BioNTech drängt auf mehr Impfungen, Valneva wartet weiter auf Zulassung, Missverständnisse bei Novavax und Moderna mahnt zur Geduld
Corona und Omikron haben die Märkte weiterhin im Griff
Noch vor etwa einem halben Jahr wurde beherzt darüber diskutiert, ob Booset-Impfungen denn wirklich für jedermann notwendig seien oder nicht vielleicht doch nur für Risikogruppen. Spätestens seit Omikron hat die Situation sich grundlegend verändert. Mittlerweile kann es vielen gar nicht mehr schnell genug gehen mit Drittimpfungen.
Dazu gehört auch Uğur Şahin, seines Zeichens Gründer von BioNTech (US09075V1026), der kürzlich in einem Interview mit dem „Spiegel“ darauf drängte, so schnell wie möglich Drittimpfungen durchzuführen. Nur damit soll sich eine hohe Schutzwirkung gegen die Omikron-Variante einstellen, welche sich von zwei Impfungen nach bisherigen Erkenntnissen recht unbeeindruckt zeigt.
Mittelfristig sei sogar eine vierte Impfung mit einem Präparat denkbar, welches speziell an die neue Virusmutante angepasst wurde. Ein solches Vakzin könnte laut Şahin vielleicht schon im März auf den Markt gelangen und in weiser Voraussicht ist jetzt schon angedacht, die Produktion für das kommende Jahr deutlich zu erhöhen. Das wiederum dürfte Musik in den Ohren der Anleger sein, sodass die Aktie von BioNTech mit guten Voraussetzungen in die neue Woche startet.
Valneva im Würgegriff der Nachrichtenlage
Derweil warten die Anleger bei Valneva (FR0004056851) noch immer ungeduldig darauf, dass es endlich eine Zulassung gibt oder zumindest neue Meldungen, welche einen genaueren Zeitrahmen erkennen lassen. Derartige Meldungen würden dem Titel sehr gut tun, der zuletzt wieder einmal schwer unter Druck geraten ist. Kurz vor dem Wochenende verpassten die Bullen die eine oder andere charttechnische Unterstützung.
Während das bei so ziemlich jeder anderen Aktie ein Warnsignal wäre, ist es im Falle von Valneva kaum der Rede wert. Mit der noch immer enormen Bedeutung von Omikron und den damit verbundenen Unsicherheiten tritt die Charttechnik hier vollständig in den Hintergrund. Wie es mit den Kursen in diesen Tagen weitergeht, hängt einzig und allein von der Nachrichtenlage ab, und die lässt sich selbstredend unmöglich prognostizieren. Immerhin wird es so auch nicht langweilig.
Der Tot-Impfstoff, der keiner ist
Valneva bastelt bekanntlich an einem Tot-Impfstoff gegen Corona, der an den Märkten mit Spannung erwartet wird. Ein anderes Unternehmen, von dem ein solcher Tot-Impfstoff erwartet wird, hört auf den Namen Novavax (US6700024010). Florian Krammer, seines Zeichens Professor für Impfstoffkunde, stört sich sichtlich an eben dieser Erwartungshaltung. Per Twitter klärte er darüber aus, dass es sich beim Vakzin von Novavax um einen sogenannten rekombinanten Proteinimpfstoff handele. Der kommt zwar ohne mRNA aus, ist aber eben auch kein Tot-Impfstoff.
Der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach stimmte dem zu und kann noch immer nicht verstehen, warum so viele Menschen den mRNA-Impfstoffen misstrauen und stattdessen sehnlichst auf das Vakzin von Novavax warten. Jenes könnte derzeitigen Gerüchten zufolge schon in dieser Woche eine Zulassungsempfehlung durch die EMA erhalten, was den Kurs deutlich in die Höhe befördern könnte – ob nun Tot-Impfstoff oder nicht.
Hier ist Geduld gefragt
Ebenso wie BioNTech bastelt auch Moderna (US60770K1079) bereits an einem neuen Vakzin, welches an Omikron angepasst werden soll. Die mRNA-Vakzine bieten von Haus aus den Vorteil, dass eben das vergleichsweise schnell möglich ist. Einen konkreten Termin wollte der US-Konzern aber noch nicht nennen und machte laut Reuters darauf aufmerksam, dass es durchaus noch bis zum zweiten Quartal 2022 dauern könnte.
Das könnte für den Moment die Euphorie der Aktionäre etwas drücken, allerdings hat es sich mit der für den Moment ohnehin erst einmal erledigt. Mit ersten Studiendaten über einen mRNA-Impfstoff gegen Grippeviren enttäuschte Moderna zuletzt die Erwartungen der Anleger, da sich noch keine eklatanten Vorteile gegenüber bisher gebräuchlichen Vakzinen zeigten. Der Kurs bewegte sich dadurch am Freitag um fast zehn Prozent in die Tiefe. Wie auch bei Valneva gilt allerdings, dass das nicht viel heißen muss. Weitere Meldungen über Omikron könnten schnell wieder zu einem Ausgleich führen – oder den Abwärtstrend weiter beschleunigen.
Corona und kein Ende in Sicht
Gleich nach seiner Ernennung zum Gesundheitsminister mahnte Karl Lauterbach, dass die Corona-Pandemie noch länger dauern werde, als viele annehmen. Es spricht alles dafür, dass er damit Recht behalten wird. Auf diese Möglichkeit müssen sich auch Anleger einstellen.
Die nicht enden wollende Pandemie wird dafür sorgen, dass Aktien von Impfstoffherstellern auch im nächsten Jahr eines der wichtigsten Themen bleiben werden. Wie gehabt ist dabei kaum abzusehen, in welche Richtung diese sich kurzfristig bewegen könnten. Das hängt nicht zuletzt davon ab, ob es wieder neue Virusvarianten zu sehen geben wird und wie schwerwiegend diese im Fall der Fälle ausfallen könnten. Jegliches Investment im Sektor bleibt letztlich eine Wette, wenngleich eine mit recht ansehnlichen Gewinnmöglichkeiten. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass Corona auch in vielen, wenn nicht allen anderen Branchen spürbaren Einfluss nehmen wird. Gerade in den Hochphasen von Infektionswellen ist daher mit einer hohen Volatilität an den Märkten zu rechnen.
13.12.2021 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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