Aufgrund hoher Standortkosten macht Ryanair seine Drohungen zum Teil wahr und streicht Flüge am Flughafen BER zusammen
Künftig will Ryanair sich mehr auf günstigere Länder konzentrieren
Airlines kritisieren schon seit einer ganzen Weile die hohen Standortkosten in Deutschland. Der Billigflieger Ryanair forderte schon des Öfteren die Regierung zum Handeln auf. Ansonsten drohten Kürzungen beim Angebot. Eben diese Drohung setzt das Unternehmen nun zum Teil schon in die Tat um, wie das Handelsblatt am Dienstag berichtete. Am Flughafen BER wird demnach künftig jeder fünfte Flug der irischen Billig-Airline gestrichen.
Airline-Chef Eddie Wilson sagte dazu, dass Ryanair (IE00BYTBXV33) aufgrund der enormen Kosten gar keine andere Wahl habe. Die Anzahl der in Berlin stationierten Flugzeuge soll von aktuell neun auf sieben reduziert werden. Gleich sechs Verbindungen, darunter nach Brüssel, Luxemburg und Kreta, sollten vollständig wegfallen. Das wird natürlich Auswirkungen auf das Personal haben, wozu aber noch keine konkreten Zahlen genannt wurden. Ryanair schätzt jedoch, dass pro Flugzeug 30 direkt Beschäftigte vonnöten sind. Zwei Drittel davon teilen sich auf das Kabinenpersonal auf, das restliche Drittel besteht aus Piloten.
Für den kommenden Sommerflugplan rechnet Ryanair nun mit 750.000 weniger Sitzplätzen. Diese Kapazitäten will das Unternehmen wohl nicht einfach aufgeben, sondern auf Märkte mit geringeren Kosten verlagern. Als Beispiele wurden Polen, Italien und Spanien genannt. Mit der Kritik an den hohen Abgaben und Gebühren in Deutschland steht der Anbieter nicht alleine da. Erst kürzlich schlug auch die Lufthansa Alarm und forderte die Bundesregierung zum Handeln auf, damit die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Airlines erhalten bleiben kann.
Ryanair legt den Finger in die Wunde
Selbst der Flughafen BER hat Verständnis für die Maßnahmen von Ryanair. Dort wurde die Reduktion von Flügen damit kommentiert, dass die Kritik an immer höheren Steuerbelastungen gut nachvollzogen werden könne. Die staatliche Luftverkehrssteuer habe sich seit 2019 mehr als verdoppelt, und dabei handele es sich nur um einen von vielen Posten, welche die Airlines zahlen dürfen.
Die hohen Kosten sind nach Ansicht von Experten der Hauptgrund dafür, dass die Flugbranche in Deutschland sich noch nicht vollumfänglich von den Pandemiejahren erholen konnte. Bislang können laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft lediglich 71 Prozent des Volumens von 2019 erreicht werden. In Europa liegt der Durchschnitt bei 112 Prozent. Das Institut verweist auf sehr viel günstigere Standortkosten in anderen Ländern.
Demnach würde eine Airline für den Betrieb in Rom nur halb so viel wie in Berlin zahlen, im heimischen Dublin soll es noch einmal viel günstiger sein. Das Bundesverkehrsministerium reagierte auf die Entscheidung von Ryanair kaum weiter. Es heißt lediglich, man werde Maßnahmen prüfen, um die signifikante Erhöhung der Flugsicherungsgebührensätze abzudämpfen. Allerdings sind jene ohnehin der kleinste Posten auf der Rechnung von Ryanair. Viel mehr Kopfzerbrechen bereiten dem Unternehmen Luftverkehrssteuer und Luftsicherheitsangaben, welche zusammen über 90 Prozent der Kosten ausmachen.
Ryanair macht ernst
Mit den nun angekündigten Kürzungen zeigt Ryanair, dass hinter den bereits angedrohten Maßnahmen mehr als nur heiße Luft steckt. Dem Unternehmen scheint es aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr möglich zu sein, das bisherige Angebot in Deutschland zu halten. Für die Politik sollten da eigentlich sämtliche Alarmglocken klingeln. Doch die angespannte Haushaltslage dürfte die Handlungsfähigkeit der dortigen Akteure ebenfalls dezent einschränken.
Was daraus noch folgen mag, bleibt zunächst offen. Die Lufthansa plant trotz hoher Kosten damit, das Angebot in BER weiter auszubauen. Vor allem Billiganbieter ächzen jedoch schwer und scheinen sich auf andere Länder zu konzentrieren. Die Anleger scheinen dies zu begrüßen. Die Ryanair-Aktie konnte am Dienstag um 5,8 Prozent bis auf 15,87 Euro zulegen und damit bei ihrer jüngsten Erholung das Tempo erhöhen. Allerdings lässt sich noch nicht bemessen, wie sich das reduzierte Angebot ab dem kommenden Jahr auf die Bilanzen auswirken mag.
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28.08.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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