Verlor Diess den Kampf mit den Aufsichtsrat?
VW-Chef Diess wird bei Volkswagen überraschend rausgeworfen, Nachfolger wird Porsche-Chef Blume
Herbert Diess verlässt überraschend den VW-Konzern. Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden wird der aktuelle Chef der Sportwagentochter Porsche.
Überraschend verkündete Deutschlands größter Autokonzern VW (DE0007664039) am Freitagabend den Abgang vom aktuellen Konzernchef Herbert Diess. Diess wird in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat seinen Posten zum 1. September abtreten. Sein Nachfolger steht bereits fest. Auf Diess soll der aktuelle Porsche-Chef Blume folgen. Dieser wird seine Tätigkeiten parallel ausüben, wobei ihm VW Finanzvorstand Arno Antlitz unterstützen wird.
Blume wird auch weiterhin verantwortlich für den geplanten Börsengang der Sportwagentochter Porsche sein. Dieser soll trotz des schwierigen aktuellen Marktumfeldes noch im Herbst dieses Jahres von der Bühne gehen.
Verliert Diess Kampf mit den Aufsichtsrat?
Es kursierten bereits länger die Gerüchte über eine Trennung des ehemaligen BMW-Managers (DE0005190003) Diess und VW. Angeblich stand Diess bereits zweimal kurz vor einem Rauswurf und konnte diesen nur mit der Unterstützung von des Hauptaktionären Porsche/Piëch abwenden.
Zwar trieb Diess die Transformation bei VW maßgeblich an und der Konzern würde ohne sein Zutun nicht das aktuelle Angebot an Elektroautos anbieten können, doch sein oft ruppiger und kalter Führungsstil wurde Diess nun zum Verhängnis. Da war es auch nicht hilfreich, dass die Entwicklung eigener Software-System zuletzt deutlich ins Stocken geriet und darüber hinaus noch deutlich teurer werden wird als ursprünglich kalkuliert.
Die Probleme von Diess begannen bereits im Jahr 2020 mit der Fertigung des ID3 und des Golf 8. Die Belegschaft fühlte sich in der Zeit allein gelassen und unter Druck gesetzt. Die Gewerkschaft bemängelte daraufhin die fehlende Krisenstrategie von Diess und die ständige Erhöhung des Drucks in der Fertigung. Daraufhin sprach die IG Metall Diess in einem offenen Brief an den Aufsichtsrat das Misstrauen aus.
Der Aufsichtsrat betonte wiederholt das VW neben seiner technologischen auch der sozialen Vorbildrolle gerecht werden müsse. Andererseits sparte auch Diess nie mit Kritik gegenüber den Gewerkschaften, so fühlte er sich durch Interventionen der Gewerkschaft oft operativ zurückgeworfen und VW in der Effizienz reduziert.
Trotz des Rauswurfes hat Diess für die Dauer seines Vertrages also bis 2026 Anspruch auf die vollen Bezüge und Boni. So wird er in den nächsten 3 Jahren mindestens 20 Millionen Euro erhalten. Sollte es bei VW mehr als gut laufen, dann würde sich die Zahlungen sogar auf 30 Millionen entwickeln.
Auch wenn die Trennung von Diess und Volkswagen nicht ohne Querelen abläuft und die langjährige Geschäftsbeziehung Up and Downs hatte, bleiben die strategischen Erfolge von Diess den Konzern erhalten und auch Nachfolger Blume wird auf einem soliden Grundgerüst aufbauen können, denn trotz der enormen Größe und Interventionen der Gewerkschaften hat es Diess geschafft, relativ schnell und deutlich die Entwicklungs- und Forschungsziele zu ändern und den Autobauer fit für das Thema Elektromobilität zu machen. Auch der Fokus auf die Softwareentwicklung und Batteriezellenproduktion wurde mit Diess ins Leben gerufen. Auch nach außen ist Diess immer souverän und mitunter autoritär aufgetreten. Intern wurde dies als Fehler angesehen, den es nun durch den ruhigen Blume zu korrigieren gibt.
25.07.2022 - Felix Eisenhauer
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