BioNTech meldet den nächsten Durchbruch, Hoffnung für BASF, Tesla offenbar wieder mit Problemen und die Deutsche Bank betreibt Symbolpolitik
Was die Anleger am Wochenende bewegt
Während die Börse sich über das Wochenende eine wohlverdiente Auszeit gönnt, reißt der Strom an Unternehmensmeldungen nicht ab. Nicht alle davon haben eine nennenswerte Relevanz für den Aktienkurs der entsprechenden Konzerne. Einige der jüngsten Entwicklungen werden sich aber mit Sicherheit in der neuen Woche bemerkbar machen.
Dazu gehört zweifelsohne eine Meldung von BioNTech (US09075V1026) betreffend eines an die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoff. Der soll in Studien eine starke Immunantwort liefern und noch dazu gut verträglich sein. Zwar werden die neueren Corona-Varianten weniger stark bekämpft als die Ursprungsvarianten von Omikron, auf welche der Impfstoff ursprünglich eingestellt wurde. Die Ergebnisse sind aber dennoch gut genug, um von einem wirksamen Schutz zu sprechen.
Mit der gerade heranrollenden neuen Infektionswelle blickt BioNTech damit potenziell auf weitere Milliardeneinnahmen mit Corona-Vakzinen, was bei den Investoren für beste Laune sorgen dürfte. Noch fehlt allerdings eine Zulassung für den neuen Impfstoff und wann genau jene kommen könnte, steht derzeit noch in den Sternen. Versprechen aus dem vergangenen Jahr, dass neue Impfstoff-Varianten binnen weniger Wochen entwickelt werden könnten, entpuppten sich bekanntlich als etwas zu optimistisch.
Eine Steilvorlage für Schnäppchenjäger?
BASF (DE000BASF111) hatte in dieser Woche wenig Grund zum Lachen. Aufgrund der stark gedrosselten Gaslieferungen von Russland machen die Anleger sich große Sorgen um den weiteren Betrieb der energiehungrigen Anlagen des Chemiekonzerns. Noch gibt es zwar keinerlei Einschränkungen. Sollte der Gasfluss aber noch weiter abebben oder gar versiegen, könnte sich das schnell ändern. Mit solchen Aussichten fiel die BASF-Aktie schließlich um 7,22 Prozent in die Tiefe.
Aus Ansicht einiger Analysten war der Titel schon zuvor deutlich unterbewertet und entsprechend hagelt es nun regelrecht Kaufempfehlungen. Unter anderem sieht die Deutsche Bank ein enormes Aufwärtspotenzial und gibt ein Kursziel von 64 Euro aus. Das Kursziel der HSBC fällt exakt gleich aus. Am Wochenende standen 42,22 Euro auf dem Ticker, sodass sich ein Aufwärtspotenzial von 50 Prozent ergibt. Das klingt wunderbar, allerdings können natürlich auch gestandene Analysten mal danebenliegen.
Gerät Tesla ins Wanken?
Bei Tesla (US88160R1014) scheinen derweil immer dunklere Wolken aufzuziehen. Erst nahm Tesla-Chef Elon Musk in einem Interview das unsägliche Wort „Insolvenz“ in den Mund und sorgte damit für einige etwas überdramatisierte Schlagzeilen. Jetzt scheint es auch noch neue Probleme im Werk in Grünheide zu geben, welches laut Musk Milliardenverluste einfährt.
Einige Kunden berichten im Forum „Tesla Fahrer und Freunde“ darüber, dass ihre Bestellungen verschoben wurden. In entsprechenden Nachrichten sei sogar die Rede davon, dass derzeit in Grünheide aufgrund von sicherheitsrelevanten Mängel momentan überhaupt kein Model Y mehr vom Band laufe. Darüber berichtete zuerst „teslamag.de“. Eine Stellungnahme von Tesla selbst gibt es zu dem Ganzen bisher nicht. Die Anzahl übereinstimmender Berichte lässt aber vermuten, dass an der Sache etwas dran sein könnte. Den ohnehin schon etwas angeschlagenen Anlegern könnte das weitere Kopfschmerzen bereiten.
Was ist davon zu halten?
Bei der Deutschen Bank (DE0005140008) ist noch immer der etwas laxe Umgang der Führungsriege mit Messengerdiensten ein großes Thema. Unter anderem der Chef Christian Sewing selbst geriet unter Kritik aufgrund seiner Nutzung von WhatsApp mit Geschäftskunden. Der Vorstand begegnet dem Ganzen nun, indem auf einen Teil der Boni verzichtet werden soll. Das soll allerdings explizit nicht als Schuldeingeständnis verstanden werden.
Die Rede ist davon, dass der Bonus von zehn Vorstandsmitgliedern um jeweils 75.000 Euro gekürzt wird, wie bei der „FAZ“ zu lesen ist. Sonderlich schmerzen dürfte das die Betroffenen nicht, bewegen sich die Bonuszahlungen doch für gewöhnliche im Millionenbereich. Christian Sewing erhielt im vergangenen Jahr insgesamt 8,8 Millionen Euro, die Einnahmen des Vorstand insgesamt lagen bei 66,5 Millionen Euro.
Die angekündigte Summe, auf die da nun verzichtet werden soll, hat da kaum mehr als Symbolwirkung. Es ist gut denkbar, dass dadurch nur noch mehr Kritik laut wird. Was genau die Manager mit dem Ganzen bezwecken mögen, wenn es schon kein Schuldeingeständnis sein soll, bleibt wohl ihr Geheimnis. Offiziell ist die Rede davon, dass damit Verantwortung für eine kulturelle Fehlentwicklung im Konzern übernommen werden soll. Was immer das bedeuten mag.
Es wird nicht langweilig
Auch wenn die Kurse am Wochenende stillstehen, so gibt es doch immer irgendetwas Neues zu entdecken, was die Märkte in den nächsten Tagen mal mehr und mal weniger bewegen wird. Erfreulicherweise gibt es dabei vermehrt wieder andere Themen als endlose Zinsdiskussionen und Rezessionsängste, welche die Anleger momentan bewegen. Letzteres wird zwar für das laufende Jahr zweifelsfrei noch ein echter Dauerbrenner bleiben. Dass das Interesse an anderen Themen wächst, ist generelle aber ein gutes Zeichen, wenngleich nicht jede andere Nachricht gleich positiver Natur ist.
26.06.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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