TeamViewer im Fokus der Analysten, Nordex trotzt Risiken, die Lufthansa stürzt sich auf das Weihnachtsgeschäft und BioNTech bleibt der große Hoffnungsträger
Gemischte Signale
Wenn es in den letzten Wochen bei deutschen Unternehmen eine richtig große Enttäuschung gab, dann dürfte diese Beschreibung wohl auf TeamViewer zutreffen. 2020 konnte der Software-Anbieter noch enorm von der Pandemie und dem damit einhergehenden Erfolgszug des Homeoffice profitieren. Nach enttäuschenden Zahlen ist nun aber jede Euphorie verflogen.
Die logische Folge war eine tiefe Talfahrt für TeamViewer (DE000A2YN900) an der Börse, bei der bisher eine Stabilisierung nur mit viel Wohlwollen zu erkennen ist. Die Analysten nahmen sich die Aktie des Unternehmens kürzlich wieder einmal zur Brust und kommen teilweise zu erstaunlich positiven Urteilen. Gleich zwei Kaufempfehlungen gab es in dieser Woche, teilweise verbunden mit ambitionierten Kurszielen.
Besonders optimistisch gibt sich RBC, wo das Kursziel auf satten 25 Euro lautet. Sollte TeamViewer dieses Ziel erreichen, käme das einer annähernden Verdopplung der aktuellen Kruse gleich. Das sind durchaus verlockende Aussichten, welche zumindest am Mittwoch aber nicht auf die Anleger abfärbten. Stattdessen ging es mit den Kursen mal wieder deutlich um 2,3 Prozent abwärts.
War da was?
Sichtlich besser schlug sich da schon Nordex (DE000A0D6554), wo die Kurse am Mittwoch um 1,7 Prozent in die Höhe stiegen. Das dürfte noch immer auf einen neuen Auftrag aus der Türkei zurückzuführen sein, welcher die Aktionäre eher durchwachsene Quartalszahlen schnell wieder vergessen ließ. Erstaunlich wenig wird dieser Tage auch über ein anderes Thema geredet, das vor etwa sechs Wochen noch für heftige Kursbewegungen sorgte.
Die Ursachen für den Einsturz eines Windrads bei Haltern sind bis heute ungeklärt, zumindest wurden keine weiteren Informationen an die Öffentlichkeit weitergegeben. Das führt dazu, dass die Aktie von Nordex weiterhin von einem gewissen Risiko begleitet wird. Sollte sich nämlich herausstellen, dass es sich um ein generelles Problem der Anlagen handelt, könnte das noch schmerzhafte Konsequenzen nach sich ziehen. Die wären dann auch unweigerlich beim Aktienkurs zu spüren. An dieser Stelle soll keine Panik geschürt werden, Anteilseigner sollten das Thema aber unbedingt im Auge behalten.
Wenn das mal gutgeht
Weitaus besser sichtbar ziehen dunkle Wolken dieser Tage bei der Lufthansa (DE0008232125) auf. Die explosionsartig steigenden Corona-Infektionszahlen dürften bei vielen Anlegern Angst und Schrecken auslösen, könnten diese doch erneut für (teilweise) Lockdowns sorgen und die Geschäfte im schlimmsten Fall lahmlegen. Das Management rechnet aber offenbar weiterhin damit, dass schon nichts Schlimmes passieren wird.
Darauf weist zumindest eine Meldung des „Aero Telegraph“ hin, laut der die Airline für die Zeit um Weihnachten und Neujahr gleich 440 weitere Flüge anbieten will, verteilt über die diversen Marken des Unternehmens. Die 80.000 Sitzplätze sollen dafür sorgen, die noch immer steigende Nachfrage zu bedienen und lassen potenziell ansehnliche Umsätze in den nächsten Wochen auf den Konzern zurollen. Bei den Anlegern ist von Vorfreude allerdings wenig zu spüren. Die scheinen sich weiterhin mehr um Corona zu sorgen und schickten den Kurs der Lufthansa gestern um 2,1 Prozent in Richtung Süden.
BioNTech im Aufwind
Weitaus weniger Gedanken machen sich die Anleger von BioNTech (US09075V1026) über das Comeback von Corona. Für den Impfstoffhersteller sind steigende Infektionszahlen sogar gute Nachrichten, so makaber das im ersten Moment klingen mag. Dass der Impfdruck sich wieder deutlich erhöht hat, zeigen allerdings lange Schlangen vor den Impfstellen in der gesamten Republik.
Trotz der mittlerweile großen Konkurrenz gilt BioNTech als größte Hoffnung im Kampf gegen Corona. Die Gründer wurden für ihre Bemühungen jüngst sogar mit dem bedeutsamen Zukunftspreis ausgezeichnet, der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) ausgehändigt wurde. Auch die Aktionäre zeigen sich hoffnungsvoll, nach einer langen Phase der Korrektur bewegt die Aktie der Mainzer sich wieder spürbar aufwärts. Am Mittwoch konnten Zugewinne in Höhe von 2,6 Prozent verzeichnet werden.
Immer mit der Ruhe
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Diese einfache Bauernweisheit bestätigt sich auch an den Börsen immer wieder. In der aktuellen Situation gilt es, trotz mancher dramatischer Entwicklung nicht direkt in Panik zu verfallen. Die Pandemie ist weiterhin in vollem Gange, womit die Börsianer aber mittlerweile immer besser umzugehen wissen. Mit einem ganz großen Crash wie im Frühjahr 2020 ist daher nicht mehr zu rechnen.
Auch bei TeamViewer ist es durchaus erlaubt, wieder in Richtung Norden zu blicken. So manche fragwürdige Entscheidung des Managements der letzten Monate sowie die schwachen Quartalszahlen dürften mittlerweile zum größten Teil eingepreist sein. Es dürfte noch etwas dauern, bis die Anleger wieder neues Vertrauen schöpfen. Dann aber könnten wir eine echte Comeback-Story zu sehen bekommen. Auch hier ist eine gesunde Portion Gelassenheit nicht verkehrt.
18.11.2021 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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