Intel fliegt trotz optimistischer Prognosen aus dem Dow Jones, Nvidia füllt das Vakuum, AMD kann Anleger nicht überzeugen und TSMC bleibt alternativlos
Einmal mehr spielt Künstliche Intelligenz an der Börse die erste Geige
Es liegt eine sehr bewegte Handelswoche hinter uns. Gleich mehrere Tech-Giganten legten in den letzten Tagen frische Zahlen vor. Damit einher gehen auch neue Hoffnungen und Erwartungen an das Thema KI und es gab sowohl erfreuliche als auch enttäuschende Entwicklungen zu sehen.
Gleich beides hatte Intel (US4581401001) seinen Anteilseignern zu bieten. Der Chiphersteller musste im vergangenen Quartal die höchsten Verluste seiner Unternehmensgeschichte verzeichnen. Punkten konnte der Konzern allerdings mit der Umsatzprognose, die für das laufende Quartal Besserung in Aussicht stellt. Zudem werden die Verluste zu weiten Teilen auf Sanierungsmaßnahmen zurückgeführt, was sich auf lange Sicht auszahlen dürfte.
Die Aktie von Intel konnte sich am Freitag um 7,8 Prozent verbessern und bis auf 23,20 US-Dollar zulegen. Das ist fraglos ein Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt aber bei Verlusten von knapp 54 Prozent seit Jahresbeginn und das scheint zu wenig zu sein, um den Platz im Dow Jones halten zu können. Nach 25 Jahren fliegt Intel aus dem Index der 30 größten US-Unternehmen heraus, was den Aktienkurs nachbörslich um rund zwei Prozent zurückwarf.
Nvidia übernimmt
Intels Verlust ist ein Gewinn für Nvidia (US67066G1040). Denn nach der beispiellosen Rallye der letzten Jahre, welche das Unternehmen zeitweise sogar zum wertvollsten Börsenkonzern auf dem Planeten aufsteigen ließ, erfolgt nun endgültig der Aufstieg in die erste Börsenliga. Bereits ab der kommenden Woche wird die Nvidia-Aktie im Dow Jones vertreten sein und damit auch den Weg in diverse ETFs finden.
Die ohnehin starke Aktie legte nach Zugewinnen von zwei Prozent im regulären Handel nachbörslich um weitere 2,9 Prozent zu. Damit kratzt der Aktienkurs schon wieder an der Marke von 140 Dollar und nur knapp darüber findet sich bei 144,42 Dollar das derzeitige Allzeit-Hoch. Zahlen legte Nvidia allerdings bislang noch nicht vor. Jene werden erst am 20. November erwartet. Für Spannung ist bei dem Marktführer im Bereich KI-Hardware also weiterhin gesorgt.
AMD tritt auf der Stelle
Die Aktie von AMD (US0079031078) hat sich mittlerweile von ihren Rekordständen ein gutes Stück entfernt und in den letzten fünf Tagen ging es um gut neun Prozent weiter in die Tiefe. Zum Wochenende standen nur noch 141,86 Dollar auf dem Ticker. Die Ausgangslage ist fast schon konträr zu Konkurrent Intel. Die Zahlen für das dritte Quartal fielen sehr erfreulich aus, doch der weitere Ausblick sorgte bei den Anteilseignern eher für Ernüchterung.
Enttäuscht zur Kenntnis genommen wird vor allem, dass AMD bei seinen KI-Chips noch keine allzu großen Sprünge gelingen wollen. Zwar kann durchaus ein spürbares Wachstum festgestellt werden. Doch im aktuellen Tempo wird man so schnell nicht an der Dominanz von Nvidia kratzen können. Da AMD in technologischer Hinsicht als erster Verfolger gilt, wurde sich zu Beginn des KI-Booms noch etwas mehr erhofft. Es hilft auch nicht eben weiter, dass die Branche abseits von KI-Hardware momentan etwas zu kämpfen hat.
TSMC: Eine sichere Bank?
Der Konkurrenzkampf im Chip-Segment wird mit harten Bandagen ausgetragen und es lässt sich kaum mit Sicherheit vorhersagen, wer am Ende als Sieger hervorgehen wird. Doch es gibt ein Unternehmen, welches in jedem Fall von aktuellen Entwicklungen profitieren dürfte, und das hört auf den Namen TSMC (US8740391003). Der Auftragsfertiger verfügt derzeit über die modernsten Technologien, womit weder Samsung noch Intel mithalten können. Für die Fertigung der schnellsten KI-Chips ist man damit mehr oder minder alternativlos.
Das scheint auch OpenAI erkannt zu haben. Wie das „manager magazin“ berichtet, arbeitet der ChatGPT-Entwickler wohl in Zusammenarbeit mit TSMC an einem eigenen KI-Chip, um sich breiter aufstellen und Kosten senken zu können. Weitere Details sind nicht bekannt. Mitnehmen lässt sich aber, dass die Nachfrage bei TSMC in absehbarer Zukunft weiterhin hoch ausfallen dürfte. Der Aktienkurs stieg bis auf 192,95 Dollar zum Wochenende; das Plus seit Jahresbeginn beläuft sich auf etwa 85 Prozent.
Die Stimmung steigt
Insgesamt scheint sich der KI-Hype fortzusetzen und vor allem der Hinger nach neuer und schnellerer Hardware scheint unstillbar zu sein. Das spiegelt sich in den Aktienkursen wider, die vor allem bei den erfolgreichen Chipherstellern in die Höhe streben. Es ist davon auszugehen, dass Künstliche Intelligenz auch in den kommenden Monaten eine gewichtige Rolle an der Börse spielen wird. Ob Gewinner und Verlierer dabei vielleicht noch einmal neu sortiert werden, bleibt abzuwarten. Es sieht momentan aber ehrlicherweise kaum danach aus.
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02.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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