl noch eine Weile länger steigen werden. Die Fed kündigte sogar kürzlich an, dass im Fall der Fälle das Tempo wieder angehoben werden könnte unf erfahrungsgemäß folgt die EZB dem Beispiel der US-Notenbank früher oder später. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die Commerzbank in diesem Jahr noch häufiger für positive Überraschunge sorgen wird.
Die Deutsche Bank im Glück
Die Konkurrenz in Form der Deutschen Bank (DE0005140008) hatte zwar keine (guten) Neuigkeiten zu vermelden. Die Vorgaben der Commerzbank reichten aber aus, um auch hier satte Kursgewinne zu ermöglcihen. Um 3,94 Prozent steigerte sich der Aktienkurs am Donnerstag und erreichte per Handelsschluss ansehnliche 11,86 Euro.
Auch bei der Deutschen Bank ist absehbar, dass die Alltagsgeschäfte sich in Zukunft wieder viel mehr auszahlen werden. Noch dazu hat der Konzern in den vergangenen Jahren vieles auf den Kopf gestellt und laufende Kosten drastisch reduziert. Das könnte sich jetzt im besten Fall doppelt und dreifach auszahlen. Noch bleibt aber abzuwarten, ob die Deutsche Bank auch selbst für die notwendigen Impulse sorgen können wird. Rückenwind von der Konkurrenz dürfte das Papier nur für einen überschaubaren Zeitraum in Richtung Norden tragen.
Tesla tut es schon wieder
Tesla (US88160R1014) musste derweil wieder einmal 360.000 Fahrzeuge aufgrund von Software-Problemen beim autonomen Fahren zurückrufen. CEO Elon Musk störte sich allerdings an den Begrifflichkeiten. Via Twitter ließ er verlauten, dass das Ganze sich mit einem Software-Update beheben ließe und die betroffenen Fahrzeuge nicht tatsächlich in die Werstatt zurückmüssen. Hier von einem Rückruf zu sprechen, hält Musk für eine überholte Formulieren.
Den Autor dieser Zeilen hat freilich niemand um seine Meinung geben, doch ich bin geneigt, Musk in dieser Hinsicht zuzustimmen. Der Begriff Rückruf erweckt schnell einen falschen Eindruck und suggeriert enorme Koste auf Seiten von Tesla. In der Praxis dürften vorhandene Probleme sich aber recht einfach und schnell beheben lassen. Wohl auch deshalb trotzten die Anleger den vermeintlich negativen Schlagzeilen und die Tesla-Aktie stieg gestern erstmals seit Anfang November wieder über die Marke von 200 Euro. Nach Zugewinnen von 1,8 Prozent standen bei Handelsschluss 202,60 Euro auf dem Ticker.
Amazon geht seinen eigenen Weg
Bei Amazon (US0231351067) fielen die Zugewinne mit 0,51 Prozent am Donnerstag sehr viel überschaubarer aus. Immerhin mussten die Anteilseigner aber keine neuerlichen Verluste hinnehmen, was im aktuellen Marktumfeld durchaus als gute Nachricht gelten darf. Um die Bilanzen wieder in Schuss zu bringen, setzt Amazon momentan vor allem auf Sparmaßnahmen, auch in Form von Entlassungen.
Abseits solcher scheint der Online-Gigant aber auch an anderen Stellen die Kosten aktiv reduzieren zu wollen. Einem Bericht von „CNBC“ zufolge sollen dafür künftig wohl auch Beziehungen zu Großhändlern überarbeitet bzw. in einigen Fällen vollständig gekappt werden. Zumindest einige Produkte will Amazon in Zukunft wohl lieber direkt von den Herstellern beziehen, was die Margen grundsätzlich steigen lassen könnte. Eine offizielle Stellungnahme dazu gibt es bisher allerdings noch nicht.
Es geht weiter
Die Euphorie vom Beginn des laufendne Jahres ist merklich abgeebbt und so ganz wissen die Aktionäre momentan kaum etwas mit den jüngsten Marktsignalen anzufangen. Auch in solchen Zeiten lassen sich aber mit dem richtigen Riecher hübsche Renditen erzielen. Anleger müssen aber sehr genau hinsehen und können sich nie auf anhaltende Kursgewinne verlassen. Das gilt auch bei den hier vorgestellten Titeln. Ob deren Aufschläge in den kommendne Tagen auch verteidigt werden können, scheint vollkommen offen zu sein.
17.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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