Der Druck auf BioNTech lässt nicht nach, auch Valneva und Alibaba bleiben ihren Abwärtstrends treu, besser sieht es bei Amazon aus
Was einstigen Highflyern an der Börse im Weg steht
Innerhalb kürzester Zeit vollzog sich an den Börsen ein vollständiger Stimmungswechsel. Was Ende vergangenen Jahres mit Zinsängsten und nachlassenden Sorgen rund um die Corona-Pandemie seinen Anfang nahm, wurde durch den Krieg in der Ukraine vollends ins Extreme getrieben. In der Folge haben viele Aktien, die im vergangenen Jahr noch steil in die Höhe gingen, immer schwerer zu kämpfen.
Dazu gehört auch die Aktie von BioNTech (US09075V1026), an der viele Anleger trotz weiterhin hoher Umsätze mit Corona-Impfstoffen schlicht das Interesse verloren zu haben scheinen. Zwar gibt es durchaus noch interessante Entwicklungen, und das nicht nur mit Blick auf neue Corona-Vakzine. Vage Aussichten auf neuerliche Erfolge helfen aber kaum weiter in Zeiten, in denen die Börsianer sich an riskante Investments kaum herantrauen.
Trotz einiger kleinerer Erholungen notiert BioNTech derzeit 43,8 Prozent tiefer als noch vor sechs Monaten und just in der vergangenen Woche verpassten die Käufer den Erhalt der 150-Euro-Marke. Auch aus charttechnischer Sicht spricht hier einiges für einen anhaltenden Abwärtstrend. Ob der Omikron-Impfstoff, der mit etwas Glück bis Mai zugelassen und ausgeliefert sein könnte, daran noch substanziell etwas ändern wird, bleibt abzuwarten.
Valneva kommt unter die Räder
Mit ganz ähnlichen Problemen hat Valneva (FR0004056851) zu kämpfen mit dem Unterschied, dass die Franzosen bisher noch nicht einmal einen zugelassenen Corona-Impfstoff in der Hinterhand haben, zumindest nicht in der EU. Eigentlich hätte sich das bis Ende des laufenden Monats ändern sollen, es kam jedoch wieder zu Verzögerungen und nun wird der April für den großen Durchbruch angepeilt.
Die Vorfreude bei den Anlegern hält sich bereits seit einiger Zeit in engen Grenzen und am Freitag belasteten auch noch Meldungen, wonach in den USA die Vermarktung von Corona-Impfstoffen künftig dem privaten Markt überlassen werden könnten. Ob Valneva sich da gegen die überwältigende Konkurrenz durchsetzen könnten, daran scheint es ernsthafte Zweifel zu geben. Zumindest lassen Verluste von fast neun Prozent an nur einem Tag darauf schließen, dass die Anleger eher skeptisch in die Zukunft blicken.
Es ist noch nicht vorbei
Hoffnungen auf eine plötzliche Rallye wurden auch bei Alibaba (KYG017191142) zuletzt enttäuscht. Eine Welle der Erleichterung dauerte noch kurz, bevor in den letzten Tagen wieder neue Vermutungen um ein mögliches Delisting an den US-Börsen auftraten. Zudem belasten eher enttäuschende Zahlen anderer chinesischer Unternehmen und das ungute Gefühlt, dass die Regierung in Peking quasi jederzeit mit neuerlichen Regulierungen willkürlich in den Markt eingreift und Alibaba das Leben schwermachen wird.
Damit befindet die Aktie des Tech-Riesen sich in der gleichen unbequemen Situation wie die Papiere von Impfstoffherstellern. Die Risiken sind schlicht nicht abzusehen und solche Aktien sind momentan einfach nicht gefragt. Stattdessen können sich viele wieder mehr für (vermeintliche) Gewinngaranten begeistern, die zu Jahresbeginn noch mit schwerem Gegenwind zu kämpfen hatten.
Amazon auf Angriffskurs
Amazon (US0231351067) etwa konnte sich seit den Tiefstständen m Januar mittlerweile um über 20 Prozent in die Höhe schwingen und in der vergangenen Woche schon wieder an der Marke von 3.000 Euro kratzen, die es seit November nicht mehr zu sehen gab. Für die neuerliche gute Laune gibt es unterschiedliche Gründe. Einer davon ist ein Reverse Split, welcher die nominellen Kurse schon sehr bald senken wird und darauf hoffen lässt, dass sich dann auch wieder Kleinanleger für das Papier interessieren.
Bei den momentanen Kursen fällt es vielen schwer, die Amazon-Aktie in eine diversifizierte Anlagestrategie zu integrieren, wenn nur ein Anteilsschein schon den Wert so mancher junger Portfolios schon übersteigt. Natürlich bleibt noch abzuwarten, ob niedrigere Kurse allein schon für eine neue Rallye sorgen werden. Die Vorfreude ist aber unverkennbar und das Überschreiten der Linie von 3.000 Euro könnte noch einmal weiteren Rückenwind geben. Zudem gilt Amazon trotz zuletzt nicht unbedingt sensationeller Ergebnisse als deutlich verlässlicher als die meisten Wachstumstitel.
Man kann nicht immer gewinnen
Letztlich hatten die Mahner wieder einmal Recht, als sie schon im vergangenen Jahr davor warnten, dass der Bullenmarkt nicht ewig aktiv werden bleibe. Auch ohne die Ukraine-Krise wäre eine Korrektur früher oder später nicht zu vermeiden gewesen. Es ist aber ebenfalls davon auszugehen, dass der aktuelle Durchhänger mit der Zeit wieder aufgeholt werden wird. Vielleicht nicht heute, wahrscheinlich auch nicht nächste Woche. Doch die Märkte insgesamt werden sich von den jüngsten Verwerfungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erholen. Wie das bei Einzeltiteln aussieht, ist aber freilich nochmal eine ganz andere Frage. Vor diesem Hintergrund erscheint es nachvollziehbar, dass der Faktor Sicherheit wieder eine größere Rolle bei den Börsianern spielt.
28.03.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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29.03.2022 06:45:38 Uhr
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