Zeichen der Hoffnung bei BioNTech, bittere Niederlage für Varta, Nel ASA mit Rettung in letzter Sekunde und Netflix weiter im freien Fall
Wann hört das endlich auf?
Der gestrige Handelstag glich zu weiten Teilen einem Schlachtfest. Nahezu überall gab es rote Vorzeichen zu sehen und nur in Ausnahmefällen konnte die eine oder andere Aktie sich dem heftigen Ausverkauf entziehen. Ganz besonders in die Tiefe ging es mal wieder für ehemalige Highflyer, allem voran die Impfstoffhersteller.
Bei BioNTech (US09075V1026) beliefen sich die Kursverluste im hiesigen Handel am Montag auf satte acht Prozent. Damit ging es bis auf 123,20 Euro in die Tiefe und es wird der niedrigste Stand seit dem August erreicht. Die Anleger scheinen den Titel vollständig aufgegeben zu haben, nachdem die Corona-Pandemie an den Börsen schon mehr oder weniger für beendet erklärt wurde.
Einen Hoffnungsschimmer gab es immerhin aus den USA. Dort konnte BioNTech sich um immerhin 2,3 Prozent verbessern, allerdings ging es im nachbörslichen Handel schon wieder um 1,2 Prozent abwärts. Dennoch macht sich die Hoffnung breit, dass es vielleicht doch noch zu einer Stabilisierung kommen könnte. Unter dem Strich wird das Unternehmen aber Erfolge abseits von Corona-Impfstoffen abliefern müssen, um bei den Anlegern wieder für echte Kauflaune sorgen zu können.
Nichts zu lachen für Varta
Noch heftigere Verluste musste Varta (DE000A0TGJ55) in Kauf nehmen. Nachdem die Aktie des Batterieherstellers erst vor Kurzem die 100-Euro-Marke verpasst hat, scheinen nun alle Dämme gebrochen zu sein. Mit einem Minus von 9,17 Prozent am Montag rasselten die Kurse bis auf 89 Euro herab. Damit wurde sogar die nicht ganz unwichtige Linie bei 90 Euro unterschritten und kurzfristig sieht es für den Titel weiterhin düster aus.
Wie bei den meisten Verlierern des gestrigen Tages ist es eine Kombination aus Zinssorgen und der unsicheren politischen Entwicklung in Europa, welche die Börsianer von eher riskanten Wachstumstiteln wegtreibt. Gefragter sind jetzt wieder verlässlichere Titel, die in den letzten zwei Jahren im Bullenmarkt kaum eine Rolle gespielt hatten. Es zeichnet sich eine Zeitenwende ab, was für Varta keine gute Entwicklung zu sein scheint.
Was für ein Nervenkitzel
Den Sturz ins Ungewisse verhindern konnten die Käufer gerade noch so mit viel Mühe und Not bei den Papieren von Nel ASA (NO0010081235). Bis zum Nachmittag stürzten die Kurse hier von rund 1,30 Euro bis auf 1,16 Euro im Tief, wo ein neues 52-Wochen-Hoch etabliert wurde. Charttechnisch war das eigentlich schon der Beginn eines Crashs, welcher Nel problemlos zum Pennystock hätte mutieren lassen können.
Bis Handelsschluss konnten die Bullen die Kurse aber noch einmal bis auf 1,22 Euro hieven und damit die Unterstützung bei 1,22 Euro noch retten. Doch aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben und es spricht weiterhin viel gegen die Nel-Aktie. Zumindest mit Blick auf die kurzfristige Zukunft. Wer etwas länger plant, dürfte sich von den gegenwärtigen Verwerfungen ohnehin kaum aus der Ruhe bringen lassen und unverändert auf den großen Durchbruch in ein paar Jahren hoffen.
Kein Boden in Sicht
Als einer der größten Verlier präsentierte sich gestern Netflix (US64110L1061) mit Kursabschlägen in Höhe von 10,55 Prozent. Jenseits des Atlantiks fielen die Verluste deutlich geringer aus, auch an den US-Börsen blieb es aber bei roten Vorzeichen. Nach dem Crash am Freitag zieht sich die negative Tendenz damit fort.
Mit 315 Euro per Handelsschluss landete die Netflix-Aktie schließlich auf dem niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren. Die erschütternde Prognose für das Kundenwachstum im laufenden Quartal wirkt immer noch nach. Bisher konnten die Schnäppchenjäger das noch nicht ausgleichen, allerdings ist früher oder später mit einer Gegenbewegung zu rechnen. Schließlich ergeben sich für den Marktführer im Streaming-Bereich für die Zukunft. Sowie die Märkte sich wieder etwas beruhigen, ist ein Turnaround aufgrund der fast schon übertriebenen Abverkäufe der letzten Tage schon beinahe vorprogrammiert. Ob der dann auch sämtliche Verluste seit Freitag wieder ausgleichen kann, ist jedoch noch einmal eine andere Frage.
Die Angst geht um
So ganz scheinen die Börsianer mit der gegenwärtigen Lage nicht zurechtzukommen. Während Corona trotz Infektionszahlen auf Rekordniveau kaum noch eine Rolle zu spielen scheint, führen Zinssorgen und die undurchsichtige Entwicklung in der Ukraine zu großen Ängsten und vor allem Unsicherheit. Letztere ist bekanntlich Gift für die Märkte, da Investoren sich ihr gegenüber oftmals wie ein scheues Reh verhalten.
Vorsichtige positive Impulse aus den USA könnten im heutigen Handel wieder für etwas Entspannung sorgen. Dass die teils brutalen Abschläge der letzten Tage dadurch einfach wieder ausgeglichen werden, damit ist allerdings nicht zu rechnen. Das Sentiment an den Märkten ändert sich gerade grundlegend und es dürfte gesünder sein, sich darauf einzustellen als vergangene Tage wieder herbeizusehnen.
25.01.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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