Microsoft provoziert Apple und kauft Nuance – Siri auf dem iPhone vor dem Aus?
Zweitgrößte Übernahme in der Geschichte Microsofts kostet 19,7 Milliarden Dollar
Was für ein Paukenschlag zum Beginn der Woche! Microsoft (US5949181045) kauft Nuance Communications (US67020Y1001), welches durch seine Transkriptionssoftware Dragon bekannt geworden ist. Aber was viele nicht wissen: Auch Microsofts wohl größter Konkurrent Apple (US0378331005) nutzt in seinem Sprachassistent Siri die Sprachintelligenz aus dem Hause Nuance!
Zweitgrößte Übernahme in der Historie Microsofts
19,7 Milliarden Dollar lässt sich Microsoft die Übernahme kosten. Nur einmal, im Jahr 2016, hat Microsoft noch tiefer in die Taschen gegriffen und Linkedin für gut 26 Milliarden Dollar gekauft. Gut 56 Dollar pro Aktie hat Microsoft nun auf den Tisch gelegt, 23 Prozent über dem Kurs vom Freitag und somit höher als die bislang im Raume stehenden 16 Milliarden Dollar. Auch wenn eine entsprechende Pressemitteilung der Unternehmen vorliegt, bedarf es noch der endgültigen Zustimmung der Wettbewerbshüter und Aktionäre. Gerade Letzteres dürfte aber eher Formsache werden.
Pionier der Spracherkennung: Nuance
Nuance ist einer der Big Player im Bereich der Spracherkennung: die Software Dragon ist gerade im professionellen Transkriptionsbereich nicht wegzudenken. Eher weniger bekannt ist es jedoch, dass auch Apple voll den Fähigkeiten des Unternehmens aus Burlington vertraut. Der als hauseigene Lösung vermarktete Sprachassistent Siri wäre ohne Nuance wohl ziemlich gehörlos. Aber auch Microsoft trat schon als Partner auf: Seit dem Jahr 2019 entwickelt man eine Lösung für Gesprächsnotizen von Ärzten für digitale Patientenakten.
Profitables Geschäft
Das Geschäft mit der Sprache lohnt ich: nach einem verlustreichen Geschäftsjahr 2018/2019 konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 bei einem Umsatz von 1,48 Milliarden Dollar ein Gewinn von 91 Millionen Dollar erwirtschaftet werden, rund 6.000 Mitarbeiterarbeiten beim US-amerikanische Unternehmen.
Microsoft auf Shopping Tour
Microsoft hingegeben diversifiziert sich weiter und verbreitert sein Portfolio mit Nuance noch weiter, sofern die Wettbewerbshüter diesem Deal zustimmen. Bereits zwölf weitere Firmen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) hat das Unternehmen in den letzten 5 Jahren übernommen, ähnlich wie auch Apple, Google und Facebook welche noch mehr Akquisitionen vorweisen können. Zudem steht auch eine Übernahme vom Chat-Dienst Discord im Raum.
Was wird aus Siri?
Bleibt die Frage, wie Microsoft mit Apple und Siri umgehen wird. Der Sprachassistent mit der weiblichen Stimme ist integraler Bestandteil der Konzernstrategie Apples und aus den Produkten rund um iPhone, iPad und Homepod nicht mehr wegzudenken. Ein Verlust der Kernkomponente wäre daher scheinbar dramatisch. Unbekannt ist jedoch, wie weit die vertraglichen Beziehungen überhaupt noch gehen und ob Lizenzvereinbarungen oder ähnliche Bestimmungen bestehen, immerhin liegt die Zusammenarbeit bereits Jahre zurück. Letztlich ist es aber auch egal: Apple hat aber genug finanziellen Spielraum, um dies in kürzester Zeit zu kompensieren- das weiß auch Microsoft. Zudem gilt der Technologiekonzern aus Redmond als pragmatisch was seine Zusammenarbeit mit Konkurrenten angeht. Nicht nur bei seinem ebenfalls auf Apples MacOS und iOS verfügbaren Office Paket zeigte das Unternehmen, dass man dahingehend flexibel ist. Auch nach Aufgabe seines eigenen Handybetriebssystems streute man seine eigenen Produkte auf Handys von Google und Apple, mit dem Surface Duo ist sogar ein eigenes Gerät mit Android Betriebssystem erhältlich. Ein Aus eventueller Geschäftsbeziehungen mit Apple ist daher wohl selbst im Falle bestehender Abkommen eher nicht zu befürchten.
Ausblick auf die Zukunft
Mit Nuance kauft Microsoft ein bestens darstehendes und gut positioniertes Unternehmen im Kernbereich einer Zukunftsbranche. Hier sind auch in Zukunft hohe Gewinne zu erwarten, Microsoft dürfte dies weiteren Aufschub geben, was ganz sicher nicht zum Nachteil der Anleger ist. In neue Höhen wird die Aktie jedoch nicht klettern.
12.04.2021 - Matthias Eilenbrock - me@ntg24.de
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