JPMorgan enttäuscht mit Ausblick, Citigroup leidet unter hohen Kosten, Varta schockt die Aktionäre einmal mehr und Rheinmetall profitiert von der zunehmenden Unsicherheit
Die Börse verabschiedet ohne Euphorie ins Wochenende
Die Börse verabschiedete sich wenig erfolgreich in das Wochenende. Der DAX konnte sich am Freitag zwar noch einigermaßen stabil halten, musste aber leichte Verluste hinnehmen und landete schließlich unter 18.000 Punkten. An der Wall Street gab es deutlich größere Absacker zu sehen und die gute Stimmung musste einen ordentlichen Dämpfer hinnehmen.
Das liegt zu nicht unwesentlichen Teilen an der Sorge, dass Zinssenkungen noch eine Weile auf sich warten lassen könnten. Zusätzlich schwebt ein möglicher Vergeltungsschlag des Iran gegen Israel wie ein Damoklesschwert über den Märkten. Zu allem Überfluss erfolgte der Beginn der Berichtssaison mit einigen Enttäuschungen. So auch bei JPMorgan (US46625H1005).
Die US-Bank konnte die Erwartungen der Analysten beim Gewinn je Aktie mit 4,44 US-Dollar zwar übertreffen. Der weitere Ausblick fällt aber eher mau aus. Letzteres quittierten die Anleger mit Kursverlusten von knapp 6,5 Prozent, was den Aktienkurs auf 182,79 Dollar zurückbeförderte. Im Chart entsteht daraus eine Delle, welche für die niedrigsten Kurse seit knapp zwei Monaten sorgt. Recht greifbar ist die Sorge, dass eine konjunkturelle Erholung im laufenden Jahr vielleicht völlig ausbleiben könnte.
Citigroup kann nicht punkten
Bei der Citigroup (US1729674242) fielen die Kursverluste gestern mit 1,7 Prozent etwas erträglicher aus, doch von guter Stimmung konnte auch hier mit einem Schlusskurs von 59,68 Dollar und damit knapp unter der 60-Dollar-Linie nicht die Rede sein. Das Geldhaus informierte über einen deutlich niedrigeren Gewinn im vergangenen Quartal. Um 27 Prozent ging es abwärts, was aber auch an einem Einmaleffekt durch den Verkauf des Privatkundengeschäfts in Indien lag.
Nachsehen wollten die Anleger es dem Unternehmen dennoch nicht. Unter dem Eindruck weiterer US-Banken, die mit ihren Zahlen nicht unbedingt glänzten, erlebte die Citigroup einen nicht zu unterschätzenden Rücksetzer, welcher nun charttechnische Unterstützungen in den Fokus rückt. Sollte die Stimmung in der kommenden Woche weiterhin schlecht ausfallen, wären weitere Vorstöße der Bären wohl kaum auszuschließen.
Varta im freien Fall
In Deutschland zeigten die Börsianer sich insgesamt zwar noch etwas positiver gestimmt, doch auch hierzulande gab es eine bittere Pille zu schlucken. Für einen regelrechten Ausverkauf sorgte Varta (DE000A0TGJ55) mit der Mitteilung, dass die bisher angestrebte Sanierung zu kurz greife. Das Ziel, bis Ende 2026 auf einen „profitablen Wachstumskurs“ zurückzukehren, wird infrage gestellt. Zudem ließ das Unternehmen mitteilen, dass die Geschäfte mit Kleinstbatterien für Kopfhörer und Energiespeichern für Photovoltaik-Dächer schlechter als geplant liefen.
Die Aktionäre reagierten geschockt und verabschiedeten sich fluchtartig von ihren Anteilsscheinen. Die Varta-Aktie krachte am Freitag auf ein neues Rekordtief bei nur noch 9,30 Euro. Eine minimale Erholung bewegte das Papier bis Handelsschluss noch auf 9,75 Euro. Auch hier war aber ein Tagesverlust von satten 31 Prozent zu beklagen. Hoffnungen auf ein Comeback irgendwann in der Zukunft scheinen nun so dünn wie noch nie zuvor zu sein. Varta scheint es sich im Abgrund bequem zu machen.
Rheinmetall lässt sich nicht stören
Zu den Gewinnern zählten vor dem Wochenende die Rüstungsaktien. Rheinmetall (DE0007030009) werkelte weiter daran, die jüngste Korrektur zu verarbeiten und legte um knapp zwei Prozent bis auf 543,20 Euro zu. Die befürchtete Eskalation im Nahen Osten treibt die Börsianer zuverlässig in die Arme der Rüstungskonzerne. Allerdings warnen einige Beobachter, dass das Potenzial mittlerweile erschöpft sein könnte.
Auch Rheinmetall kann nicht mehr liefern, als die Produktion hergibt und die wichtigen Kunden in Form von Industriestaaten haben auch keine unendlichen Mittel für immer neue Aufträge. Das gilt insbesondere für Deutschland, wo das Sondervermögen für die Bundeswehr laut einem Bericht der „FAZ“ bereits nahezu vollständig aufgebraucht ist. Durch das rigorose Pochen von Bundesfinanzminister Christian Lindner erscheint fraglich, wo die Truppe nun weitere Mittel für Investitionen auftreiben soll. Das ist für die Rheinmetall-Aktie noch lange kein Todesurteil, aber zumindest ein Warnsignal. Das zu erwartende Wachstum in den kommenden Jahren darf wohl mindestens ein Stück weit als eingepreist angesehen werden.
Unsichere Zeiten
Für den Moment ist noch gar nicht allzu viel passiert, was die Börsen in Bewegung setzen könnte. Doch es brennt lichterloh in den Köpfen der Marktakteure, was für teils deutliche Korrekturen bereits ausreicht. Die Welt scheint im Jahr 2024 ein noch unsicherer Ort zu werden und wenn es eine Sache gibt, auf die Aktionäre allergisch reagieren, dann ist es zweifellos Unsicherheit.
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13.04.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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