Beim Thema Künstliche Intelligenz hat Microsoft sich einen hübschen Vorsprung verschafft, was nun gezielt ausgenutzt wird.
Erlebt Bing endlich seinen großen Durchbruch?
Schon vor einigen Jahren investierte Microsoft im großen Stil in den ChatGPT-Hersteller OpenAI, und dieses Investment scheint sich momentan doppelt und dreifach auszuzahlen. Die Schlagzeilen sind gefüllt von den Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI). Jene ist beispielsweise in der Lage, ganze Bücher zu schreiben und diverse andere Tätigkeiten zu übernehmen, die bisher eigentlich dem Menschen vorbehalten waren. Vor allem Fragen beantwortet das System zumeist sehr zuverlässig und mit einer verblüffenden Natürlichkeit.
Kürzlich kündigte Microsoft (US5949181045) an, das Ganze auch bei der eigenen Suchmaschine Bing zu verwenden. Auf diesem Wege sollen Nutzer in Zukunft in der Lage sein, sich beispielsweise genaue Routen von der KI vorbereiten zu lassen, neue Rezepte zu erhalten oder praktische Fragen rund um den eigenen Alltag zu stellen. Auskunft erteilt ChatGPT beispielsweise darüber Auskunft, ob bestimmtes Mobiliar in das eigene Wohnzimmer oder das Auto passt.
Was immer der Nutzer sich vorstellen kann, ChatGPT hat wahrscheinlich eine Antwort darauf parat. Das könnte das Verhalten bei der Internetsuche vollkommen auf den Kopf stellen. Noch ist die Integration bei Bing nicht öffentlich und so lässt sich das Ganze noch nicht auf Herz und Nieren testen. Bis dahin ist es aber nicht mehr weit und Microsoft hat für Interessenten bereits eine Warteliste eingerichtet.
Um auf jener berücksichtigt zu werden, gibt es aber einige Voraussetzungen. So müssen Nutzer Bing als Standardsuche auf dem Desktop-PC einstellen und zudem die Bing-App auf ihr Smartphone laden. Die Taktik scheint voll aufzugehen. Microsoft zufolge befinden sich bereits über eine Million Menschen auf der Warteliste. Die Folgen der Aktion machen sich auch in den App Stores bemerkbar.
Bing so beliebt wie nie zuvor
Im App Store von Apple (US0378331005) schoss die Bing-App kürzlich auf den ersten Platz und ließ damit Dauerbrenner wie YouTube und WhatsApp hinter sich. Auch wenn viele den Suchdienst am Ende vielleicht gar nicht benutzen mögen, so steigert sich derzeit doch zumindest die Bekanntheit der Marke massiv, womit die Konkurrenz in Form von Google schwer unter Druck gesetzt wird.
Im Play Store schaffte es Bing am Wochenende zwar „nur“ auf Platz 24, was für den jahrelang eher belächelten Dienst aber ebenfalls beachtlich ist. Sollte ChatGPT halten, was es verspricht, könnte die Suchmaschine endlich eine echte Chance auf das Erlangen nennenswerter Marktanteile erhalten. Bei Google macht sich jedenfalls allem Anschein nach Panik breit und der Platzhirsch reagiert mittlerweile nur noch, hat beim Thema KI aber aktuell keinerlei Führungsrolle mehr inne. Das ist fast etwas ironisch, da ChatGPT zum Teil auf Google-Technologie aufbaut.
Das könnte richtig groß werden
Noch ist offen, ob Microsoft nun wirklich der ganz große Wurf mit der eigenen Suchmaschine gelingen wird. Dass darüber aber überhaupt diskutiert wird, zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in KI-Systemen wie ChatGPT steckt. Auch wenn in Redmond in der Vergangenheit viele Trends schlicht verschlafen wurden, allen voran das Smartphone, so hat Microsoft jetzt aufs richtige Pferd gesetzt. Das könnte sich in den nächsten Jahren noch richtig auszahlen und ist daher auch für Aktionäre hochinteressant.
Letztere halten sich aktuell noch etwas zurück und am Freitag standen Zinssorgen im Vordergrund, welche den Tech-Sektor klassischerweise überdurchschnittlich belasten. Die Microsoft-Aktie musste da Verluste von knapp zwei Prozent hinnehmen. Die Aussichten auf tatsächliche Gewinne mit KI-Systemen ist momentan auch noch eher abstrakt, weshalb die große Euphoriewelle noch etwas auf sich warten lassen könnte. Das Potenzial ist aber vorhanden und sofern Microsoft seine Vorteile gegenüber der Konkurrenz ausspielt, könnte hier ein größerer Wurf als seinerzeit mit dem Betriebssystem Windows oder dem Cloud-Dienst Azure gelingen. Garantieren lässt sich das aber leider nicht und so gehen Anleger bei einer Wette darauf natürlich auch Risiken ein.
13.02.2023 - Matthias Eilenbrock
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