Der Sanierungsplan für Leoni steht und für Anleger sieht dieser überhaupt nicht angenehm aus
Die Aktie auf dem Weg zum Nullpunkt
Seit bei Leoni im Dezember der Verkauf der Kabelsparte überraschend geplatzt ist, taumelt das Unternehmen an der Börse ungebremst in die Tiefe. Hinter den Kulissen wurde zuletzt an der Rettung des Konzerns gebastelt, was im ersten Moment erstmal gut klingt. Doch für die Aktionäre wird es aller Voraussicht nach nichts zu holen geben.
Leoni (DE0005408884) teilte gestern per Ad-hoc-Mittelung mit, wie das Unternehmen sich die Zukunft vorstellt. Grob zusammengefasst soll der österreichische Unternehmer Stefan Pierer den kompletten Konzern übernehmen. Übergehen soll Leoni in eine seiner Gesellschaften. Welche genau, wurde aber noch nicht näher spezifiziert. Pierer liefert im Gegenzug 150 Millionen Euro an frischem Kapital und übernimmt mit einer Investition von 708 Millionen Euro rund 45 Prozent der Schulden von Leoni.
Letzten Endes wird Leoni vollständig in die Hände des Investors fallen und im Anschluss ist der Rückzug von der Börse geplant. Sollten die Pläne wie angedacht umgesetzt werden, würden die aktuellen Aktionäre vollkommen leer ausgehen. Eine Leoni-Aktie wäre in einem solchen Fall schlicht wertlos; Anleger erleiden einen Totalverlust. Dass so einem Vorhaben nur die Wenigsten zustimmen werden, darüber sind die Verantwortlichen sich sehr bewusst und beschreiten deshalb einen anderen Weg.
Leoni auf neuen Wegen
Statt sich die Pläne auf einer Hauptversammlung absegnen zu lassen, will Leoni die eigenen Anleger wohl mehr oder weniger übergehen. Dabei soll ein noch recht frisches Gesetz zur Anwendung kommen, was es in dieser Form erst seit rund zwei Jahren gibt. Das Sanierungskonzept soll unter Anwendung des Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetzes (StaRUG) angegangen werden. Jenes soll Unternehmen Sanierungen außerhalb von Insolvenzen erleichtern. Minderheitsgläubigern wird damit verboten, „wirtschaftlich sinnvolle“ Lösungen zu blockieren, um sich selbst Vorteile zu verschaffen.
Geht der Plan auf, stehen die Anleger mit leeren Händen da und können dagegen wenig bis gar nichts unternehmen. Noch müssen dem Konzept aber sowohl der Bund als auch die Länder Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zustimmen, die alle als Bürgen für Leoni auftreten. Zudem werden die Gläubigerbanken bei der Sache noch ein Wörtchen mitzureden haben. Zu guter Letzt ist auch vorstellbar, dass es die eine oder andere Klage in der Sache geben könnte. Ganz in trockenen Tüchern sind die radikalen Umbaupläne also noch nicht.
An der Börse kam es dennoch zu einem Schock, wie man ihn nur selten zu sehen bekommt. Die Anteilseigner verabschiedeten sich panisch von ihren Leoni-Aktien und der Kurs stürzte um 87,27 Prozent in die Tiefe. Der Kurs landete per Handelsschluss bei nur noch 0,36 Euro. Legt man die nun vorgestellten Sanierungspläne zugrunde, wäre das noch immer viel zu viel.
Das sieht gar nicht gut aus
Der Sturz in Richtung Nullpunkt wird immer wahrscheinlicher und es ist nur nachvollziehbar, dass bei der Leoni-Aktie niemand mehr ins fallende Messer greifen möchte. Weitere heftige Verluste in den nächsten Tagen wären da überhaupt keine Überraschung. Es gibt auch so gar keine Argumente, um hier in irgendeiner Weise Risiken einzugehen. Den einen oder anderen halsbrecherischen Spekulanten wird es sicherlich geben. Doch selbst wenn das Sanierungskonzept von Leon aus irgendwelchen Gründen scheitern sollte, so würde sich unweigerlich die Frage stellen, wie das Unternehmen sonst zu retten ist.
Ein Comeback der Leoni-Aktie lässt sich da selbst mit viel Fantasie und gutem Willen aktuell nicht konstruieren. Der Verbleib auf der Seitenlinie ist da die einzig sinnvolle Option und es ist nicht unwahrscheinlich, dass schon bald ein endgültiger Abschied von dem abgestürzten Papier anstehen wird. Damit würde eine Ära zu Ende gehen. Leoni ist schon seit Jahrzehnten an den Börsen gelistet und galt lange Zeit eigentlich als ziemlich verlässlicher Lieferant von ansehnlichen Renditen. Den nun erfolgten Crash könnte der Titel aber nicht überleben.
30.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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