Pfizer korrigiert erneut die eigenen Prognosen und schickt damit nicht nur die eigene Aktie baden
An den Märkten wurde mehr erwartet
Es ist erst etwa zwei Monate her, dass der Pharmakonzern Pfizer seine Anleger mit einer deutlichen Umsatz- und Gewinnwarnung verschreckte. Nun schiebt das Management die nächste Kröte nach, welche die Anteilseigner wohl oder übel schlucken müssen. Die Ziele für das kommende Jahr wurden deutlich nach unten bewegt, was an den Märkten überhaupt nicht gut ankommt.
Konkret erwartet Pfizer (US7170811035) für 2024 nun nur noch einen Gewinn je Aktie im Bereich von 2,05 bis 2,25 US-Dollar. Selbst im besten Fall werden die Erwartungen der Analysten damit massiv verfehlt. Die Konsensschätzung sah ein EPS in Höhe von 3,16 Dollar für das kommende Jahr vor. Nicht ganz so dramatisch sieht es bei den Umsätzen aus, wo Pfizer 58,5 bis 61,5 Milliarden Dollar in Aussicht stellt. Auch dort können die Erwartungen der Märkte letztlich aber nicht erreicht werden. Analysten schätzten den Umsatz für 2024 bisher auf 62,65 Milliarden Dollar.
Es zeigt sich wieder einmal, dass Pfizer sich auf einstige Umsatzbringer wie den Corona-Impfstoff Comirnaty nicht länger verlassen kann. Für 2024 werden hier noch Umsätze in Höhe von acht Milliarden Dollar veranschlagt. Das ist noch immer gutes Geld, aber eben auch weit entfernt von den Rekorden aus der Vergangenheit. Zudem scheint der Konzern auch den Beitrag des übernommenen Krebsmedikamentenspezialisten Seagen als eher überschaubar einzuschätzen.
Pfizer bleibt optimistisch, die Anleger treten die Flucht an
Trotz der wenig erfreulichen Nachricht gibt sich Pfizer noch immer recht zuversichtlich. CEO Albert Bourla verwies auf laufende Einsparungsprogramme, mit denen bis Ende 2024 wenigstens vier Milliarden Dollar an Kosten reduziert werden sollen. Damit will der Pharmariese mittelfristig wieder an Margen aus Zeiten vor der Corona-Pandemie anschließen. Pfizer wies auch darauf hin, dass die nun kommunizierten Einsparpläne 500 Millionen Dollar mehr ein Einsparpotenzial im Vergleich zu früheren Schätzungen aufzeigen würden.
Den Anlegern reicht das allerdings nicht aus, um in spontane Freudensprünge zu verfallen. Die Pfizer-Aktie reagierte mit einem regelrechten Ausverkauf auf die neuerliche Gewinnwarnung. Am Mittwoch ging es mit dem Papier um 8,3 Prozent bis auf 24,30 Euro in die Tiefe. Zeitweise wurde bei 23,95 Euro schon ein neues 52-Wochen-Tief markiert und Anzeichen für einen Ausbruch aus dem Abwärtstrend fehlen weiterhin komplett.
Doch nicht nur die eigene Aktie gerät nach den wenig erfreulichen Neuigkeiten unter Druck. Auch beim Partner BioNTech (US09075V1026) wurden gestern tiefrote Vorzeichen eingefahren. Hier ging es mit den Kursen um knapp 5,5 Prozent bis auf 86,46 Euro in die Tiefe. Auf Jahressicht hat sich der Kurs des einstigen Vorzeigeunternehmens an der Börse bereits in etwa halbiert. Den Aktionären fehlt es an greifbaren Aussichten darauf, wie die Geschäfte in absehbarer Zeit wieder neuen Schwung erhalten sollen.
Der Blick ins Ungewisse
Es ist nicht so, als hätten Pfizer und BioNTech nichts mehr in der Hinterhand. Die Pipelines der Pharmakonzerne sind bestens gefüllt mit Medikamenten, die im besten Fall eine waschechte Revolution in der Medizin auslösen könnten. Doch wird es selbst im Optimalfall noch eine ganze Weile dauern, bis damit tatsächlich Geld verdient werden kann. Wie in der Zwischenzeit Margen und Gewinne wieder aufpoliert werden sollen, diese Frage bleibt in den Augen vieler Aktionäre noch offen.
Noch dazu sorgt die Charttechnik für immer mehr Druck und die Abwärtsbewegung im Chart ist nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn die Bewertung von Pfizer nun das niedrigste Niveau seit fast zehn Jahren erreicht hat, so fehlt es an überzeugenden Argumenten für einen Einstieg. Es ist nicht auszuschließen, dass die Kurse noch weiter nachgeben werden, bevor sich endlich eine nachhaltige Erholung einstellt. Der Verbleib auf der Seitenlinie ist da mit Sicherheit nicht die schlechteste Option.
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14.12.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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