Intel trennt sich von CEO Pat Gelsinger und meldet diesbezüglich sofortigen Vollzug sowie die offene Suche nach einem Nachfolger
Bei Intel scheint es drunter und drüber zu gehen
Es liegt einiges im Argen bei Intel. Die Zahlen können schon lange nicht mehr überzeugen; der Aktienkurs ist mit auf den tiefsten Stand der vergangenen zehn Jahre abgerutscht. Immer mal wieder tauchten sogar Meldungen auf, laut denen der einstige Chip-Gigant zum Übernahmeziel geworden sein könnte. Die Verantwortlichen scheinen eine Teilschuld für die Misere beim ehemaligen CEO Pat Gelsinger zu sehen.
Ehemalig deshalb, weil Intel (US4581401001) gestern die Trennung von Gelsinger bekanntgab. Die soll nicht erst irgendwann in der Zukunft erfolgen, sondern ging schon tags zuvor über die Bühne. Nach rund 40 Jahren im Konzern wurde Pat Gelsinger von all seinen Verpflichtungen entbunden. Auch im Board of Directors hat er keinen Platz mehr. Dort übernimmt vorerst der ehemalige Vizevorsitzende Frank Years. Der Posten des CEO wird zunächst von Michelle Johsnton Holthaus und David Zinsner übernommen. Parallel dazu läuft die Suche nach einem permanenten Nachfolger.
Intel liefere keinen konkreten Grund für den etwas hastigen Wechsel. In der dazugehörigen Pressemitteilung ist lediglich die Rede von notwendigen Anpassungen, um die Produkte in den Fokus zu rücken und damit den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Das deutet jedoch darauf hin, dass man mit der Richtung von Gelsinger nicht zufrieden war.
Intel: Pat Gelsinger auf dem Holzweg?
Letzterer setzte jahrelang auf milliardenschwere Investitionen im Fab-Geschäft und wollte zu einem ernsthaften Konkurrenten zum Auftragsfertiger TSMC avancieren. Die Idee war gut, wie die Umsätze der Taiwaner zeigen. Bei der Umsetzung haperte es aber schwer. Das Segment bringt Intel Quartal für Quartal Milliardenverluste ein. Technologisch kann der US-Konzern derzeit nicht mithalten und selbst eigene Chips werden nun schon zum Teil bei der Konkurrenz gefertigt.
Ob Intel unter neuer Leitung nun umschwenken mag, sich von den Fabs vielleicht sogar trennt, wie es viele Investoren seit Längerem fordern, das lässt sich nur abwarten. An der Börse wird aber auf frischen Wind gehofft. Die Intel-Aktie reagierte auf den spontanen Abschied mit Kursgewinnen von 5,4 Prozent. An den hiesigen Handelsplätzen ging es bis auf 24,14 Euro aufwärts.
Gelsinger selbst sprach von einem bittersüßen Abschied. Er blickt jedoch mit Stolz auf die vergangenen Jahre zurück. Intel habe zuletzt schwierige, aber richtige Entscheidungen getroffen, um Intel unter der gegenwärtigen Dynamik an den Märkten in eine gute Position zu bringen. Mit dieser Einschätzung scheint der Ex-Chef aber doch eher allein dazustehen. Auch unter den Anlegern sahen viele in Gelsinger einen Teil des Problems, und nicht der Lösung.
Das hinterlässt Eindruck
Jeder Börsenkonzern besteht aus einer Vielzahl von Menschen und selbst der Chef ist nicht allein verantwortlich für die geschäftliche Entwicklung. Er ist aber nun mal das Gesicht des Konzerns und wird mit weitrechenden Befugnissen ausgestattet. Ein Wechsel an der Spitze hat daher letztlich immer auch eine gewisse Symbolwirkung. Intel will die vielen Krisen endlich hinter sich lassen und scheint dafür frisches Blut in der Chefetage als den richtigen Ansatz zu erkennen.
Natürlich ergeben sich daraus Chancen, doch fundamental ändert sich erst einmal nur wenig. Intel hat den Boom bei GPUs verschlafen, verliert bei Server- und Consumer-Prozessoren zunehmen Marktanteile an AMD und im schnellwachsenden Mobile-Segment spielt man abseits von Notebooks keine Rolle. Dort nagen auch noch Apple und ARM an der Vormachtstellung von Intel. Für die Zukunft müssen Antworten auf eine Vielzahl von Herausforderungen gefunden werden. Ob dies dem noch zu bestimmenden Nachfolger oder der Nachfolgering von Pat Gelsinger besser gelingen mag, steht in den Sternen. An den Aussichten für den Konzern ändert sich aber für den Moment noch nichts.
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03.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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