Microsoft forciert die Geschäfte mit KI, doch Geld verdient man damit bisher in Redmond wohl noch nicht und auch anderswo bleibt es bei einem Zukunftstraum
Zeit zum Innehalten
Seit nicht ganz einem Jahr schon spielt das Thema KI an den Börsen die erste Geige. Zumindest, wenn nicht gerade wieder einmal Zinssorgen die Anleger in die Flucht treiben und alles andere überschatten. An vorderster Spitze der Entwicklungen im Tech-Bereich steht Microsoft, welches Milliarden in das Unternehmen OpenAI gepumpt hat. Jenes sorgte wiederum mit ChatGPT für Aufsehen, das sich bis heute nicht gelegt hat.
In den letzten Monaten hat sich bei Microsoft (US5949181045) viel getan. Die KI hat Einzug in immer mehr Produkte gehalten und ist mittlerweile Teil sowohl von Microsoft 365 als auch des Betriebssystem Windows geworden. Das Management hat unmissverständlich klar gemacht, dass derartige Bemühungen noch ausgeweitet werden sollen. IT ohne KI scheint in der Zukunft keine Möglichkeit mehr zu sein.
Entsprechend groß sind die Erwartungen der Marktakteure. Befeuert durch das überwältigende Interesse und die Rekordverkäufe bei Nvidia rechnen Investoren mit einem gewaltigen und sehr nachhaltigen Wachstum. Die Rede ist nicht selten schon von der nächsten industriellen Revolution und tatsächlich hat die Künstliche Intelligenz durchaus das Potenzial, eine solche anzustoßen und sowohl Arbeit als auch Alltag der Menschen auf den Kopf zu stellen. In Zahlen macht sich das bisher allerdings noch nicht bemerkbar.
Microsoft: Die KI als Verlustbringer?
Ein Bericht des „Wall Street Journal“ zeigt nun auf, dass Microsoft mit seinen KI-Lösungen bisher keinerlei Gewinne erzielt und stattdessen Verluste verbuchen muss – und das nicht zu knapp. Die Zeitung rechnet vor, dass aufgrund der hohen Betriebskosten für KI-Systeme momentan ein Verlust von rund 20 US-Dollar je Abo und Nutzer entstehen wird. Im Extremfall könnte der Verlust sogar bei bis zu 80 Dollar monatlich liegen.
Selbst wenn nur die zahlenden Abonnenten berücksichtigt werden, entstehen daraus jeden Monat Kosten in zweistelliger Millionenhöhe. Wie hoch die Verluste unter Berücksichtigung der nichtzahlenden Nutzer ausfallen mögen, darüber lässt sich nur spekulieren. Ein billiger Spaß ist das Ganze nicht und nicht ohne Grund hat Microsoft bereits Preiserhöhungen in Aussicht gestellt. Sowohl das Training von KI-Systeme als auch die unzähligen Anfragen erfordern eine hohe Rechenleistung.
Fraglich erscheint allerdings, ob die Kundschaft höhere Preise sang- und klanglos mittragen wird. In vielen Fällen wird es kaum eine andere Wahl geben. Doch wer bisher von KI-Lösungen nur in einem überschaubaren Rahmen profitiert, der dürfte sich derartige Investitionen zweimal überlegen. Zudem ist die Konkurrenz groß und manch einen könnte es da zu einem anderen Anbieter treiben, welche im Kern alle auf den gleichen technologischen Unterbau setzen.
Microsoft: (K)ein Grund zur Panik?
Es ist wahrscheinlich für die meisten Anleger keine Neuigkeit, dass es sich beim Thema KI vor allem um ein Zukunftsversprechen handelt. Momentan wird in dem Sektor viel investiert und das Geldverdienen soll erst irgendwann in den nächsten Jahren beginnen. Es ist aber auch nicht verkehrt, sich genau daran immer wieder zu erinnern. Genau das scheint im Falle von Microsoft momentan auch zu passieren, denn die Aktie tut sich seit einiger Zeit etwas schwer.
Die Kurse befinden sich zwar unverändert auf einem mehr als ansehnlichen Niveau und mit Kursgewinnen von 36,4 Prozent steht der Software-Gigant klar auf der Gewinnerseite. Schon seit Monaten trauen die Bullen sich aber nicht an neue Kursrekorde heran. Das Potenzial scheint für den Moment ausgeschöpft und nun wird Microsoft glaubhafte Aussichten dafür liefern müssen, wie es mit der KI in Zukunft Geld zu verdienen gedenkt. Solange dieses Kunststück nicht gelingt, umgibt den Hype aus dem laufenden Jahr ein gewisses Risiko und die Geduld vieler Anleger fällt bekanntermaßen gerne mal überschaubar aus. Eine Prise Demut ist da auf Anlegerseite derzeit nicht verkehrt, ohne die grundsätzlichen Wachstumschancen von Microsoft verkennen zu wollen.
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11.10.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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