Amazon, Apple und Shell beflügeln die Märkte, Plug Power und Nel ASA sorgen ebenfalls für gute Laune und trotz Enttäuschungen bei Intel geht eine freundliche Woche zu Ende
Experten mahnen dennoch zur Vorsicht
Es geht eine bewegte Woche zu Ende, die mal wieder mit viel Hoffnungen, Sorgen und Nöten gefüllt war und damit in Sachen Drama problemlos jede Seifenoper in den Schatten stellt. Große Sorgen bereiteten mal wieder Zinsen und eine drohende Rezession, von der europäischen Gasversorgung ganz zu schweigen. Doch kurz vor dem Wochenende setzten sich die Optimisten durch.
Gerade gute Unternehmenszahlen sorgten für einiges an Rückenwind an den Märkten. In den USA sorgten Ergebnisse von Apple (US0378331005) und Amazon (US0231351067) für ordentlich Erleichterung. Im Vorfeld rechneten viele schon fest damit, dass die Tech-Riesen aufgrund der hohen Inflation und des nachlassenden Konsums mit enormen Problemen zu kämpfen haben würden. Mancher Anleger stellte sich bereits darauf ein, dass die Prognosen für das laufende Jahr kassiert werden würden.
Doch dazu kam es letztlich nicht. Stattdessen punktete vor allem Amazon mit einer sehr ansehnlichen Entwicklung und dass es letztlich wieder zu einem Verlust kam, ist wohl einzig einer Beteiligung am E-Autobauer Rivian (US76954A1034) zuzuschreiben. Ansonsten waren die Geschäfte zwar nicht frei von Problemen. Doch es reichte aus, um die Umsatzprognose für das kommende Quartal sehr sportlich anzusetzen, was die Aktie letztlich beflügelte und zweistellig in die Höhe schießen ließ.
iPhones bleiben gefragt
Nicht ganz so euphorisch fiel die Reaktion auf gute Ergebnisse von Apple aus, allerdings gab der Aktienkurs hier im Vorfeld auch weniger stark nach. Grundsätzlich gibt es aber auch hier große Freude darüber, dass die Nachfrage kaum unter den vielen Krisen gelitten hat. Das macht Hoffnung für den September, wenn wieder neue iPhones anstehen und damit die umsatzstärkste Zeit für den Tech-Konzern aus Cupertino anbricht.
Ferner konnten Ölkonzerne wie Shell (GB00BP6MXD84) mit schwindelerregend hohen Gewinnen punkten. Hierbei handelt es sich um klare Gewinner der aktuellen Energiekrise, was selbstredend auch Kritik auf den Plan ruft. In der Politik gibt es Stimmen, die nach einer Übergewinnsteuer verlangen, um die hohen Belastungen in der Bevölkerung abzufedern. Die Aktionäre machen sich darüber aber noch keine allzu großen Gedanken und sonnen sich erst einmal in den rekordverdächtig hohen Gewinnen.
Green Tech schlägt zurück
Ebenfalls für beste Laune konnte die Kursentwicklung von Wasserstoffunternehmen wie Nel ASA (NO0010081235) und Plug Power (US72919P2020) sorgen. Für solche gab es gute Nachrichten aus den USA, wo man sich wohl doch noch auf ein neues Investitionsprogramm im dreistelligen Milliardenbereich einigen konnte. Vor allem am Donnerstag sorgte die Aussicht darauf für spontane Kursexplosionen.
Plug Power gelang es dadurch sogar, erstmals seit Mai die Marke von 20 Euro hinter sich zu lassen. Trotz Gewinnmitnahmen am Freitag konnte diese auch bis ins Wochenende verteidigt werden. Bei Handelsschluss standen gestern 20,54 Euro auf dem Ticker. Nel ASA verpasste die Chance, die Linie bei 1,70 Euro zu erobern und verabschiedete sich letztlich mit 1,65 Euro ins Wochenende. Das ist aber noch immer ein deutlicher Schritt in die Höhe und den Käufern bieten sich jetzt zumindest Chancen.
Einer schießt immer quer
Gestört wurde die kollektiv gute Laune ein wenig von Intel (US4581401001), wo die Zahlen aus dem zweiten Quartal alles andere als erfreulich ausfielen. Im Halbleitersegment zeigt sich vor allem im Geschäft mit Privatkunden eine enorme Schwäche, die wohl allzu bald auch nicht ausgestanden sein wird. Im Zuge dessen kürzte der US-Konzern seine Prognose für das laufende Jahr deutlich. Die Anleger reagierten, indem sie den Aktienkurs um über acht Prozent in die Tiefe stürzen ließen.
Das ist ein kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten sehr erfreulichen Handelswoche, die nach vielen Monaten der Entbehrungen endlich wieder etwas bessere Stimmung in die Börsen bringen konnte. Von einer Trendwende kann allerdings noch nicht die Rede sein und in naher Zukunft werden belastende Faktoren dafür sorgen, dass die Lage weiterhin angespannt bleibt.
Nur eine Verschnaufpause?
Ökonomen warnen davor, sich auf den jüngsten Erholungen auszuruhen. Denn gerade in Europa droht Ungemach mit Blick auf das Gas-Poker mit Russland. Sollte der Kreml doch noch den Gashahn abdrehen, so käme gerade Deutschland um eine Rezession wohl kaum herum, so zumindest der Konsens unter Analysten. Zudem sind auch die Sorgen um steigende Zinsen und niederschmetternde Konjunkturdaten nicht einfach verschwunden. Salopp gesagt ist es schlicht zu früh, um schon die Sektkorken knallen zu lassen.
30.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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