Drama um Oracle: Google wechselt zu SAP - droht nun der Absturz?
Strategisch bedeutender Kunde Google gibt Oracle den Laufpass und wechselt zu SAP
Während in Deutschland am Ostermontag Feiertagsruhe herrschte, startete die Woche für Oracle (US68389X1054) mit einem heftigen Tiefschlag: Erst verlor man gegen die Google-Muttergesellschaft Alphabet (US02079K3059) vor dem Obersten US-Gerichtshof eine milliardenschwere Klage wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen, dann kündigt dieser auch noch an, seine internen Finanzoperationen nun mit Software von SAP (DE0007164600) zu führen.
Milliardenschweres Verfahren über Jahre
Dabei konnte Oracle sich in der Vorinstanz noch durchsetzen, doch am Ostermontag hob der Supreme Court in Washington in einer 6:2-Entscheidung die Entscheidung wieder auf. Hintergrund des Verfahrens waren angebliche Urheberrechtsverletzungen im Programmcode des Handy-Betriebssystem Google Android. Google hatte rund 11.000 Zeilen Software-Code der Programmiersprache Java genutzt.
Mit der Übernahme im Jahr 2010 von Java Inhaber Sun Microsystems lagen die Rechte dieser Programmiersprache allerdings bei Oracle, weshalb die entsprechende Klage noch im selben Jahr erfolgte. Google hingegen argumentierte, dass das Java ursprünglich offen und kostenlos entwickelt und angeboten wurde. Da es um zentrale Programmierschnittstellen für Programme und Apps gehe, würde eine Ausweitung der Java-Lizenz auf diesen Bereich Innovationen fast komplett lahmlegen.
Nachdem sich das Verfahren nunmehr seit Jahren mit wechselnden Ergebnissen durch die Instanzen gezogen hatte, wurde nun das finale Urteil gesprochen: Nach Auffassung der Richter liegt eine angemessene Verwendung der Software vor - die von Oracle geforderten rund neun Milliarden Dollar hohe Entschädigung hätten keine Basis
Während dies für Google bzw. dem Mutterkonzern Alphabet ein wichtiger strategischer Sieg ist, muss hingegen Oracle einen Rückschlag einstecken.
Google wechselt zu SAP – Aber nicht ganz
Das Google dann infolge auch noch zum Konkurrenten SAP wechselt, ist für die strategische Ausrichtung Oracle vielleicht dann schon schwerer zu verkraften. Seit Jahren gab man stolz an, dass reihenweise große und medial bekannte Unternehmen von SAPs ERP Lösung zur eigenen Software Fusion ERP gewechselt waren. Mit Google hat nun der wohl ärgste Konkurrent einen der bekanntesten Technologie-Konzerne der Welt als Kunden vorzuweisen, welcher sich bewusst gegen Oracle entschieden hat.
Auf der anderen Seite ist der Wechsel von Google jedoch nicht so dramatisch, wie es auf den ersten Blick aussieht: Der Wechsel betrifft nur die ERP Software, andere durchaus entscheidende Dienste von Oracle werden von Alphabet wohl weiterhin genutzt.
Fazit: Vorsichtige Entwarnung
Trotz fehlender weiterer Details zum Vertrag mit SAP kann hier jedoch wohl vorsichtig Entwarnung bei Oracle gegeben werden. Google bleibt wohl weiterhin als wichtiger Partner erhalten, der Markt reagiert am Dienstagmorgen auch entsprechend verhalten. Sollte sich jedoch herausstellen, dass Google noch weitere Dienste abzieht, muss die Situation wohl nochmal neu bewertet werden.
06.04.2021 - Matthias Eilenbrock - me@ntg24.de
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