Ryanair beschwert sich über deutsche Steuern und droht mit weiteren Flugstreichungen, sollte die Politik nicht einlenken
Die Anleger macht Ryanair mit seinen Drohgebärden nicht glücklich
In den 1990er Jahren wurde Ryanair noch von vielen belächelt und als der bis heute amtierende CEO Micheal O’Leary das Konzept der Billigflieger mehr oder weniger im Alleingang auf die Beine stelle, schenkte man dem an der Börse lange Zeit wenig Beachtung. Doch der Erfolg gibt Ryanair recht. Mittlerweile handelt es sich gemessen an der Passagierzahl um die größte europäische Airline.
Umso mehr Gewicht hat es, wenn Ryanair (IE00BYTBXV33) sich zu aktuellen Themen aus der Branche meldet. Genau dies geschah nun mit Blick auf die Luftverkehrssteuer in Deutschland, wie beim „Handelsblatt“ zu lesen ist. Erst im Mai wurde die Steuer erhöht und in den Augen von Ryanair ist dies mit ein Grund dafür, dass Fliegen hierzulande noch immer sehr teuer sei.
Die Airline verweist darauf, dass der deutsche Luftverkehr sich europaweit am langsamsten von den Rückgängen während der Corona-Jahre erhole. Eddie Wilson in seiner Funktion als Chef des Kerngeschäfts spricht von einem zerrütteten Luftverkehrsmarkt, der dringend saniert werden müsse. Hohe Steuern und Gebühren sowie das „Hochpreis-Monopol“ der Lufthansa würden dazu führen, dass die Preise für Flüge in Deutschland höher als in allen anderen europäischen Ländern seien.
Ryanair droht mit Flugstreichungen
Gefordert wird von der Bundesregierung nun, dass Erhöhungen bei der Luftverkehrssteuer schnellstmöglich wieder zurückgenommen werden. Sollte dies nicht passieren, droht Ryanair bereits mit weiteren Streichungen von Verbindungen. Im nächsten Sommer könnte das Angebot demnach in Deutschland um etwa zehn Prozent zurückgefahren werden, was 1,5 Millionen Plätzen entsprechend würde. Ausgelagert werden könnten diese Kapazitäten in andere Länger, wo der Kostendruck geringer ausfällt. Eine Reaktion aus der Politik auf das Ganze scheint bislang noch nicht vorzuliegen.
Ryanair geht noch weiter und pocht auf geringere Gebühren für die Flugsicherung sowie das Aussetzen von geplanten Erhöhungen bei den Gebühren für Luftsicherheitskontrollen für Passagiere an den Flughäfen. Ryanair steht aufgrund seines Geschäftsmodells in Zeiten tendenziell sinkender Ticketpreise besonders unter Druck. Denn prozentual schrumpft die Marge bei gleichzeitig steigenden Kosten sehr viel schneller als bei großen Airlines wie der Lufthansa.
Für die Politik sind Reaktionen auf derartige Forderungen ein Stück weit eine Gratwanderung. Zum einen ist natürlich nicht gewollt, dass große Unternehmen sich noch weiter aus Deutschland zurückziehen. Das wäre schließlich auch Wasser auf die Mühlen der schrillen Untergangspropheten, welche dieser Tage in immer mehr Ohren anzukommen scheinen. Allerdings wird auch kaum ein Volksvertreter den Eindruck erwecken wollen, sich von der Wirtschaft erpressbar machen zu lassen. Eine schnelle Reaktion ist aber ohnehin nicht zu erwarten.
Die Anleger sind nicht amüsiert
Ob Ryanair bei seinen Drohungen ernstmachen wird oder nicht, ist nochmal eine Frage für sich. Wenig erfreut zeigten sich die Anleger über die Töne, welche das Unternehmen jüngst anschlug. Die bereits angeschlagene Aktie verlor am Dienstag um 1,3 Prozent an Wert und verabschiedete sich mit 14,81 Euro aus dem Handel. In den letzten sechs Monaten purzelte der Kurs schon um mehr als ein Viertel in die Tiefe. Von der Aufbruchstimmung zu Jahresbeginn ist mittlerweile nichts mehr übriggeblieben.
Zwar zeigt sich generell noch immer eine hohe Reiselust in der Bevölkerung. Beim Preis wird aber sehr genau hingesehen, und genau deshalb steht Ryanair zunehmend unter Druck. Ob die Drohungen an die Politik nun als genialer Schachzug oder doch eher als Verzweiflungstat anzusehen ist, das bleibt jedem selbst überlassen. Stärke strahlt die Billig-Airline aus Irland mit derartigen Äußerungen aber gewiss nicht aus. Solche folgen auch nur kurze Zeit nach enttäuschenden Quartalszahlen und einem nicht weniger erfreulichen Ausblick auf das restliche Jahr.
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21.08.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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