Nvidia zurück an der Spitze, Intel dürfte darauf mit Wehmut blicken, AMD bleibt Verfolger und TSMC ist der lachende Vierte
Die Machtverhältnisse im Halbleitersegment sind kaum wiederzuerkennen
Vor rund 20 Jahren war Nvidia noch ein eher kleines und an den Börsen kaum beachtetes Unternehmen. Sein Geld verdiente der Konzern mit dem Verkauf von Grafik-Chips, die vornehmlich in PCs von Gamern zum Einsatz kamen. Jene dienen heute als Grundlage für KI-Chips und das einstige Kerngeschäft ist in den Bilanzen kaum noch mehr als eine Randnotiz.
Für Nvidia (US67066G1040) hat sich dies mehr als ausgezahlt. Das Unternehmen legte ein beispielloses Wachstum hin und konnte mit seinen Quartalszahlen immer wieder sämtliche Erwartungen sprengen. In der Folge kletterte auch der Aktienkurs in schwindelerregende Höhen. Vor dem Wochenende ging es bis auf 141,54 US-Dollar aufwärts; die Marktkapitalisierung legte zeitweise bis auf 3,53 Billionen Dollar zu.
Damit ist Nvidia erneut zum wertvollsten Unternehmen der Welt avanciert und ließ den iPhone-Hersteller Apple zumindest für einen kurzen Moment hinter sich. Zwar spielen hier auch Erwartungen an die anstehenden Quartalszahlen eine Rolle. Dennoch verdeutlich das Ganze, welches Gewicht der Konzern im Chip-Segment heute hat. Nichts ist derart heiß begehrt wie die KI-Beschleuniger, um die sich Tech-Giganten aus aller Welt regelrecht reißen und dabei fürstliche Margen ermöglichen.
Intel: Chance verpasst!
Ganz anders läuft es momentan bei Intel (US4581401001), wo die Verkäufe schwächeln und die Probleme kein Ende zu kennen scheinen. Im Jahr 2005 war der US-Konzern noch unangefochten an der Spitze. Laut einem Bericht der „New York Times“ erkannte der damalige Chef Paul Ottelini das Potenzial von Nvidia und strebte eine Übernahme an. 20 Milliarden Dollar sollten dafür fließen, was damals noch eine unvorstellbar hohe Summe gewesen wäre.
Angesichts der aktuellen Gewinne von Nvidia wäre es aber das wahrscheinlich größte Schnäppchen der Börsengeschichte gewesen. Der mittlerweile verstorbene Otellini scheiterte schließlich am Aufsichtsrat, welcher durch vorherige Übernahmen verunsichert zu sein schien. In diesem Fall hätte sich etwas Mut ausgezahlt. Intels Marktkapitalisierung beläuft sich aktuell auf bescheidene 97 Milliarden Dollar. Nvidia bringt es also derzeit mal eben auf etwa das 35-fache.
AMD auf Aufholjagd
Auch AMD (US0079031078) erkannte, welche Rolle GPUs in Zukunft noch spielen könnten, hätte sich Nvidia aber in den 2000er Jahren kaum leisten können. Gegriffen wurde zum ärgsten Konkurrenten in Form von ATI, was mit 5,4 Milliarden Dollar zu Buche schlug. Der Konzern konnte davon aber lange Zeit nicht profitieren, geriet aufgrund der enormen Belastungen sogar an den Rande der Existenz. Immerhin gelang mit den Ryzen-Prozessoren im CPU-Bereich ein beeindruckendes Comeback.
In Sache GPUs läuft AMD Nvidia allerdings dieser Tage hinterher. Gerüchten zufolge wird für die nächste Generation gar nicht erst mit Highend-Chips geplant, da diese dem grünen Konkurrenten schlicht nicht das Wasser reichen könnten. Dementsprechend gelangen im KI-Segment bislang auch noch keine allzu großen Durchbrüche. Mit dem MI300 konnte AMD manchen Achtungserfolg erzielen, die Marktanteile aber allem Anschein nach nicht nachhaltig durcheinanderwirbeln. Der Aktienkurs fiel zum Wochenende mit 156,23 Dollar gut, aber nicht spektakulär aus. Die Marktkapitalisierung beläuft sich momentan auf rund 250 Milliarden Dollar. Immerhin kann damit der ewige Rivale Intel deutlich übertrumpft werden, obschon AMD an sich ein deutlich kleineres Unternehmen ist.
TSMC ist schwer gefragt
Mit einem breiten Grinsen verfolgt TSMC (US8740391003) die Konkurrenz im Chip-Segment von der Seitenlinie aus und kann sich aufgrund seiner überlegenen Fertigungstechnologie sicher sein, in jedem Fall hübsche Auftragseingänge zu bekommen. Bei den letzten Zahlen konnte der Konzern mit einigen sehr erfreulichen Überraschungen punkten und der Aktienkurs konnte zeitweise neue Höchststände erreichen.
Momentan spricht alles dafür, dass dieser Erfolgskurs fortgesetzt werden kann. Samsung kämpft Gerüchten zufolge mit katastrophalen Yields bei den neuesten Fertigungstechnologien und Intel hängt noch ein Stück weiter hinterher. Allerdings lehrt die Erfahrung auch, wie schnell die Lage bei den Auftragsfertigern sich wieder ändern kann. Auf bereits erreichten Erfolgen sollten sich daher weder das Unternehmen noch die Anleger allzu lange ausruhen.
Gemischte Gefühle
Der Chipsektor zeichnet momentan ein recht buntes Bild. Auf der einen Seite steht der anhaltende Boom der KI-Chips, was Nvidia zuverlässig schwindelerregende Gewinne beschert. Dem gegenüber steht aber eine eher schwache Entwicklung bei Chips für den Einsatz in Servern und bei Heimcomputern. Dort scheinen wir es noch immer mit einem zyklischen Geschäft zu tun haben, während KI-Chips allem Anschein nach immer gefragt sind. Aktuell fällt es da leicht, Gewinner und Verlierer zu unterscheiden. Doch wahrscheinlich werden wir in 20 Jahren erneut mit Unglauben darauf zurückblicken, wie sehr die Landschaft sich doch verändert hat.
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27.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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