Kursexplosion bei Valneva, BioNTech fällt ungebremst, nichts Neues bei Steinhoff und Varta enttäuscht die ewigen Optimisten
Der Bullenmarkt schein sich abzukühlen
Während der DAX sich dieser Tage noch recht wacker schlägt, sieht die Situation bei manchem Einzeltitel völlig anders aus. Besonders Aktien, die vor gar nicht langer Zeit noch regelrecht gehypt wurden, haben es verstärkt mit Gegenwind zu tun. Besonders die Impfstoffhersteller scheinen derzeit in ein Loch ohne Boden zu fallen.
Einer der größten Verlierer im noch jungen Jahr ist bisher etwa ganz klar BioNTech (US09075V1026). Hier gaben die Kurse innerhalb von drei Wochen um knapp 33 Prozent nach. Auch am Donnerstag mussten die Anteilseigner wieder Abschläge hinnehmen, dieses Mal ging es um 2,3 Prozent in die Tiefe. Bedenklich ist neben der Richtung an sich auch das Tempo, mit dem die Aktie derzeit abwertet.
Viele positive Impulse ergeben sich derzeit nicht. Selbst wenn es mal gute Nachrichten gibt, scheint sich an den Märkten niemand dafür zu interessieren. Die BioNTech-Aktie scheint vollkommen vom Radar der Anleger verschwunden zu sein, von denen sich viele weiterhin ein Ende der Pandemie mit der Omikron-Variante erhoffen und damit die Impfstoffe bereits auf dem absteigenden Ast sehen.
Die große Ausnahme
Erfolgreich gegen den enormen Druck von oben wehren konnte sich im gestrigen Handel Valneva (FR0004056851). Studienergebnisse bescheinigten dem Tot-Impfstoff des Unternehmens eine gute Wirkung gegen die Omikron-Variante. Das zerschlägt zumindest Befürchtungen, dass das noch nicht zugelassene Vakzin vollkommen nutzlos sein könnte. In der Folge konnte die Aktie der Franzosen sich über Kursaufschläge von gut 20 Prozent freuen.
Fraglich ist allerdings, ob die gute Stimmung auch von Dauer sein wird. Letztlich hat Valneva mit den gleichen Problemen an den Börsen zu kämpfen wie die Konkurrenz. Da die nicht einfach über Nacht verschwinden werden, ist eher früher als später mit Gewinnmitnahmen zu rechnen. Zudem war die Aktie bei Handelsschluss mit 16,63 Euro noch immer weit entfernt von vergangenen Höchstständen. Der Kurssprung ist daher erst einmal nicht überzubewerten.
Und weiter geht‘s
Die Papiere von Steinhoff (NL0011375019) machen derweil genau das, was man von ihnen in dieser Woche erwartet hatte. Ohne größere Neuigkeiten bewegen die Kurse sich hin und her, ohne dass dabei eine klare Richtung erkennbar wäre. Am Donnerstag waren Zugewinne von 1,4 Prozent zu sehen, welche den Titel bis auf 0,291 Euro hieven.
Erneut lässt sich nur auf die kommenden Wochen verweisen, in denen die eine oder andere Richtungsentscheidung anstehen könnte. Erste Impulse wird eine Gerichtsentscheidung über den Vergleich mit den Gläubigern am Montag bringen. Wenige Tage später stehen dann die nächsten Quartalszahlen an, welche kurzfristig den größeren Impact haben dürften. Die Aktionäre werden ganz genau hinsehen, wie es um den Steinhoff-Konzern bestellt ist und ob ein Comeback unter den neuen Voraussetzungen überhaupt möglich ist.
Der späte Erfolg der Pessimisten
Rote Vorzeichen beherrschen schon seit einiger Zeit die Anteile von Varta (DE000A0TGJ55). Dabei sah es im vergangenen Jahr lange noch richtig gut aus. Entgegen einiger Horrorprognosen der Analysten ging es mit dem Batteriehersteller an den Märkten unentwegt in die Höhe. In den Sommermonaten standen zeitweise über 160 Euro auf dem Ticker. Kursziele im zweistelligen Bereich erschienen da schon fast lächerlich.
Nun aber haben die Zweifler doch noch Recht bekommen. Nach einem kleinen Kurssturz am Mittwoch rutschte die Varta-Aktie auf ein neues 52-Wochen-Tief bei 95,36 Euro herab und trotz leichter Zugewinne am Tag darauf konnte die magische 100-Euro-Linie nicht mehr überschritten werden. Schon jetzt gibt es die nächsten unschönen Vorhersagen. Manch einer spricht davon, dass vom jetzigen Stand aus noch eine Kurshalbierung geben könnte. Ganz so weit würde ich nicht gehen, zumindest die kurzfristigen Aussichten sind aber tatsächlich eher überschaubar.
Ziehen dunkle Wolken auf?
Manch einer schließt von der schwachen Performance einiger Einzeltitel bereits auf Probleme am Gesamtmarkt. Das Magazin „Capital“ spricht sogar schon von einem „stillen Crash“ am Aktienmarkt und zieht als Beleg dafür unter anderem die schwer angeschlagenen Aktien aus dem Tech-Sektor heran. In jedem Fall kommen die Redakteure zu dem Schluss, dass 2022 turbulenter werden dürfte als das vorherige Jahr.
Mit Prophezeiungen über die nächste Börsenkrise sollte man vorsichtig sein. Im Prinzip wird dauernd von irgendjemandem ein Crash vorhergesagt und auf lange Sicht wird es einen solchen auch immer mal wieder geben. Aktuell ist eine derartige Entwicklung aber noch nicht in Stein gemeißelt, auch wenn Aktien mit steigenden Zinsen sicherlich an Attraktivität verlieren werden. Selbst wenn die große Korrektur kommt, werden sich damit aber auch wieder neue Chancen ergeben. Es gibt daher in keinem Fall Gründe, um direkt in Panik zu verfallen.
21.01.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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