Nordex freut sich über hohe Nachfrage, auch Siemens Energy profitiert vom Ausbau der Windenergie, RWE spürt ebenfalls Rückenwind und bei Vestas macht sich unter den Anlegern Vorfreude breit
Die Windkraft nimmt in Deutschland an Fahrt auf
Die gescheiterte Ampel-Koalition genießt keinen guten Ruf und es werden ihr zahlreiche Versäumnisse nachgesagt. Den einen oder anderen Erfolg konnte die Regierung in den letzten Jahren aber doch erreichen. So zeigt sich aktuell etwa, dass es große Fortschritte bei der Windkraft gibt, sehr zum Wohlgefallen hiesiger Unternehmen aus der Branche.
In einer aktuellen Pressemitteilung spricht der Bundesverband Windenergie (BWE) von einem „Rekordjahr“ bei der Windkraft. 2024 seien Projekte an Land mit einer Leistung von 14 Gigawatt genehmigt worden. Das soll sich in Zukunft beim Bau bemerkbar machen. Für 2025 wird die Errichtung von Analgen mit einer Kapazität von 4,8 bis 5,3 Gigawatt gerechnet. Im Jahr zuvor waren es, auch aufgrund von Lieferschwierigkeiten, lediglich 3,25 Gigawatt.
Die Branche ist also auf Wachstumskurs, und davon können heimische Anbieter schwer profitieren. Gute Laune machte sich am Mittwoch bei der Aktie von Nordex (DE000A0D6554) breit, die um 5,1 Prozent bis auf 12,48 Euro zulegen konnte. Der Konzern informierte bereits über starke Zahlen für 2024 und ambitionierte Prognosen für das neue Jahr. Die nun vorgelegten Zahlen des BWE verleihen den Bullen zusätzliches Selbstbewusstsein und die bereits in der vergangenen Woche gestartete Erholung scheint richtig an Fahrt aufzunehmen.
Siemens Energy hilft gerne mit
Die jüngsten Erfolge könnten erst der Anfang gewesen sein, denn bis 2030 will Deutschland seine Stromversorgung zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien bestreiten, wobei der Windkraft eine Schlüsselrolle zukommt. Es wird also tatkräftigte Unterstützung gebraucht, was auch für Siemens Energy (DE000ENER6Y0) und die noch immer dezent kriselnde Tochter Gamesa eine Chance darstellen könnte. Zumindest bisher stammen fast alle Windräder in Deutschland aus der EU und ein nennenswerter Einfluss aus China, wie es ihn etwa in der Solarbranche gibt, spielt kaum eine Rolle.
Der ohnehin stark performenden Siemens Energy-Aktie verleiht dies wieder Auftrieb. Um 2,7 Prozent konnte der Titel sich am gestrigen Mittwoch in Richtung Norden bewegen und den Kurs bsi auf 52,22 Euro verbessern. Zwar reicht es nicht, um wieder neue Rekorde auf die Beine zu stellen. Aufschläge von rund 340 Prozent auf Jahressicht können sich jedoch mehr als sehen lassen. Potenziell profitiert Siemens Energy beim Ausbau der Erneuerbaren zusätzlich vom dafür notwendigen Netzausbau.
RWE im grünen Bereich
Letzterer dürfte auch bei RWE (DE0007037129) eine bedeutende Rolle spielen und im gestrigen Handel machte sich ebenfalls Zuversicht bemerkbar. Der Aktienkurs verbesserte sich um respektable 2,2 Prozent auf 28,98 Euro. Wichtig für alle beteiligten Akteure wird letztlich aber auch sein, dass die Politik von ihrem bisherigen Kurs nicht allzu sehr abweicht. Das scheint mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl jedoch alles andere als sicher. Die in Umfragen führende Union aus CDU und CSU ließ bereits anklingen, bei der Energiepolitik vielleicht manche Änderung auf den Weg bringen zu wollen.
Aus der Branche gibt es bereits Stimmen, die vor einem Abbruch der Ausbaupläne warnen. Als besonders wichtig für die jüngsten Erfolge wird angesehen, dass die Ampel-Regierung dem Windkraftausbau per Gesetzt ein überragendes, öffentliches Interesse eingeräumt hat. Das macht Genehmigungen einfacher und beschleunigt den Aufbau dringend benötigter Kapazitäten. Dementsprechend dürfte nicht nur RWE darauf hoffen, dass die neue Regierung an dieser Regelung nicht rütteln wird.
Trendwende bei Vestas?
Das dürfte auch auf dem Wunschzettel der Aktionäre von Vestas (DK0061539921) stehen, die einen Erfolg mehr als gut gebrauchen könnten. Schließlich stürzte die Vestas-Aktie in den letzten zwölf Monaten um etwa 50 Prozent ab und notierte zuletzt nur knapp über ihrem 52-Wochen-Tief. Am Mittwoch tankten die Käufer nun etwas frischen Mut und es ging um gut vier Prozent bis auf 13,28 Euro aufwärts.
Europäische Windkraftkonzerne beschwerten sich in der Vergangenheit nicht unbedingt nur um fehlende Förderungen. Gefehlt hat es ihnen oftmals viel mehr an Planungssicherheit, da neue Projekte viel zu oft in endlosen Genehmigungsverfahren steckenblieben und noch dazu auf Widerstand von Bürgerinitiativen trafen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird in der Branche aber ein Umdenken festgestellt. Vielleicht wird so auch Vestas endlich wieder Erfolge feiern können. Die Charttechnik bleibt für den Moment zwar ein unschöner Anblick. Den Grundstein für ein Comeback könnten die Bullen aber gelegt haben.
Mit wehenden Fahnen
Nach einigen zermürbenden Jahren mit teils enttäuschender Nachfrage, rapide sinkenden Margen und anderen Baustellen scheint die Windkraft endlich wieder in den Wachstumskanal zurückfinden zu können. Beim aktuellen Tempo des Ausbaus wäre mehr als genug Raum, um mehreren Aktien hübsche Kursaufschläge zu ermöglichen. Doch der Wahlausgang im Februar wird darauf entscheidenden Einfluss haben. Wer sich nicht nur auf das Prinzip Hoffnung verlassen möchte, kann die nächsten Wochen daher noch entspannt abwarten.
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16.01.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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