China exportiert Palladium – wo liegt dann der Korrekturboden?
Palladium auf der Suche nach dem Korrekturboden
Der Marktpreis von Palladium steht derzeit in mehrere Richtungen unter Druck. Konjunktursorgen in China, der EU und den USA fallen mit politisch entschiedenen Sanktionseffekten gegen Russland zusammen. Die Re-Exporte Chinas von möglicherweise aus Russland stammenden Palladiums werfen dabei aber nicht nur Fragen nach der Wirksamkeit von Sanktionen, sondern auch nach der Konjunkturdynamik Chinas auf. Aus charttechnischer Muster-Perspektive hat Palladium dabei mehrere Möglichkeiten, weitere Abwärtsimpulse konstruktiv für eine Bodenmuster-Bildung zu nutzen. Die kommenden Wochen dürften deshalb insbesondere für Palladium interessant werden.
Der Palladiumpreis in US-Dollar (XC0009665529) steht derzeit unter hohem politischen Sanktionsdruck. Dabei ringen gegensätzliche Kräfte miteinander, da die Effekte der aktuellen und geplanten Sanktionen durchaus andere Wirkungen haben könnten als geplant.
Dazu trägt auch ein volatiles globales Konjunkturumfeld bei. Auf der Nachfrageseite des Marktes drücken schwache Wirtschaftsdaten in Europa und den USA auf die Stimmung, hinzu kommt die angekündigte schnelle Normalisierung der US-Zinspolitik. Hier hoffen viele Marktteilnehmer, dass die schnelle Konjunkturabkühlung in den USA die US-Notenbank dazu veranlassen wird, ihre Zinserhöhungspläne weniger konsequent umzusetzen als bislang kommuniziert.
Zu dieser Situation gesellt sich zudem China, wo neue Fälle von Rinderpest im Osten des Landes die Sorgen einer neuen Beeinträchtigung der Produktion verstärken. China ist mit 30 % Anteil an der weltweiten Palladiumnachfrage der größte Nachfrager des weißen Edelmetalls. Das Tempo der chinesischen Bestrebungen, den Schadstoffausstoß bei Automobilen zu senken, ist damit einer der zentralen Einflussfaktoren für die Dynamik der globalen Palladiumnachfrage.
Die Angebotsseite des globalen Palladiummarktes ist aber kaum weniger turbulent. Denn das Risiko von Lieferunterbrechungen aus Russland ist bedeutend. Wie die G7-Staaten auf ihrem Treffen in Deutschland feststellten, schafft der russische Marktanteil bei Palladium von 43 % im Jahr 2020 potenziell hohes Disruptions-Potenzial.
Und Pressemeldungen zufolge hat China in den ersten 5 Monaten dieses Jahres 5.200 Unzen Palladium nach Italien, Kanada und Hongkong exportiert, während es im gesamten Jahr 2021 nur 55 Unzen waren. Marktteilnehmer vermuten, dass es sich dabei um russisches re-exportiertes Palladium handelt.
Die jüngsten von Großbritannien eingeführten Sanktionen gegen den russischen Oligarchen Potanin, der 36 % der Aktien des weltgrößten Palladiumproduzenten Nornickel hält, tun ein Übriges. Erst vor wenigen Wochen hatte der Londoner Platin- und Palladiummarkt als auch die Chicagoer Metallbörse einige russische Unternehmen von Palladiumlieferungen an diese Handelsplätze ausgeschlossen.
Ein Blick auf die langfristige Preisentwicklung von Palladium in Chart 1 zeigt, dass der Nettoeffekt obiger Einflussfaktoren durchaus zu einem weiteren Abwärtsimpuls führen könnte. Allerdings liegt bald im Bereich von 1.494 Dollar eine starke Kreuzunterstützung auf Monatstiefstkurs-Basis. Auf Schlusskurs-Basis liegt ein potenzieller Boden höher, und zwar im Bereich des Monatsultimos des November 2021 bei 1.728 Dollar (gestrichelte blaue Horizontale).
Palladium in US-Dollar auf TradingView
Chart 2 zeigt nun die kürzere Entwicklung auf Wochencandle-Basis. Dort zeigt sich, dass auch auf dieser Zeitskale ein schneller Rückgang bis in den Bereich um 1.500 Dollar möglich ist, der dabei sogar die Symmetrie eines vermuteten Doppelbodens weiter erhöhen würde. Dies setzt aber einen Wochenschlusskurs oberhalb von 1.743,16 Dollar voraus.
Palladium in US-Dollar auf TradingView
Und was ist das Fazit?
Die jüngsten Exportzahlen Chinas für Palladium zwischen Januar und Mai 2022 werfen Fragen auf. Nicht nur bezüglich der Wirksamkeit von Sanktionen gegen Russland, sondern auch in Bezug auf die Konjunkturentwicklung Chinas. Denn wenn China gerade nach dem schwachen Corona-Jahr 2021 mit einer dynamischen Aufwärtsentwicklung bei der Palladiumnachfrage rechnen würde, passt ein sprunghafter Anstieg chinesischer Palladium-Exporte nicht wirklich ins Bild.
Aus charttechnischer Perspektive sind für Palladium in den kommenden Wochen mehrere musterkompatible Entwicklungsszenarien möglich, die mit der aktuellen Chartstruktur kompatibel und teilweise musterbezogen verknüpft sind. Sollte der Palladiumpreis auf Wochenschlusskurs-Basis die Marke von 1.743,16 Dollar halten können, bleibt ein Doppelboden das wahrscheinlichste Konsolidierungsmuster. Sollte Palladium jedoch unter die Marke von 1.494 Dollar fallen, wären alle Szenarien einer kurzfristigen Bodenbildung hinfällig.
05.07.2022 - Arndt Kümpel
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)