NTG24-Tagesbericht Gold vom 31.05.2023: Erneute Befestigung durch extrem schwachen US-Einkaufsmanager-Index vollauf gerechtfertigt
In Fall zunehmend schwacher US-Arbeitsmarktzahlen nun neuer Rallye-Start von Gold denkbar
Am heutigen Tag verzeichnete Gold nach gemischt zu interpretierenden US-Konjunkturdaten mit Publikation ab 14:55 Uhr zwar sicher auch aufgrund diverser FED-Vorstandsäußerungen bis in den Späthandel um 21:30 Uhr hinein nur einen moderaten Kursanstieg um + 0,2 % auf 1963 USD. Die erneut bisherige breite Handelsspanne von 1954 – 1975 USD könnte unseres Erachtens jedoch nun ein Vorbote für einen künftigen neuen Rallye-Start in Gold sein.
Gold (TVC:GOLD) befestigte sich heute bis um 21:30 Uhr nach gemischt ausgefallenen neuen US-Konjunkturdaten-Vorlagen zwar nur um + 0,2 % auf 1963 USD. Jedoch lag vor den heutigen relevantesten US-Konjunkturzahlen das Tagestief bereits bei 1954 USD, das Tageshoch nach diesen Publikationen jedoch bei 1975 USD, was unseres Erachtens belegt, dass die Goldmarkt-Akteure diese Datenvorlagen in der Grundtendenz vollauf zu Recht klar positiv aufnahmen.
Einbruch des Chicago-Einkaufsmanager-Indexes Beleg fortschreitender US-Konjunkturschwäche
Zunächst fielen mit Publikation um 14:55 Uhr bereits die Jahresumsatz-Veränderungen der größten US-Einzelhändler mit nur noch + 1,2 % schwächer aus gemäß dem wochenweise publizierten, sog. Redbook-Index noch in der Vorwoche (+ 1,5 %) sowie der Woche zuvor (+ 1,6 %).
Hierauf schloss sich um 15:45 Uhr jedoch in unseren Augen die nun weitaus aussagekräftigste Publikation an, nach der der Chicagoer Einkaufsmanager-Index als einer der absolut wichtigsten Frühindikatoren für die künftige gesamten US-Wirtschaftsdynamik gegenüber seinem im April sogar noch gestiegenen Wert im Mai nun unerwartet stark von 48,6 auf gerade einmal nur noch 40,4 eingebrochen ist.
Bereits ein Wert von < 50 signalisiert jedoch nach diesem Indexkonzept einen fast sicher bevorstehenden weiteren Wirtschaftsabschwung, so dass auch der massiven Verfehlung der Analystenprognosen hierbei (= 47,0) in unseren Augen nun auch auf Sicht der kommenden Wochen und Monate eine erhebliche Bedeutung beizumessen ist.
Völlig zu Recht reagierte der Goldpreis relativ dicht nach dieser fast schon erschreckend schwachen Chicagoer-Einkaufsmanagerindex-Vorlage bis um 16:30 Uhr daher mit der vorübergehenden Erreichung seines Tageshochs bei 1975 USD.
US-Arbeitsmarkt-Stärke als generell spätzyklisch(st)es Segement nicht überzubewerten
Dass sich der Goldkurs anschließend wieder um gut 10 USD zurückbildete, dürfte vor allem der unerwartet hohen Zahl neuer US-Stellenausschreibungen im April gemäß dem sog. JOLTS-Report (+ 10,1 Mio. nach + 9,8 Mio. im März) zuzuschreiben gewesen sein.
Allerdings ist dieser JOLTS-Report verglichen mit dem morgen anstehenden April-Report der Unternehmens-Neueinstellungen durch das Institut ADP, den ebenso publizierten neuen Wochen-Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe wie auch insbesondere dem übermorgen am 02.06. veröffentlichen April-Arbeitsmarktbericht des US-Arbeitsministeriums üblicherweise als absolut nachrangig einzustufen.
Zudem ist an dieser Stelle nochmals betont darauf hinzuweisen, dass gerade der Arbeitsmarkt-Sektor grundsätzlich als eines der absolut spätzyklischsten (!!) Segmente eines jeden Konjunkturauf- bzw. -abschwungs einzustufen ist (in der Wissenschaft als sog. „Schweinezyklus“ belegtes Prinzip u.a. stets nur verzögerter Unternehmens-Neueinstellungen oder -Entlassungen nach entsprechenden Konjunkturentwicklungen), weshalb wir gerade nach der heutigen desaströsen Chicagoer Einkaufsmanager-Index-Publikation ab dem Sommer nun den Übergang des gesamten US-Arbeitsmarkts schon fast „automatisch“ in eine zunehmend deutliche Abschwächung erwarten.
Den heute kurzeitig eingesetzten Kursdruck von Gold grade nach dem o.g. JOLTS-Report stufen wir daher perspektivisch, anders als dessen deutlichen Anstieg nach den nachgebenden Zahlen des Einzelhandels-Redbook-wie auch des Chicagoer Einkaufsmanager-Indexes, kaum als relevant ein.
Eine künftig sehr wertvolle Unterstützung für Gold gerade hinsichtlich der nun sicher weiterhin inflations- und zinskritischsten Arbeitsmarkt-Perspektiven könnte dabei gerade auch eine heutige hoch wichtige, vorausschauende und ökonomisch angemessene Aussage des Präsidenten der FED Philadelphia, Patrick Harker, geliefert haben, dass im Umfeld „sowieso schon zunehmender Preisrückbildungs-Tendenzen“ die künftige Zinspolitik der FED in „keinem Fall“ so gestaltet werden dürfe und sicher auch werde, dass hierdurch ein „Crash“ der US-Arbeitsmarkts mit entsprechend hierdurch möglichen Rezessionstendenzen bewirkt werde.
Dies lässt also nun aus unserer Sicht durchaus den Schluss zu, dass im Zuge der fortgesetzten Inflationsrückbildung wie auch Anerkennung der grundsätzlichen Spät-Zyklizität des gesamten Arbeitsmarktsektors die FED selbst nach dem heutigen JOLTS-Reports auf entsprechende weitere Arbeitsmarkt-Anspannungssignale künftig dennoch zinspolitisch eher moderater reagieren dürfte, als dies noch vor Wochen zu erwarten gewesen wäre.
Aussetzung weiterer Zinserhöhung am 14.06. nun wieder recht wahrscheinlich
Überdies tätigten gerade Harker und in einer weiteren Rede interessanterweise gleichlautend der nationale FED-Vorstand Philip Jefferson die scheinbar intern im gesamten FED-Direktorium nun so abgestimmte Aussage, dass anstatt von einer künftigen „Zinserhöhungspause“ („Pause“) der FED zu sprechen, aktuell eher an ein „Überspringen“ („Skipping“) einer weiteren Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung zu denken sei.
Dieser kleine, aber feine Diktions-Unterschied bedeutet nämlich nichts anderes, als dass – während eine Zinserhöhungs-„Pause“ grundsätzlich auch mehrere Monate beinhalten kann – ein „Überspringen“ nur wesentlich kurzfristiger und flexibler für die nächste Zinssitzung erwartet werden kann.
Aus unserer Sicht kann dies – sicher gerade auch aufgrund des heutigen Chicago-Einkaufsmanager-Indexes (denn die Reden von Harker + Jefferson fanden erst um 18:30 Uhr bzw. 19:30 Uhr statt) – fast nur bedeuten, dass entgegen den zuletzt weit skeptischer gewordenen Prognosen des FED Watch-Tools) wohl nun doch für den 14.06. eher mit der Aussetzung einer weiteren Zinserhöhung zu rechnen ist und dass b) selbst wenn diese nun auf den 26.07. verschoben würde, diese fast 100%ig sicher als die letzte im Leitzinserhöhungszyklus der FED anzusehen wäre.
Völlig folgerichtig haben daher die an das FED Watch-Tool angeschlossenen Ökonomen ihre ehemalige Konsensprognose-Wahrscheinlichkeit einer kommenden FED-Zinserhöhung um + 0,25 % bereits am 14.06. daher nun von 2/3 massiv auf 1/3 zurückgefahren (auch selbst für den 26.07. nun mit einer von 53 % auf zumindest 49 % gesenkten Wahrscheinlichkeit erwartet).
Perspektiven günstigerer US-Arbeitsmarktdaten denkbarer neuer Rallye-Startschuss für Gold
Sollten nun in diesem gesamten, für Gold aus unserer Sicht heute fundamentalperspektivisch künftig deutlich verbesserten Umfeld, in den kommenden 2 Tagen nun auch als Letztes die (spätzyklischen) Arbeitsmarkt-Publikationen des ADP-Reports, der Wochen-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wie auch des gesamten April-Berichts des US-Arbeitsministeriums unerwartet günstig ausfallen, würde dies unseres Erachtens daher wohl den nächsten Startschuss für eine neue Gold-Rallye darstellen.
An eine künftige Verletzung der elementar wichtigsten Gold-Unterstützung von rd. 1930 USD zur Vermeidung eines definitiven Aufwärtstrend-Abbruchs glauben wir daher nun kaum mehr, und raten entweder sehr SPEKULATIV (!) eingestellten Anlegern nun zur Sondierung eines etwaigen ANTZYKLISCHEN Neueinstiegs in Gold ab erfolgreicher Behauptung der nächsten Unterstützungs-Zone von rd. 1940 – 1945 USD oder KONSERVATIVEREN Investoren zu ersten PROZYKLISCHEN Neukäufen wieder ab eindeutiger Überwindung der nächsten Widerstandszone von rd.1973 – 1983 USD.
Chart: Gold längerfristig
Gold auf TradingView
01.06.2023 - Matthias Reiner
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