Deutsche Post: Verrennt sich der Vorstand?
Wie weiter mit Problemkind Streetscooter?
Die DEUTSCHE POST bzw. deren Aktie gehört an der deutschen Börse eher zu den Akteuren, die relativ unauffällig agieren. Natürlich gerät der Konzern immer wieder im Fokus bezüglich den Wachstumsaussichten für sein Kerngeschäft, dem Briefverkehr, wie auch den weiteren Chancen im Bereich Logistik (DHL), die in letzter Zeit durch die Ent-Globalisierungs-Tendenzen aufgrund der verschiedenen Handelsstreitigkeiten diskutiert werden müssen.
In den vergangenen Tagen lieferte die DEUTSCHE POST allerdings einige größere Einblicke in die weitere Geschäftsstrategie. Allerdings, und das sei vorweg geschickt, aus unserer Sicht durchaus etwas schwierige Ansätze, die für die Aktien-Perspektive problematischer werden könnten. Den Anfang macht das Dauerthema Streetscooter.
Streetscooter wird zum Klotz am Bein
Dahinter verbirgt sich ein elektrisch betriebener Kleintransporter, der von der POST-Tochter Streetscooter GmbH für den Bonner Konzern und auch für externe Kunden produziert wird. Bislang hinsichtlich des Einsatzes durchaus eine Erfolgsgeschichte. Im POST-Konzern sind derzeit rund 10.000 Fahrzeuge dieser Art unterwegs. Indes: Geld hat die POST damit noch nicht verdient, im Gegenteil.
Wie POST-Vorstandschef Frank Appel dieser Tage ankündigte, rechnet der Konzern auch in diesem Jahr mit einem deutlichen Verlust. Dieser soll im signifikanten zweistelligen Millionenbereich liegen. Deshalb sollen nun Absatz und Produktion hochgefahren werden, um Skaleneffekte und Umsatzsteigerungen zu bekommen. Für dieses Projekt hat man unter anderem einen Manager vom E-Auto-Pionier TESLA geholt. Außerdem konnte man einen neuen Technik-Vorstand gewinnen, der von FORD abgeworben wurde und neben der Produktionsentwicklung auch den chinesischen Markt verantworten soll. Unter dem Strich soll die Produktion auf 20.000 Fahrzeuge hochgefahren werden. Allerdings wird derzeit nur garantiert, dass auch im kommenden Jahr weiter produziert wird.
Das Grundproblem dabei: Faktisch alle klassischen Autohersteller haben inzwischen E-Transporter entwickelt und im Vertrieb. Damit wird insbesondere das externe Geschäft für Streetscooter deutlich schwieriger. Insofern auch verständlich, dass die POST mitteilte, dass man mit potentiellen Partnern und auch mit Kaufinteressenten für die Tochter im Gespräch sei. Allzu lange warten sollte der Konzern allerdings nicht. Denn als deutlicher Verlustbringer könnte Streetscooter Investoren in der DEUTSCHE-POST-Aktie abschrecken, auch wenn insgesamt der Einfluss der Tochter auf die Bilanz überschaubar bleibt.
Aktuelle Ziele der DEUTSCHEN POST fallen durch
Aber: Beim Konzern, dessen operative Margen eher überschaubar bleiben (zum Beispiel 2016-2018 EBIT-Marge bei 5,8 %), zählt sprichwörtlich jeder Euro. Um hier entsprechende Wachstumsperspektiven zu schaffen, setzt die DEUTSCHE POST noch stärker auf eine weitere Digitalisierung. So hatte der Konzern ebenfalls dieser Tage angekündigt, bis 2025 rund 2 Milliarden Euro in die Digitalisierung zu investieren. Allerdings traut sich das Unternehmen noch nicht zu, daraus entsprechende Wachstumserwartungen in die Mittelfrist-Prognose einzuarbeiten. So bestätigte man gerade das Ziel, im kommenden Jahr ein EBIT von mindestens 5 Milliarden Euro zu erreichen (4,3 Milliarden Euro im laufenden Jahr). Allerdings war diese Prognose schon 2014 formuliert worden, bringt also nichts Neues.
Hinzu kommt, dass sich die DEUTSCHE POST für 2022 ein Ziel von mindestens 5,3 Milliarden Euro im EBIT gesetzt hat. Diese doch sehr konservative Prognose fiel vorerst am Markt durch und brachte auch die Aktie der DEUTSCHEN POST unter stärkeren Abgabedruck. Mit dem Ergebnis, dass nun die Zitterpartie beginnt, ob der bisherige Aufwärtstrend aus diesem Jahr halten kann. Zwar gibt es kurz darunter bei rund 27,80 Euro eine erste Auffanglinie. Aber speziell mit Blick auf unsere bisherigen Dispositionen ist hier der Spielraum relativ überschaubar, um weitere Rückschläge auszusetzen.
Aktie hat noch Chancen, aber...
Dabei: Von Bewertungsseite her hätte die Aktie durchaus noch Luft nach oben. Aktuell wird sie mit einem 2019er KGV von 13,5 bewertet. Für das kommende Jahr sind es sogar nur 11,7. Der Durchschnitt der letzten sieben Jahre liegt dabei bei knapp 17.
Fazit: Solange der Aufwärtstrend hält, bleiben wir bei der DEUTSCHEN POST an Bord. Allerdings ziehen wir unseren Stopp-Loss aus dem Zürcher Trend nun deutlich nach oben. Neuer Wert sind 27,50 Euro.
09.10.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
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