Microsoft will mit KI das Gesundheitswesen aufmischen und für Entlastung sorgen
Können Ärzte bald durchschnaufen?
Microsoft gab sich kürzlich die Ehre bei der Digital Medical Expertise & Applications (DMEA) und sprach in einem Vortrag davon, dass 80 Prozent der Ärzte in Deutschland von Burnout gefährdet seien. Die Überlastung des Gesundheitssystems ist wahrlich keine Neuigkeit und die Politik tut sich eher schwer mit passenden Lösungen. Eine solche will nun aber Microsoft in der Hinterhand haben.
Jene setzt, wie sollte es anders sein, voll und ganz auf digitale Technologien wie die Cloud und Künstliche Intelligenz. Geht es nach Microsoft (US5949181045), sollen digitale Sprachassistenten hiesigen Ärzten in Zukunft dabei helfen, sich etwa um Dinge wie die Dokumentation zu kümmern. Den Ärzten soll dadurch mehr Zeit bleiben, um sich um ihre Patienten zu kümmern. Der Azure AI Health Bot soll den Ärztinnen und Ärzten auch bei Diagnosen weiterhelfen und spezielle Triage-Protokolle mitbringen.
Gesundheit ist ein relativ heikles Thema und so stellen sich schnell Fragen rund um Datenschutz und Sicherheit. Microsoft sieht sich dahingehend aber gut aufgestellt. Das Unternehmen gab an, dass rund ein Drittel aller Patienten der Vorstellung nicht abgeneigt sei, dass eine KI bei Patientengesprächen mithört, um so beispielsweise passende Informationen aus der Patientenaktie herauszusuchen. Auch eine automatisierte Dokumentation werde nicht per se abgelehnt. Angesprochen auf heikle Themen wie Abtreibungen verweist Microsoft auf spezielle Safeguards, welche auch mögliche Halluzinationen der KI zuverlässige erkennen sollen.
Das wird nicht einfach für Microsoft
Derlei Systeme sollen auch Themen wie Patientenrechte auf dem Schirm haben und mit einem vorgefertigten Einwilligungsmanagement daherkommen. Im Prinzip verspricht Microsoft, im Gesundheitswesen vor allem redundante Aufgaben zu automatisieren und damit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten Arbeit abzunehmen. 52 regionale Zertifizierungen sollen als Beleg dienen, um die Konformität mit internationalen Standards zu untermalen. Im Prinzip klingt das Ganze wie ein vernünftiger Ansatz. Einfach dürfte Microsoft es dennoch nicht haben, das hiesige Gesundheitssystem umzukrempeln.
Zwar setzen bereits einige große Kliniken in Deutschland auf eine Zusammenarbeit mit Microsoft. Beispielsweise kommt die Cloud-Plattform Azure bei der Berliner Charité zum Einsatz. Dennoch lassen sich im Netz bereits einige negative Reaktionen und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes feststellen. Der Konsens der Kritiker lautet mehr oder minder, dass es bedenklich sei, wenn kritische Patientendaten auf Servern eines US-Konzerns landen. Zwar verfügt Microsoft über genügend Server auf europäischem Boden, was die Skeptiker aber bestenfalls geringfügig beruhigen kann.
Auch bei den Aktionären hält sich die Euphorie schwer in Grenzen. Die Microsoft-Aktie konnte sich am Montag der schlechten Stimmung an den Märkten nicht entziehen und es kam zu Kursverlusten von knapp zwei Prozent. Der Aktienkurs setzte bis auf 413,64 US-Dollar zurück, blieb damit aber weiterhin auf einem sehr ansehnlichen Niveau.
Microsoft auf einem guten Weg
Viele Fragen rund um die KI im Gesundheitswesen bleiben noch ungeklärt und auf alles hat Microsoft bislang noch nicht unbedingt eine zufriedenstellende Antwort parat. Dennoch ist das Potenzial der Technologie in diesem Bereich kaum von der Hand zu weisen und über kurz oder lang werden auch Ärztinnen und Ärzte in Deutschland Gebrauch davon machen. Ob Microsoft dabei am Ende in die engere Auswahl kommt oder nicht, wird sich noch zeigen. Es ist aber nicht verkehrt, schon jetzt den Grundstein dafür zu legen.
Aus Anlegersicht ist das Engagement des Software-Giganten daher zu begrüßen, auch wenn vielleicht nicht über Nacht gigantische Umsatzsprünge locken. Bleibt Microsoft am Ball ergeben sich aber mittel- und langfristig lukrative Chancen und es wäre schon fast fahrlässig, würde der KI-Vorreiter das Gesundheitswesen nicht bei zukünftigen Planungen berücksichtigen. Anleger behalten das Thema im Auge und trotz mancher Risiken und potenzieller Probleme ergeben sich hier grundsätzlich sehr sonnige Aussichten. Im besten Fall profitieren davon nicht nur Unternehmen und Aktionäre, sondern vor allem auch die Patienten.
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16.04.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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